MÉMOIRES DE L'ACADÉMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PÉTERSBOURG, VIIE SÉRIE.
TOME IX, № 5.
GRAMMATIK DER ERSAMORDWINISCHEN SPRACHE
NEBST EINEM KLEINEN MORDWINISCH - DEUTSCHEM UND DEUTSCH - MORDWINISCHEN WÖRTERBUCH VON F. J. Wiedemann,
Mitgliede der Academie.
Gelesen am 22. December 1864.
ST. PETERSBURG, 1865.
Commissionäre der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften:
in St. Petersburg | in Riga | in Leipzig |
Eggers et Comp., | N. Kymmel, | Leopold Voss |
Preis: 2 Rub. = 2 Thl. 7 Ngr.
Im November 1865. | K. Vesselofski, beständiger Secretär. |
Buchdruckerei der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
(Wass. Ostr. 9. Lin. No. 12.)
Die Mordwinen sind von allen östlichen Finnenstämmen der am weitesten nach Süden hinabreichende und zugleich der zahlreichste. Ihre Gesammtanzahl mag etwa eine halbe Million betragen, nach den letzten zuverlässigen darüber veröffentlichten Nachrichten — von dem verstorbenen Akademiker Köppen 1852 bei Gelegenheit der Herausgabe seiner ethnographischen Karte von Russland — waren ihrer 480,241, welche sich nach den verschiedenen von ihnen bewohnten Gouvernements so vertheilten: in Pensa 106,025, in Simbirsk 98,968, in Saratow 78,010, in Samara 74,910, in Nishni-Nowgorod 53,382, in Tambow 48,491, in Kasan 14,867, in Orenburg 5,200, in Taurien 340, in Astrachan 48. Sie zerfallen der Sprache nach in zwei Hauptäste, die Ersa und die Mokscha, von welchen die ersteren die zahlreichsten und zugleich noch etwas mehr verrussten sind. Sie waren bis in's vorige Jahrhundert hinein Heiden und verehrten ausser einem höchsten, im Himmel residirenden und einem zweiten, die Erde und die sichtbare Welt überhaupt regierenden Gotte noch eine Anzahl theils männlicher, theils weiblicher Haus- und Naturgottheiten, welchen sie bei den einzelnen Veranlassungen im Leben zunächst ihre Opfer und Gebete darbrachten. Von dem bösen Geiste oder Teufel, šaitan, glauben die Mordwinen, dass er leibhaftig auf der Erde existire und sich in Morästen und Gewässern aufhalte. Ein Alter behauptete, ihn selbst gesehen zu haben. Als er einmal auf einem Flusse fuhr, sei plötzlich ein Kopf mit schwarzen struppigen Haaren und feurigen Augen vor ihm aufgetaucht, er aber habe sich bekreuzt, und da sei der «šaitan» eben so schnell wieder versunken. Er soll besonders gern bei Hochzeiten Störungen erregen und überhaupt selten, meistens nur in der Weihnachtszeit, sichtbarlich erscheinen, wo er durch Gebet und Bekreuzigen zu bannen sei. Ein Manuscript in dem orientalischen Museum der Akademie von einem Hieromonach Makarius enthält eine ausführliche Beschreibung dieses ehemals herrschenden und zum Theil wohl auch noch jetzt nicht ganz aufgegebenen heidnischen Gottesdienstes nach den Aussagen eines alten Mokschanen, welcher selbst mit seiner Familie sich davon schon los gesagt hatte. Die Bekehrung zum Christenthum wurde am eifrigsten unter der Kaiserin Anna betrieben, und öffentliche Heiden giebt es wohl jetzt unter ihnen nirgends mehr. Der letzte öffentliche heidnische Gottesdienst soll im Gouvernement
In der Neujahrsnacht suchen sie durch ein vom Teufel gegebenes Orakel Mittheilung zu erlangen über das, was ihnen das bevorstehende Jahr bringen wird. Sie legen dazu die Kreuze, welche sie um den Hals tragen, ab, damit der Teufel sich nicht fürchte, gehen schweigend auf einen Kreuzweg hinaus und legen sich auf's Gesicht nieder, um auf das prophetische Geräusch zu lauschen, das der «šaitan» sie hören lässt, wie Rauschen von vielen auf dem Felde beschäftigten Schnittern, Rädergeknarre von schwer beladenen Wagen, Klappern von Dreschflegeln, was Alles eine reiche Ernte bedeutet, Hauen mit Beilen, Weinen u. a. Oder der Hausvater legt in jede Ecke der Korndarre eine Getreideähre und sich selbst auf die Tenne nieder, um da das erwartete Geräusch zu vernehmen; bleibt Alles still, so ist eine Missernte zu erwarten. Um zu erfahren, ob man das bevorstehende Jahr überleben wird, wirft man einen grossen Stein in einen tiefen Brunnen; dreht er sich beim Hinabfallen rechts, so wird der Fragende am Leben bleiben, dreht er sich links, so muss er sterben.
Am Dreikönigstage fahren die Mädchen zu zehn bis zwölf in einem Schlitten, mit Schürzen und Bastmatten vermummt, laut schreiend und singend durch das Dorf, während die jungen Männer mit langen hölzernen Schaufeln an den Hofthoren stehen und die Vorüberfahrenden mit Schnee bewerfen.
In der Frühe des Palmsonntags laufen sie mit Ruthen von Haus zu Haus und schlagen die Personen, welche ihnen begegnen.
Zu Ostern wird ein kegelförmiges Weizenbrot gebacken, welches die ganze Osterwoche hindurch auf dem Tische steht und dann an irgend einem verborgenen Orte aufbewahrt wird, bis nach der Aussaat des Getreides; dann wird es zerbrochen und den Pferden zu fressen gegeben
Kurz vor Pfingsten haben die alten Weiber ihr Fest. Sie ziehen an das nächste Wasser hinaus, stecken dort am Ufer junge Bäume in die Erde und bereiten sich einen Eierkuchen, den sie an Ort und Stelle selbst verzehren.
Am Pfingstfest ziehen die jungen Mädchen unter Anführung einer erwählten Königin in den Wald, flechten sich dort Kränze, begeben sich darauf bekränzt und singend Arm in Arm zum nächsten fliessenden Wasser, wo sie eine nach der anderen ihre Kränze hinein werfen, wobei sie allerlei Fragen thun; schwimmt der Kranz leicht weiter, ohne zu sinken, so ist diess eine günstige Antwort. Sonst versammeln sie sich noch auf einem grossen Hofe, machen dort eine Allee aus zwei Reihen in die Erde gesteckter Maien, hinter welchen sie sich niedersetzen, um die in dem Gange wandelnden jungen Männer mit Bier und Branntwein zu bewirthen. Bald gesellt sich dann auch ein Violin- oder Citherspieler dazu, und das Fest schliesst mit einem Balle oder einer Orgie. Früher kamen unterdessen die älteren Leute am Bache zusammen, schlachteten dort auf Kosten der Gemeine unter allerlei aus dem Heidenthume stammenden Gebräuchen einen Ochsen und verzehrten ihn, nachdem er an einem starken Feuer gebraten war; diess aber duldet die Geistlichkeit jetzt nicht mehr.
Am Weihnachtsabend werden kleine Kuchen gebacken, und die Knaben des Dorfes halten, mit kleinen hölzernen Schaufeln versehen, einen Umzug, wobei sie vor jedem Hause ein bestimmtes Liedchen singen und mit ihren Schaufeln den Takt dazu schlagen. Die Hausmutter öffnet dann das Fenster und legt auf jede dargereichte Schaufel einen jener Kuchen. Die übrig
Im Herbst, wenn die Schafe geschlachtet werden sollen, schneidet der Hausvater ein Brot in zwei Hälften und legt die eine unter einen grossen Stein auf dem Hofe, der gleichsam als Opferaltar dient, wo man sie mit den gleichen Opfern früherer Jahre verfaulen lässt. Mit der anderen Hälfte geht er in die Stube und schneidet für jeden der versammelten Hausgenossen ein Stück zum Verzehren ab.
Die Hochzeitsgebräuche sind nach Aussage der Berichterstatter nicht überall dieselben, daher das Nachfolgende nach den Lokalitäten manche Modifikationen erleiden mag. Allgemein ist wohl, dass die Braut keine Mitgabe erhält, sondern umgekehrt der Vater des Bräutigams ihren Eltern eine Summe zahlen muss als Ersatz für die auf ihre Erziehung verwandten Kosten und für den Schaden, welcher durch das Wegfallen ihrer Hülfe dem Haushalt erwächst. Die Bewerbung geschieht oft ohne Wissen der Eltern der Braut. In der vorletzten Nacht vor der Hochzeit geht diese weinend im Hause umher und nimmt Abschied von allen Plätzen und Gebäuden im Vaterhause. Den Abend vor der Hochzeit werden die Verwandten zu dem Bräutigam geladen, wo sie für die mitgebrachten Geschenke mit Speise und Trank bewirthet werden. Nach Tische fährt man zur Braut, aber ohne den Bräutigam. Dessen Vater nimmt drei grosse Kuchen und drei Fässchen Bier und Branntwein mit zur Bewirthung der Verwandten der Braut, welche selbst nicht Theil nimmt an dem Schmause, sondern unterdessen zu einem Nachbar oder Verwandten geht, von wo sie später zur Trauung abgeholt wird. In manchen Gegenden begiebt sie sich aber in dieser Nacht heimlich zu dem Bräutigam zu fleischlicher Vollziehung der Ehe noch vor der priesterlichen Einsegnung. Hier und da ist es Sitte, dass vor der Fahrt zur Kirche die Verwandten mit einem grossen Brot auf die Strasse gehen, sich vor den Pfortenpfosten zur Erde bücken und ein Gebet halten, Alles zum Gedeihen des neuen Hausstandes. Zur Trauung, welche im Beisein der beiderseitigen Verwandten in der Kirche geschieht, begiebt sich die Braut auf dem Wagen oder Schlitten stehend, mit dem Gesicht nach hinten gerichtet, und in dieser Stellung von ihren Gespielinnen gehalten, bückt sie sich und nimmt Abschied von den Häusern und von dem Wege selbst. Nach der Ankunft bei der Kirche wird die Braut von den männlichen Verwandten herausgehoben und auf den Händen zur Kirchenthür getragen, eben so nach der Rückkehr in's Haus. Um die Braut zur Hochzeit abzuholen, begeben sich zwei Freunde in den elegantesten Fuhrwerken vor das Haus und verschaffen sich für ein kleines Geldgeschenk den Eintritt von den Mädchen, welche, vor der Thür stehend, denselben Anfangs verweigern. Nachdem sie in's Wohnzimmer gelangt sind, bleiben sie in der Mitte stehen und werden von den Eltern mit Bier bewirthet, während die Braut selbst im Nebenzimmer mit Heulen und Klagen ihren Schmerz über die Trennung vom Elternhause zu
Sobald ein Kranker gestorben ist, wird er sorgfältig gewaschen, in ein reines Hemd gekleidet und unter das Muttergottesbild gestellt. Dann kommen die Nachbarn und Verwandten in's Haus und bringen Geld, Kuchen, Obst zum Geschenk. Alles Dargebrachte wird von einem alten, zum Verstorbenen hingestellten Manne empfangen, welcher es unter Kniebeugung vor den Todten auf den Tisch legt. Zugleich ruft er im Gebete die verstorbenen Vorfahren an, kratzt mit einem Messer das Geld und nimmt von allen Vorräthen ein Stück ab. Nach diesen Ceremonien holt man auch den Geistlichen zur Bestattung der Leiche. In den Sarg zu ihm legt man die Sachen und auf dem Grabe gedenkt man seiner mit den Speisen und Getränken, die er im Leben geliebt hat. Nach dem Gebete, welches der Priester an Ort und Stelle über den Todten hält, wird er von seinen Alters- und Geschlechtsgenossen am dritten Tage in die Kirche und von da auf den Kirchhof getragen, wo er von dem Geistlichen beerdigt wird. Auf die Stelle im Hause, wo die Leiche gestanden hatte, legt man Asche und Kohlen und stösst ein Messer oder Beil hinein, damit nicht noch Jemand aus der Familie sterbe. Die von der Verfertigung des Sarges nachgebliebenen Späne und Unreinigkeiten führt man sammt dem Besen, mit welchem sie ausgefegt worden, zum Hofe hinaus und wirft sie in der Nähe des Kirchhofes an den Weg. Zur Zeit des Gedächtnissfestes pflegt man an dieser Stelle zu den hingeworfenen
Der Charakter der Ersa wird von Fremden gerühmt. Sie sollen gastfrei, gutmüthig, still, arbeitsam sein, auch zuverlässig und ihrem Worte getreu, obgleich sie durch einen Eid sich nicht anders gebunden halten, als wenn sie ihn beim Hinüberschreiten über einen Lindenzweig geleistet haben. Ihrer Beschäftigung nach sind sie Landbauer, daneben aber auch leidenschaftliche Jäger. Die vorherrschende blonde Farbe zeigt deutlich ihre Verwandtschaft mit den anderen Finnen. Die Männer haben meist ein etwas gefälligeres Aussehen als die Weiber mit ihren gutmüthigen, aber meist ausdruckslosen Gesichtern und ihrem plumpen Körperbau. Die jungen Leute lieben Gesang und Tanz, obgleich der letzte sehr phlegmatisch ist und eigentlich mehr in einer Bewegung der Arme als der Füsse besteht. Ihre Lieder scheinen zum Theil aus alter Zeit zu stammen, doch hört man wohl keine mehr, welche mythologische Andeutungen enthielten, wie bei den baltischen Finnen. Eben so wie diese letzteren unterhalten sie sich auch mit Aufgeben von Räthseln, welche ganz denselben Charakter haben, wie bei den anderen finnischen Stämmen, d. h. sie bestehen aus möglichst schwierigen und gesuchten Umschreibungen eines Gegenstandes, so dass es für einen Fremden, der mit dieser Art Poesie nicht bekannt ist, oft ganz unmöglich ist, das Räthsel zu errathen. Einige Proben davon sind folgende. Kudo ugols meze a putovi? (was legt man nicht in den Winkel des Hauses hin) d. i. al (das Ei). — Kudo końava ruz-avat jakšnit (auf dem First des Hauses wandeln russische Weiber) d. i. śursima (ein Kamm). — Sońs pokš, suleize araś (selbst ist es gross, sein Schatten ist nicht, d. h. Schatten hat es nicht) d. i. mats (ein Keller). — Moń uli kiśkanem, pulodo kundasa, ongy (ich habe ein Hündchen, ich fasse es am Schwanz, es bellt) d. i. tšalgamo (eine
Das Hausgeräthe der Ersa ist einfach wie das der russischen Bauern und wird durchaus von ihnen selbst gemacht. Ihr Webstuhl soll etwas länger sein und zweckmässiger eingerichtet als der russische; ihre Kinderwiege besteht aus einem ovalen, geflochtenen Korbe, welcher an einem starken Stricke von dem Deckbalken herabhängt, so dass er nach allen Seiten hin geschaukelt werden kann.
Die Männer unterscheiden sich in der Kleidung wenig von den Russen; mehr hat sich bei dem weiblichen Geschlecht die Nationaltracht in ihrer Eigenthümlichkeit erhalten, bei welcher neben dem überreichen Perlenschmuck an Hals und Brust besonders zwei Stücke in's Auge fallen. Das eine ist die wohl anderthalb Fuss hohe und einen halben Fuss breite rothe, mit Flittern und bunten Schnüren verzierte thurmartige Mütze der Weiber (pango), ein Sonntagsstaat, an welchen an Festtagen noch ein rothes Tuch befestigt wird; an Werkeltagen tragen sie statt dessen den leichteren volosnik, eine Haube, welche aus einem über ein Gestell von Lindenstäben gezogenen weissen Tuche besteht. Die Mädchen tragen eine runde Kappe von rothem Zeug, am Rande mit blanken Knöpfen und bunten Schnüren verziert. Das zweite, noch auffallendere Stück ist ein Schmuck aus fast anderthalb Fuss langen, schwarzbraunen wollenen Troddelschnüren, der an einem halbmondförmigen, bunten, mit Perlen, kleinen Muscheln, Messingplättchen und bunten Schnüren reich verzierten Gestelle hinten vom Gürtel herabhängt wie ein Pferdeschweif, wovon er auch den Namen hat, pulakš von pulo (Schweif).
Von dem zweiten Hauptzweige, den Mokscha, unterscheiden sich die Ersa nicht bloss durch Tracht und Körperbeschaffenheit, sondern auch ziemlich bedeutend durch die Sprache, obgleich ein grosser Theil des Wortvorraths wohl beiden gemein ist. Sie können sich mehr oder weniger gut mit einander verständigen, je nach der mundartlichen Verschiedenheit und nach der Entfernung, in welcher sie von einander wohnen. Ein Ersa z. B. behauptete, einen Mokschanen ganz gut verstehen zu können, wusste mir auch einiges Mokschanische, das ich ihm vorlas, richtig in's Russische zu übersetzen, während ein anderer, aus einem anderen Gouvernement, meinte, etwa den dritten Theil von dem, was ein Mokschane spräche, mit Leichtigkeit verstehen zu können. Der Unterschied besteht theils in abweichender Aussprache und Betonung gleichstämmiger Wörter, z. B. tši (Tag), tšovine (dünn), tšopoda (dunkel), alkuks (gewiss), kevstems (fragen), oi (Oel), pulo (Schweif), petnevks (Tropfen), marto (mit), rudas (Koth), lia (anderes), lianas (Flachs), mokschanisch ši, šuvanä, šobda, afkylks, kiziftems, vai, pyla, putńafks, marhta, ardas, ilä, ilanas, theils in dem Gebrauche ganz verschiedener Wörter, wie sudo (Nase), ozaź (Sperling), reve (Schaf), skal (Kuh), tehter (Tochter), tät́a, (Vater),
Unter sich sprechen die Ersa nicht gleich, sondern es finden sich, wie überall, so auch bei ihnen mancherlei mundartliche Verschiedenheiten, wodurch die Sprache in manchen Gegenden mehr als in anderen der mokschanischen sich nähert, nirgends jedoch ganz in sie übergeht; sogar einzelne der oben angeführten unterscheidenden mokschanischen Wörter werden von einigen Ersa statt oder neben den eigentlich ersanischen gebraucht, so waren einem Ersa aus dem Tambowschen Gouvernement auch die Wörter utša und stir geläufig, nicht aber die anderen, oben daneben stehenden. Die mundartlichen Abweichungen bestehen nur wenig in unterschiedener Flexion der Wörter, so ausser manchen in der Formenlehre bei Gelegenheit erwähnten in der ersten Pluralperson des Präsens tama — auf mokschanische Weise — statt tanok, im Genitiv und Allativ der bestimmten Declination ńt und ńten statt śt und śten, mehr in der Aussprache. Hier ist besonders das auslautende o und e wandelbar. In vielen Gegenden wird dafür a gesprochen, wie von den Mokscha, wogegen aber wieder, wenn ein Suffix sich anschliesst, das o fast zu u wird. So habe ich also kudo, kudoś, wie ich in der Grammatik schreibe, auch kuda, kuduś sprechen gehört. Ferner wechseln, besonders in Endungen, i und e, z. B. minenik st. minenek, vetškt́adez st. vetškt́adiz, und der Auslaut y (i) im Particip oder der dritten Singularperson des Präsens mit ä (e) oder gar a, auch wohl in anderen Fällen wie tša (Tag) st. tši; der Auslaut ev wechselt mit ei; die Negation a sprechen Einige at (mokschanisch af). Eine andere Ungleichheit besteht darin, dass den mit š anlautenden Wörtern öfters noch ein k vorgesetzt wird, z. B. kšta (Wachs), kšľams (waschen) für šta, šľams, aber nicht in allen Wörtern, oder es steht kšt für štš, wie kštere (Spindel) für štšere. Da es mir weder möglich war, noch nöthig schien, alle diese Ungleichheiten durchgängig vollständig zu berücksichtigen, so habe ich mich bei dem in dem Nachfolgenden Gegebenen an die Mundart eines Ersa aus Simbirsk
Die Literatur des Ersadialektes ist so dürftig, dass aus ihr sich ein vollständiges und richtiges Bild der Sprache wohl nicht gewinnen lässt. Das Hauptwerk ist die im Jahre 1821 in St. Petersburg erschienene Evangelienübersetzung, die aber so voll orthographischer, Form- und syntactischer Fehler ist, dass die darauf basirte grammatische Behandlung von C. von der Gabelentz im zweiten Bande der Zeitschrift für Kunde des Morgenlandes wohl ein Zeugniss giebt von dem Scharfsinn und der Combinationsgabe des Verfassers, aber kein richtiges Bild von der Sprache. In Russland selbst ist wohl der Mokscha-, nicht aber, so viel ich weiss, der Ersadialect grammatisch behandelt worden. Ausser jener Evangelienübersetzung existiren noch gedruckt ein kleiner Katechismus von wenigen Seiten und eine kurze biblische Geschichte, die von einem Landgeistlichen Ochotin im Alatyrschen Kreise des Gouvernements Simbirsk aus dem Russischen übersetzt und ebenfalls in St. Petersburg gedrückt ist; beide sind von derselben Beschaffenheit wie die Evangelienübersetzung, die biblische Geschichte vielleicht mit etwas besserer Sprache, aber mit noch auffallenderen Druckfehlern. Was sich ausser diesen gedruckten Sachen noch handschriftlich in der Bibliothek und in dem asiatischen Museum der Akademie vorfindet, bezieht sich fast ausschliesslich nur auf die Mokschanen und
§ 1. Die wenigen Schriften (vergl. die Einleitung), welche die mordwinische Literatur repräsentiren, sind von Russen verfasst, denen es natürlich am nächsten lag, zur Lautbezeichnung für eine Sprache, die keine besondere Schrift hat, sich ihres eigenen Alphabets zu bedienen. Dazu kam noch die praktische Rücksicht auf die Leser, für welche jene Schriften zunächst bestimmt waren, die Mordwinen selbst, welche, wenn sie es zum Lesen bringen, schwerlich ein anderes Alphabet erlernen als das russische. Diese letzte Rücksicht fallt in einem nur für Linguisten bestimmten Werke weg, und wo man nicht an eine schon stabil gewordene Schreibweise gebunden ist, da ist es überhaupt wohl gethan, zur Darstellung der Laute einer Sprache sich einer möglichst einfachen und consequenten Schrift zu bedienen, weil nur dadurch der Bau der Sprache recht klar und anschaulich gemacht werden kann. Hier ist zum Schreiben mordwinischer Wörter folgendes Alphabet gebraucht:
Consonanten: b, d, g, h, j, k, 1, m, n, p, r, s, š, t, v, z, ž.
Vocale: a, ä, e, i, o, u, y, nebst den Diphthongen ai, äi, ei, oi, ui und den Halbdiphthongen av, ev, ov.
§ 2. Die meisten dieser Buchstaben lauten wie in dem Munde des gebildeten Norddeutschen und sind leicht von selbst verständlich, nur wenige bedürfen noch einer Erläuterung.
Das j gehört mit in die erste Kategorie und ist daher eigentlich ebenfalls schon von selbst verständlich, ich erwähne dessen nur darum hier noch besonders, weil dafür in neueren Sprachwerken häufig das englische y gewählt wird, so auch in der mokscha-mordwinischen Grammatik von Ahlquist; ich habe lieber bei dem den Deutschen geläufigeren j bleiben mögen.
Das n, (nicht ń) bekommt vor g und k regelmässig den gutturalen Laut wie im Finnischen, daher konnte eine besondere Bezeichnung dieser gutturalen Affection des Lautes unterbleiben.
S bezeichnet immer den scharfen (stummen) Zischlaut, russ. c, z den sanften (tönenden), französisch auch z, russ. з; š ist das deutsche sch, franz. ch, russ. ш, und ž also dem entsprechend das franz. j, russ. ж, welcher Laut dem Deutschen fehlt. Die mit Lingualen zusammengesetzten ts, tš, dz, dž hat das Mordwinische ebenfalls, wobei aber auffallend ist, dass in den aus dem Russischen entlehnten Wörtern das russische ч und щ, im Anlaut oft in tś und št gemildert werden, ungeachtet mordwinische Wörter nicht bloss tš und štš, sondern auch die harten Anlaute kšt, kšn, pšk zeigen; es ist jedoch in dem anlautenden tś der Fremdwörter das ś, wie in anderen finnischen Sprachen in gleichem Falle, eigentlich mehr ein polnisches als ein mordwinisches ś, und man hört die hieher gehörenden Wörter oft auch mit einem wirklichen tš sprechen. Wenn auf s oder z in der Flexion oder Wortbildung noch ein s folgt, so wird das vorhergehende s oder z in i verwandelt, welches mit dem davorstehenden Vocal einen Diphthong bildet, z. B. kardais st. kardass, lllativ von kardas (Hof), rudaiso statt rudasso, Inessiv von rudas (Koth), eise st. esse, Postposition in Illativform von es, oisems statt ozsems, Intensivform von ozams (sitzen).
V ist das französische und englische v, deutsch w, aber in den Verbindungen av, ev, ov,
wenn kein Vocal darauf folgt, wodurch v von dem vorhergehenden Vocal getrennt und zur
folgenden Sylbe gezogen wird, erhält es einen halb vocalischen Werth (etwa englisch w), so
dass av, ev, ov fast wie au, eu, ou lauten, z. B. kujav (feist), käžev (zornig), kov (Mond), piľavkst (Sägespäne), levks (Junges), jovks (Erzählung). Im Mokscha
Y bezeichnet den bei den westlichen Finnen fehlenden, bei den östlichen aber ganz gewöhnlichen harten oder gutturalen I-Laut, das russische ы.
§ 3. Die Consonanten können ausser ihrer gewöhnlichen Aussprache noch eine mouillirte haben, eine innige Verbindung mit dem j, was hier durch den darüber gesetzten Accent bezeichnet wird. Vor dem i und e, als so genannten weichen Vocalen (s. unten § 10), nehmen die Consonanten mehr oder weniger deutlich — je nach dem Organ, mit welchem sie ausgesprochen werden, am deutlichsten l, m, n, r, s und z — ohnehin die mouillirte Aussprache an, so dass es nicht nöthig scheint, in diesem Falle sie noch ausdrücklich zu bezeichnen. Wie eben so, umgekehrt, der mouillirte oder nicht mouillirte Endconsonant des Wortes auf den Vocal der Flexionssylben einwirkt, davon ebenfalls weiter unten.
§ 4. Auch sonst noch wird die Aussprache der Consonanten häufig durch die Stellung neben anderen verändert, was hier, als schon in dem Physikalischen der Sprache liegend und in anderen Sprachen eben so vorkommend, ebenfalls nicht weiter bezeichnet ist. Hieher gehört namentlich die gutturale Aussprache, welche das n (s. oben § 2) vor g und k annimmt, ferner die härtere Aussprache von d, g, z, ž (fast wie t, k, s, š) vor t und s, z. B.taradso (mit einem Zweige), piľgs (in den Fuss), kuztems (hinauf bringen), käžteme (ohne Zorn) fast wie taratso, piľks, kustems, käšteme, endlich dieselbe Verhärtung umgekehrt eines d oder g in den mit diesen Buchstaben anlautenden Suffixen unmittelbar nach einem k, p, t, s, š, z. B. tabakdo, zamokga, šurupdo, tsepga, tšortdo, ušatga, zapasdo, veľksga, uräšdo, veńšga, fast wie tabakto, zamokka, šurupto, tsepka, tšortto, ušatka, zapasto, veľkska, uräšto, veńška von tabak (Tabak), zamok (Schloss), šurup (Hahn am Fasse), tsep (Kette), tšort (Teufel), ušat (Zuber), zapas (Vorrath), veľks (Oberraum), uräš (Schwägerin), veńš (Schiff). — In allen diesen Fällen würde durch genaue Bezeichnung der modificirten ursprünglichen Aussprache des Consonanten nicht so viel gewonnen, als an Deutlichkeit und Erkennbarkeit der Wortform verloren ginge.
§ 5. Auch das Gegentheil des oben Besprochenen tritt ein, nämlich eine Schwächung der Consonanten p, t, k, s, š, ts, tš zu b, d, g, z, z, dz, dž. Diess geschieht im Anlaut solcher Wörter, welche dem Sinne nach genau mit dem vorhergehenden zusammen gehören, z. B. ugol pe (Ecke) wie ugol be, sarazoń tolga (Hühnerfeder) wie sarazoń dolga, mon kundan (ich fange) wie mon gundan, son saź (er kam) wie son zaź, tumoń šotško (eichener Balken) wie tumoń žotško, moń tśoram (mein Sohn) wie moń dźoram, lomaneń tšama (menschliches Angesicht) wie lomaneń džama; in eben dieser Verbindung, wo beide Wörter wie eines angesehen werden, geht dann das auslautende n zugleich auch wohl vor Lippenlauten in m über, also z. B. lianazań panar (leinenes Hemd), wie lianazam banar, mon piďan (ich koche) wie mom biďan. — Auch diese Modifikation der Aussprache habe ich aus demselben oben angeführten Grunde in der Schrift nicht bezeichnen mögen, ausser wenn beide zusammengehörige Wörter auch zusammen geschrieben sind, in welchem Falle die einzelnen Theile der Zusammensetzung häufig auch sonst manche Veränderungen erleiden, z. B. azdavi (unbekannt), aus a (nicht) und sodavi (bekannt), tombeľde (von jenseit) aus tona (jener) und pele (Seite) kämgavtovo (zwölf) aus kämen (zehn) und kavto (zwei).
§ 6. Ein anderer Fall der Consonantenschwächung, der in den westlichen Zweigen der finnischen Sprachfamilie eine so überaus wichtige Rolle spielt, die regelmässige Tenuation des letzten Stammconsonanten in gewissen Flexions- und Ableitungsformen, scheint im Mordwinischen nur sehr beschränkt vorzukommen. Ich habe sie nur an s und zum Theil t wahrgenommen, welche bei Verlängerung des Wortes vor Vocalen zu z und d werden, z. B. brat (Bruder) Genit. bradoń, ušat (Zuber), ušadoń, saras (Huhn), sarazoń, kudos (in's Haus), kudozot (in dein Haus), kudozonzo (in sein Haus).
§ 7. Die aspirirten Laute widerstehen den Ersanen. In der eigenen Sprache haben sie sie nicht, und in den vielen aus dem Russischen und Tatarischen entlehnten Wörtern sprechen
§ 8. Vor dem t des Pluralnominativs wird das auslautende n oder ń elidirt oder vielmehr assimilirt, also vakat (Schalen), lomat (Menschen) oder vakatt, lomatt von vakan, lomań; in demselben Falle wird ein auslautendes 1 von einem Theil der Ersanen — ich habe es z. B. an solchen aus dem Gouvernement Tambow gehört — in v verwandelt, also kavt od. kahvt (Fische), vavt od. vahvt (Worte), von kal, val, von der bei weitem grösseren Mehrzahl aber, aus anderen Gouvernements, hörte ich das regelmässige kalt, valt.
§ 9. Eine ähnliche Elision wie das n vor dem t erleidet häufig das t selbst (seltener d) an Verbalstämmen, namentlich von effectiven Verben, wenn davon weiter abgeleitete Verba mit den Suffixen 1 und n gebildet werden, z. B. sornovlems, sornovnems von sornovtoms (schütteln, erschüttern), Effectiv zu sornoms (beben, zittern), jovlems von jovtams (sprechen), važlems von važdams (trösten, zureden), kravlems von kravtoms (vertreiben) etc. Durch dieses Auslassen des t geht eigentlich in den meisten Fällen der Charakter des Effectivs verloren, den das 1 und n an sich nicht haben, und man hört daher in der That auch die vollständigen Formen daneben eben so gut, also sornovtlems, sornovtnems, jovtlems, važdlems, kravtlems etc.
§ 10. Was die Vocale insbesondere betrifft, so ist von ihnen zunächst zu bemerken, dass die in den verschiedenen Sprachen der finnischen Familie mehr oder weniger vollständig und consequent durchgeführte Vocalharmonie sich auch in der Ersasprache findet. Auch hier zerfällt darnach die Flexion und Ableitung in eine so genannte harte und weiche, doch ist die Reihe der sich entsprechenden harten und weichen Vocale keine so vollständige, wie in manchen anderen Sprachen derselben Familie. Ich habe wenigstens in der hier zu Grunde gelegten Mundart des Ersa (vergl. d. Einleitung) nur zwei Vocalpaare gefunden, welche den Gegensatz der harten und weichen Formen bilden, nämlich o und y, als harte, eund i als entsprechende weiche Vocale, das a ist neutral, und u kommt in dieser Mundart nur als Stammvocal vor.
Die Vocalharmonie ist hier auch in so fern eine beschränkte im Vergleich mit manchen verwandten Sprachen, als sie auf die Stammsylben eines Wortes nicht ausgedehnt ist, sondern nur an Suffixen erscheint. Den Grund zu dieser Störung und Trübung des Gesetzes hat man wohl in der enormen Anzahl russischer Wörter zu suchen, welche sich im Mordwinischen eingebürgert haben, und auf welche sich das Gesetz der Vocalharmonie nicht in seiner ganzen Strenge anwenden liess.
§ 11. Die Wahl des harten oder weichen Vocals in den Suffixen hängt theils von dem letzten Vocal des Stammes, theils von dem Auslautsconsonanten ab. Ist dieser Consonant mouillirt oder ein j, so fordert er die weichen Vocale (e, i), so wie diese umgekehrt einem vorhergehenden Consonanten die mouillirte Aussprache verleihen (vergl. § 3), z. B. kaleń, kaľse,
Geht dem Suffix nicht ein mouillirter Consonant vorher, so entscheidet über die Wahl des harten oder weichen Vocals der Vocal der vorhergehenden Sylbe, gleich viel ob auf diesen noch ein unmouillirter Consonant folgt oder nicht. Ist dieser Vocal der letzten Sylbe ä, ei oder ein mit i gebildeter Diphthong, so hat das Suffix die weichen Vocale, sonst die harten, z. B. vireń, virse, virste, virde, virteme von vir (Wald), lišmeń, lišmese, lišmeste, lišmede, lišmevteme von lišme (Pferd), kädeń, kädse, kädste, kädde, kädteme von käd (Hand), oień, oise, oiste, oide, oiteme von oi (Oel), kudoń, kudoso, kudosto, kudodo, kudovtomo von kudo (Haus), eikakšoń, eikakšoso, eikakšosto, eikakšodo, eikakštomo von eikakš (Kind), modań, modaso, modasto, modado, modavtomo von moda (Erde).
§ 12. Eine grosse Beweglichkeit zeigen die Vocale o und e. Einer Seits werden sie nämlich, je nach der harten oder weichen Classe der Flexion, leicht und oft willkürlich und gleichgültig vor Suffixen eingeschaltet, um zu grosse Härten zu vermeiden (vergl. vorhin das Beispiel eikakš), anderer Seits werden sie aber auch eben so leicht elidirt, wenn dadurch die Verbindung mit dem Suffix nicht gar zu hart klingt, z. B. kudso, kudsto, kuds neben kudoso, kudosto, kudos, und endlich noch klingt den ein- und zweisylbigen Wörtern, besonders wenn sie mit einem mouillirten Consonanten schliessen, noch ein leises e (bisweilen wohl nach nicht mouillirten auch ein o) nach, so dass man nicht immer ganz sicher ist, ob das vor den Suffixen stehende e zum Stamm gehört oder eingeschoben ist (wie oben das o bei eikakš), und ob, wenn es vor den Suffixen fehlt, es elidirt ist (wie oben das o in kuds, kudso, kudsto), oder ob auch der Wortstamm schon ohne e zu schreiben ist. Solche Wörter sind z. B. i (ie, je Eis), i (ie Jahr), peľ (pele Seite, Hälfte), kepteŕ (keptere Korb), piteŕ (pitere Beutel), seń (sene blau), uzeŕ (uzere Axt), jakstiŕ (jakstire roth) u. a.
§ 13. Zwei durch Zusammensprechen zweier dem Sinn nach eng zusammengehöriger Wörter oder durch Zusammensetzung zusammenstossende a werden in der Aussprache durch ein dazwischen geschobenes j getrennt (man vergleiche das griechische ν ἐφελκυστικόν und das französische t in a-t-il, parle-t-il), was namentlich der Fall ist, wenn vor einem mit a anlautenden Worte die Negation a steht, z. B. ajarsi (unbedachtsam) von arsems (denken), a jaštšan (ich stehe nicht) von aštšems (stehen); wo man at statt a spricht (vergl. die Einleitung), da fällt das Bedürfniss nach dem trennenden j natürlich weg, und beim Zusammenstossen des a mit anderen Vocalen wird der Hiatus nicht vermieden, z. B. aokota (ungern, Widerwille), airideź (nüchtern, nicht betrunken), auŕadnoi (unordentlich).
§ 14, Auch ohne die Rücksicht auf den Hiatus hört man manche eigentlich und gewöhnlich vocalisch anlautende Wörter mit einem consonantischen Vorschlag sprechen, nämlich mit einem v (man vergleiche dieselbe Erscheinung im Russischen), z. B. vinakodka, voš, vorgodems statt inakodka (Zelter, Passgänger), oš (Stadt), orgodems (fliehen). Es kommt aber bei anderen Wörtern auch das Umgekehrte vor, nämlich, dass solche, die im Russischen, von wo sie entlehnt sind, oder in anderen finnischen Sprachen und selbst noch im Mokschanischen
§ 15. Gedehnte Vocale sind im Ersa — wie auch im Mokscha nach Ahlquist's Darstellung, s. § 3 seiner Grammatik — jedenfalls selten, wenn sie überhaupt vorkommen, wovon ich mich eigentlich noch nicht habe überzeugen können. Sylben mit langem Vocal, unabhängig von der accentuirten Sylbe, habe ich nicht bemerkt, und wo man in einer betonten Sylbe eine Vocallänge könnte zu hören glauben, da hat es mir geschienen, dass die Aussprache doch nicht deutlich verschieden ist von betonten Sylben im Russischen. Die Wörter por (Kreide), vizks (Scheu), laznoms (spalten) z. B., in welchen der Vocal als lang ist bezeichnet worden, haben mir nicht anders geklungen wie etwa die russischen споръ, визгъ, ладить, d. h. nur mit accentuirter, nicht vocallanger Sylbe. Noch schwieriger erscheint es, in betonten offenen Sylben einen langen Vocal zu unterscheiden von dem russischen accentuirten, nicht gedehnten, Vocal in gleicher Sylbe. So habe ich denn darauf verzichtet, in diesem grammatischen Versuche die Vocallänge, etwas, woran ich selbst nicht entschieden glaube, zu bezeichnen. Allerdings könnte man fordern, dass dann dafür wenigstens doch die Accentstelle bezeichnet wäre, allein ich habe auch davon lieber abstehen wollen, weil es nicht möglich war, die Accentuation vollständig durchzuführen. Der grösste Theil der mordwinischen Wörter ist mir freilich, auch wenn sie aus gedruckten oder handschriftlichen Quellen stammten, mündlich bestätigt worden (vergl. die Vorbemerkung zum Wörterbuch), aber ein Theil doch auch nicht, den ich darum doch nicht weglassen wollte, besonders was schon gedruckt vorlag und dadurch gewissermaassen Gemeingut geworden war. Ich muss mich daher darauf beschränken, in einigen allgemeinen Grundzügen die Gesetze der Accentuation anzugeben, so weit sie mir deutlich geworden sind, und in einer Grammatik, welche nicht den praktischen Zweck hat, die Sprache auch sprechen zu lehren, mag es hieran wohl genügen.
Ob die Ersanen früher dieselbe einfache Accentuationsweise gehabt haben, wie ihre baltischen Verwandten, und ob erst durch das massenhafte Aufnehmen von Fremdwörtern, welche anderen Accentuationsgesetzen folgten, die einheimischen Accentuationsgesetze verwirrt wurden, lässt sich nicht bestimmen. Factisch ist es, dass gegenwärtig der Ton eben so gut eine andere Sylbe treffen kann wie die erste, und zur Bestimmung der Accentstelle mögen folgende Regeln gelten, welche sich natürlich nur auf mordwinische oder mordwinisch geformte Wörter (z. B. unter den Verben) beziehen, nicht auf die Fremdwörter.
1) Zweisylbige Nomina (also auch die Postpositionen) haben meist den Accent auf der vorletzten Sylbe, namentlich fast ohne Ausnahme, wenn sie auf die leichten Vocale (vergl. § 12) o und e ausgehen, während die auf äi und Halbdiphthonge ausgehenden ihn auf der letzten haben, grossentheils auch die consonantisch auslautenden, besonders mit starker Position, wie die auf lks, rks, vks. Die auf der Penultima accentuirten behalten den Accent im Genit. des Singulars der unbestimmten Declination, in den übrigen Casus, eben so mit Personalsuffixen, rücken sie ihn um eine Stelle weiter.
2) Die mehr als zweisylbigen Nomina haben den Accent oft auf der letzten Sylbe, aber ebenfalls dann gewöhnlich nicht, wenn sie auf e oder o ausgehen.
3) Regelmässiger als bei den Nomina ist der Accent bei den Verben wegen ihrer gleichmässigeren Bildung. Grundverba haben im Infinitiv, unter welcher Form sie im Wörterbuche aufgeführt sind, den Accent auf der letzten, im Verbalnomen auf me und ino auf der vorletzten Sylbe. Abgeleitete Verba verändern die Accentstelle nicht, sind also, wenn eine neue Sylbe hinzu gekommen ist, im Infinitiv auf der vorletzten Sylbe betont. Dasselbe Prinzip gilt auch für die Personalendungen der Conjugation, welche den Accent auch nicht verrücken, wenn das Wort dadurch um eine oder zwei Sylben länger wird als der Infinitiv.
4) Die zweisylbigen Formen der Pronomina betonen meist die letzte Sylbe, die dreisylbigen die vorletzte, mit Ausnahme des Caritivs, dessen Endung (teme, tomo) immer unbetont ist.
5) Die Cardinalzahlen haben den Accent auf der ersten Sylbe, und wenn in den abgeleiteten Zahlformen das Wort wächst, so wird der Accent darum nicht vorgerückt. In den zusammengesetzten Zahlen, wie in Zusammensetzungen überhaupt, behält jeder Theil den ihm zukommenden Accent.
6) Die zweisylbigen Adverbe und Postpositionen haben den Accent auf der ersten Sylbe, bei den dreisylbigen kommen, in so fern sie Casusformen zweisylbiger Nomina sind, die für die Declination der Nomina geltenden Regeln zur Anwendung.
Da hier nur einige Grundzüge von der Betonungsweise im Ersa-Mordwinischen gegeben werden sollten, so konnten Beispiele für die einzelnen Regeln und die Ausnahmen davon wohl weg bleiben. Die aus dem Russischen und Tatarischen (resp. Tschuwaschischen) entlehnten Wörter behalten natürlich ihre ursprüngliche Accentstelle, da bei der ungleichen Betonung im Mordwinischen selbst kein Grund vorhanden ist, die Fremdwörter durch eine Umbetonung gleichsam zu nationalisiren, wie es wohl Finnen und Ehsten thun wegen des in ihrer Sprache consequent auf die erste Sylbe fallenden Haupttones.
§ 16. Bei der so sehr grossen Anzahl russischer Wörter, welche die Mordwinen in ihre Sprache aufgenommen haben, kann es natürlich nicht fehlen, dass auch ganze Reihen von Wortbildungen unter den mordwinischen sich finden, welche nicht eigentlich mordwinisch sind, sondern eben jener fremden Quelle entstammen. Dieser Art sind z.B.Wörter wie izvoštšik (Fuhrmann), jamštšik (Kutscher), barabanštšik (Trommelschläger), oder bezdeľnik (Spitzbube), dolžnik (Schuldner), grešnik (Sünder), grivennik (Zehner), oder boltun (Schwätzer),
§ 17. Die Ableitungssuffixe für Nomina fallen im Mordwinischen, und in der finnischen Sprachfamilie überhaupt, zum Theil mit Casussuffixen zusammen, was damit zusammenhängt, dass nicht nur der Genitiv, sondern auch andere Casus, sogar Verbindungen mit Postpositionen ohne Weiteres attributivisch vor Substantive gesetzt werden, als ob sie Adjective wären. So kann man bei manchen Wortformen schwanken, ob man sie für Casus, oder für abgeleitete Adjective, oder für beides zugleich zu halten hat. Von ḱäve (Stein), tät́a (Vater) kann ḱäveń, tät́ań als Genitiv gebraucht werden, aber zugleich auch als Adjectiv (steinern, väterlich), und es ist sehr leicht möglich, dass das, was die grammatische Theorie trennt, eigentlich identisch ist. Im Magyarischen, welchem unter den finnischen Sprachen das Mordwinische ganz besonders nahe steht, ist man darüber einig, dass es keinen besonderen Genitiv hat, und dass das, was ältere Grammatiken als solchen noch aufführen, ein possessives Adjectiv ist, da es selbst noch weitere Flexion
§ 18. 1) Suffixe zur Nominalbildung. Substantiv- und Adjectivbildung sind nicht immer unterschieden, in so fern eine und dieselbe Wortform die Bedeutung beider Wortgattungen in sich vereinigen kann; wir fassen daher beide hier zusammen.
-ks verbindet sich mit verschiedenen Wortstämmen, wonach auch die Bedeutung der damit gebildeten Wörter verschieden ist. Mit Verbalstämmen, gewöhnlich von der Medialform, bezeichnet es das Resultat der Thätigkeit, wie die griechischen Verbalnomina auf μα, z. B. altavks (Versprechen), asatovks (Mangel), eskiľks (Schritt), jomavks (Verschwendung), jovks (Erzählung), kirdevks (Herrschaft), kirnavks (Sprung), kotskeŕdevks (Schramme), kutšovks (Sendung, Gesandtschaft), lazks (Ritze), läzks (Zusatz), livks, (Blatter, wahrscheinlich verwandt mit lisems, livlems, livtems), maŕavks (Gerücht), meľavks (Trauer), mujevks (Fund), nejevks (Erscheinung), noldavks (in tšanžav n Spinngewebe), ozks, oznovks (Gebet, Opfer), pamorks (Brocken), pandovks (Lohn, Bezahlung), petnevks (Tropfen), piľavkst (Sägespäne), piŕavks (Umzäunung), ponavks (Flechtwerk), potomks (Pfropfen), promks (Versammlung), purdavks (Strudel), putokst (Hemdsaum, wahrscheinlich von putoms ansetzen), rizks (Trauer), simevks (Trunk), sodavks (Kennzeichen, Merkmal), sodks (Band), sulevkst (Kleie), sustavks (Nath), tandavks (Scheuche), targavks (Broderie, Besatz), tavavks (Deckel), tšapaks (Teig), tšovorks (Getümmel), tšudevks (Strom), tšumovks (Schuld, Vergehen), uliks (Begebenheit), veľt́avks (Decke), venelks (Luftraum, wohl von venems sich ausdehnen), vidsks (Saat), vizks (Scham), zu welchen allen im Wörterbuche leicht die dahin gehörigen Verba zu finden sind.
Eine zweite Gruppe so geformter Wörter, von Nominalstämmen gebildet, bezeichnet Gegenstände, welche zu dem durch das Grundwort ausgedrückten in Beziehung stehen, dahin gehören und in so fern darnach benannt sind, von Erzeugnissen des Pflanzenreichs also auch die Gewächse, von welchen sie herkommen, z. B. jamks (Grütze, von jam Brei), kaŕks (Schnur, von kaŕ Bastschuh), kiaks (Fussboden, von ki Weg), kirgaks (Halsband, von kirga Hals), kupoŕks Hügel, von kupoŕ dass.), langaks (Ueberzug, von langa Oberfläche), latalks, pilgalks (Scheune, Schemel, von lato Scheune, Schutzdach, piľge Fuss, und alo der Raum unter etwas), mukorks (Sitz, Stuhl, von mukoro Gesäss), patšalks (Pfannkuchen, von patšalga Pfanne), pileks (Ohrring, von pile Ohr), potmaks (Grund, Boden, von potmo Inneres), siveks (Kummet, von sive Kragen), surks (Ring, von sur Finger), tševks (Klotz, aus dem die Kienspäne zum Brennen gespalten werden, von tšev Kienspan), päšks (Nussstrauch, mit einer kleinen Veränderung des
Endlich noch bildet dasselbe Suffix -ks Adjective, vielleicht gleichbedeutend mit, weil zum Theil neben, dem Suffix tse, wovon weiter unten, z. B. malaviks (nächster, neben stehender, von malav in die Nähe), udalks (hinterer, von udalo Hinterraum), ikeľks (vordere, von ikele Vorderraum, vorn), meilks (letzte, von meile hernach, zuletzt), inetšks (grösste, älteste, von ine gross, mit derselben Verstärkung tš wie oben alutšks); die von Verbalstämmen gemachten sind gleichbedeutend mit dem Verbalnomen, von welchem sie zunächst gebildet sind, wie eŕaviks (gebührend = eŕavi), sodaviks (bekannt = sodavi); nuźaks (träge) ist wohl nicht von dem Verbum nuźams (träge sein), sondern beide weisen auf eine einfachere Wurzel zurück.
§ 19. -kš erscheint viel seltener, als das vorhergehende Suffix, und daher ist seine Bedeutung auch nicht sicher zu bestimmen. Zum Theil scheint es einen mit einem Fehler Behafteten zu bezeichnen, wie jartsakš (starker Esser, von jartsams essen), monakš (mit einem Bruchschaden Behafteter, von mona Hode), anders aber und zum Theil ohne sichere Etymologie sind z. B. at́akš (Hahn, von at́a Hausvater, at́aka Männchen von Thieren), kilgokš )Dohne), pulakš (ein Weiberschmuck, von pulo).
§ 20. -ne ist die gewöhnliche Diminutivendung an Substantiven sowohl, wie Adjectiven, und verleiht den ersten zum Theil eine von dem Stammworte auch sonst etwas abweichende Bedeutung, z. B. tśorane (Knäbchen, Söhnchen, von tśora), tehteŕne (kleines Mädchen, von tehteŕ), läine (Bach, von läi Thal, Flussthal), nalkomne (Spielzeug, = nalkomo), nuŕamne (Wiege, von nuŕamo Schaukel), otškine (Mulde, von otška Tonne), pazne (Heiligenbild, Muttergottesbild, von paz Gott), piľgenet (Dreifuss, von piľge Fuss); viele Adjective kommen gewöhnlich nur in dieser Diminutivform vor, wie niŕkine (kurz), alkine (niedrig, seicht), tšovine (dünn, schmal), šoždine (leicht), viškine (klein), welche freilich auch in ihrer Bedeutung schon den Begriff des Kleinen einschliessen; dass es aber wirklich auch der Form nach Diminutive sind, ist daran zu erkennen, dass den davon abgeleiteten Verben das Adjectiv ohne die Endung ne zu Grunde liegt, z. B. niŕkilgavtoms (verkürzen). — Ohne Zweifel mit diesen Adjectiven zusammengehörig sind solche, die statt ne die Endung na haben, wie vedśana von vedśa (dünn, flüssig), valańa (glatt) neben valams (glätten), indem na nur die mundartlich verschiedene Aussprache für ne ist (vergl. Einleitung).
-ke (ka) ist eine seltener vorkommende Diminutivendung, z. B. panžke (Blümchen) von
§ 21. -ve (v) bildet Substantive von Verbalstämmen, und ist da vielleicht verwandt mit der Charakteristik der medialen Verba (vergl. § 34), aber auch von anderen Wörtern, wie sicherlich wohl präve (Einsicht, Verstand, wohl von pŕa Kopf); von Verbalstämmen sind z. B. teve (That, tejems thun), niľve (Schluck, nilems schlucken), pivsev (Dreschflegel, pivsems dreschen), śolgovt (Stauung, solgoms schliessen, stauen), kajavt (Abgabe, kajams hinwerfen). Entschiedene Verbalnomina sind die nächstfolgenden.
§ 22. Das Verbalnomen auf -mo, -me, von welchem der im Wörterbuche aufgeführte Infinitiv der Form nach ein Illativ ist
Von einigen so gebildeten Wörtern ist das Verhältniss zu dem eigentlichen Verbalbegriff nicht so klar, wie tšiava livtima (Sonnenblume), von anderen, die ganz die hier besprochene Form haben, ist mir das entsprechende Verbum nicht vorgekommen, so anksima (Wuhne, Loch im Eise), sursima (Kamm), tširnima (Beifuss, Artemisia vulgaris L.). Von sämmtlichen drei Kategorien der Verbalnomina mit concreter Bedeutung gilt noch die Bemerkung, dass sie öfters noch mit der Endung uma und ima gehört werden auch in den Mundarten des Ersa, wo dasselbe Verbalnomen in seiner vorwaltenden, abstracten Bedeutung regelmässig statt dessen auf omo und eme gebildet wird; vielleicht ist der Grund davon eine etwas andere Betonung, wie auch im Mokscha, nach Ahlquist, die Quantität der Endsylben beim concreten Verbalnomen eine andere ist, als beim abstracten.
§ 23. -ytśa (itśa) und -y (i) an Verbalstämmen drücken das Nomen agentis aus, ohne genauen Unterschied, wenn auch meistens die kürzere Form einen allgemeineren Sinn hat und eine dauernde Eigenschaft oder einen Zustand bezeichnet, während die längere meist eine Persönlichkeit bezeichnet mit einem auf eine bestimmte Gelegenheit, auf einen bestimmten Kreis begrenzte Thätigkeit. Die erste Form ist daher vorwiegend substantivisch, die zweite vorwiegend — nicht ausschliesslich — adjectivisch. Beispiele von beiden sind: ašolgavtytśa (Tüncher), eritśa (Einwohner), kämitśa (Gläubiger), lemditśa (Täufer), manitśa (Betrüger, Verführer), mikšnitśa (Kaufmann, Verkäufer), morytśa (Sänger), pengeń keritśa (Holzhacker), polavtytśa (Wechsler), ramsitśa (Käufer), sereditśa (Kranker), śukunitśa (Verehrer, Anbeter), tejitśa (Thäter), tonavtytśa (Lehrer), vanytśa (Wächter, Retter), azargalitśa (Besessener, Rasender); — eri (lebend), kämi (gläubig, vertrauend), maštovi (tauglich, tüchtig), menevi (biegsam), paly (brennend), seredi (krank), sintrevi (zerbrechlich), sody (kundig), vizdi (bescheiden), kše pani (Bäcker), ḱäveń teji (Steinarbeiter, Maurer), kedeń teji (Lederarbeiter, Gerber), vany (Hirt) u. a. Die längere Form ist oft aufzulösen mit «derjenige, welcher», die kürzere mit «welcher», «indem», worüber mehr beim Zeitwort.
Statt y (i) ist mundartlich auch ä (e), von Verben auf ams sogar a und ai (äi) wie im Mokscha (vergl. Einleitung), und diese abweichenden Endungen haben sich ebenfalls (vergl. die vorigen §§) in einzelnen Wörtern erhalten auch dort, wo sonst nur die Endung y (i) gebraucht wird, z. B. in salmoksoń sala oder salai (Nadeldieb), wie die Heuschrecke genannt wird, wahrscheinlich wegen ihres Legestachels. Auch in der Evangelienübersetzung, wo sonst das in Rede stehende Verbaladjectiv nur die Endung y (i) hat, wird dieses Thier doch salmoksoń sala genannt (Marc. 1, 6).
§. 24. -ź (oder ś) bildet an Verbalstämmen Verbalnomina, welche den deutschen Participien der vergangenen Zeit entsprechen und eben so wie diese sowohl active wie passive Bedeutung haben können, z. B. anokstaź (bereit), artoź (gefärbt), avardeź (weinerlich), azargadoź (wahnsinnig), rizneź (betrübt), jartsaź (gegessen habend, nicht nüchtern), a jartsaź (nüchtern),
§ 25. Die Suffixe, mit welchen von Substantiven Adjective abgeleitet werden, fallen sämmtlich mit Casussuffixen zusammen (vergl. was § 17 darüber gesagt wurde). Namentlich sind folgende bemerklich zu machen.
-oń (eń), ń bezeichnet eine Hingehörigkeit, Herkunft und sehr gewöhnlich, aus welchem Stoffe etwas besteht (Genit. possessivus im weitesten Sinne, G. originis, G. materiae der griechischen Grammatik), z. B. avardemeń (traurig), divań (wunderbar), kavto-ień (zweijährig), kiśkeń (körperlich, leiblich), kunškań (mittlere), liań, lomaneń (fremd), mäneleń (himmlisch), nedľań (wöchentlich), varmań (windig), tundoń (frühjahrlich), aloń (untere); — ḱäveń (steinern), kedeń (ledern), kiveń (zinnern), kotoń, lianazań (leinen), lovažań (knöchern), modań (irden), parsiń (seiden), pižeń (kupfern), sijań (silbern), syŕneń (golden), kuzoń (fichten), seleń (ulmen), pitšeń (kiefern, tannen) u. a. — Wollte man für dieses Suffix nur eine Function gelten lassen, so müsste man jedenfalls den Genitiv fallen lassen und das Adjectiv behalten, denn erstens bildet es auch Ableitungen von Adverben, z. B. iśakoń (gestrig von iśak gestern), karšoń (widrig, von karšo entgegen), teskeń (hiesig, von teske hier), tostoń (dortig, von tosto daher), ušosoń (äussere, von ušoso draussen), und zweitens kommen die damit gebildeten Formen, wenn ich sie auch nicht weiter flectirt gehört habe, doch substantivisch vor, z. B. die von Pronominalstämmen gebildeten mońseń, tońtset, sońzenze (das Meinige, Deinige, Seinige).
-so (se), Suffix des Inessivs, bildet auch Adjective, wie das vorhergehende, aber viel seltener, z. B. mäneľse (himmlisch), oľaso (frei), kavto-iese (zweijährig), zum Theil neben dem vorhergehenden Suffix und damit gleichbedeutend, wie mäneleń, kavto-ień. Die baltischen Finnen gebrauchen ebenfalls den Inessiv attributivisch, und wenn man die ganz gleich gebildeten Adjective von dem Casus dadurch zu unterscheiden meint, dass jene die starke Stammform haben, wo für den Casus eine Tenuation eintritt, so ist dazu vielleicht kein ganz hinreichender Grund vorhanden. Im Ehstnischen heisst z. B. magus wohlschmeckend, nägus hübsch, ansehnlich, hõlpus leicht, von magu (Geschmack), nägu (Ansehen), hõlp (Leichtigkeit), und nach Analogie der übrigen Casus verlangt die Theorie für den Inessiv die Formen maus, näus, hõlbus, allein ein vielleicht eben so grosser Theil der Ehsten spricht auch im Inessiv wirklich magus, nägus, hõlpus u. dergl., und es möchte schwer sein zu entscheiden, welche Mundart das Richtige besitzt und das historische Recht für sich hat.
-tomo (teme) bildet Caritivadjective, ganz gleichlautend mit dem eben so genannten Caritivcasus, und es tritt dieselbe Schwierigkeit ein, wenn man darüber entscheiden soll, ob beide
-ov (ev), v bildet zahlreiche Adjective, während der gleichlautende Casus, der so genannte Lativ oder Approximativ, so wenig vorkommt, dass man ihn eben so gut für ein Adverb ansehen könnte. Diese Adjective bezeichnen ein Behaftet- oder Versehensein mit etwas, häufig mit dem Nebenbegriffe, dass der in dem Stammworte ausgedrückte Gegenstand reichlich vorhanden ist, und wenn das Stammwort einen Körpertheil bezeichnet, dessen Vorhandensein ohnehin schon vorauszusetzen ist, so wird mit dem Adjectiv ausgedrückt, dass dieser Körpertheil gross oder stark ist, also lavtomov (von lavtomo Schulter) nicht bloss mit Schultern versehen, im Gegensatz zu Einem, der etwa keine Schultern hätte, sondern breitschultrig. Beispiele üherhaupt sind: arsov (schartig), bolotov (sumpfig), ilev (schlammig), iev od. jev (beeist), ḱävev (steinig), kelev (breit), käžev (zornig), kopav (voll Beulen), kozov (hustend), kujav (fett), kupoŕksev (hügelig), lazksov (spaltig), lytkav (faserig), meľavksov (traurig), modav (erdig), nuponev (bemoost), ormav (krank), pandov (bergig), pälev (bewölkt), pesokov (sandig), pevev (gezähnt), pežetev (sündig), pitnev (kostbar), ponav (haarig, wollig, zottig), prävev (klug), pulev (staubig), rosav (thauig), sakalov (bärtig), śalgov (stachelig, gegrannt), salov (salzig), sanov (sehnig), seľgev (schleimig), serev (hoch), sokov (saftig), śormav (bunt), śonov (flügge, geflügelt), śulmov (knotig), taradav (ästig), tikšev (begrast), tšemenev (rostig), vaŕav (löcherig), verev (blutig), viev (stark), virev (waldig), vizksev (blöde), levksev (trächtig), vašev (dass. von Stuten), vazov (dass. von Kühen), puŕtsev (dass. von Säuen), verisev (dass. von Schafen und Ziegen), końav (hochstirnig), lovažav (starkknochig), päkev (grossbäuchig, schwanger), meštšev (grossbrüstig), u. a.
§ 26. -tse bildet Ordnungszahlen von Hauptzahlen, aber auch sonst Adjective und Substantive von Nomina und Adverben, z. B. vasińtse (erste, vasńa zuerst), kolmotse (dritte, kolmo drei), niletse (vierte, nile vier), ikeľtse (vorderste, erste, ikele voran, vorher), meiltse (letzte, meile nachher), ineńtse (grösste, ine gross), kudońtse (Hausgenosse, kudo Haus), ošońtse (Städter, oš Stadt) u. a. Zu ombotse (anderer) und vežeńtse (kleinste, jüngste) ist mir aus dem Ersa-Mordwinischen eine Wurzel nicht bekannt.
§ 27. -vt und -ma sind Wortbildungssuffixe, die mir nur an ein Paar Bezeichnungen von Verwandtschaften vorgekommen sind, nämlich at́avt (Schwiegervater des Weibes), avavt (Schwiegermutter des Weibes), odavama (Stiefmutter), odit́ama (Stiefvater) von at́a (Mann) und ava (Weib).
§ 28. Suffixe zur Bildung von Verben. Vor der Aufzählung dieser zahlreichen Suffixe, vermittelst welcher theils aus Substantiven, Adjectiven und Adverben erst Verba gebildet, theils von Verben selbst wieder andere Verba abgeleitet werden, in welchen der Begriff des Stammverbs mannichfach modificirt erscheint, müssen wir bemerken, dass eine Menge Nomina
§ 29. -moms (mems) macht aus Nomina Verba, welche ein Uebergehen in einen Zustand bezeichnen, wie im Tscheremissischen, Wotjäkischen und Syrjänischen, sie sind jedoch nicht sehr häufig, da die Sprache sich zur Erreichung desselben Zweckes gewöhnlich eines anderen Suffixes bedient, wovon weiter unten. Beispiele von dem Gebrauch des m sind: lavšomoms (schwach werden, lavšo schwach), tševtemems (weich werden, tševte weich), valdomoms (hell werden, valdo hell), vatšomoms (hungrig werden, vatš, vatšo hungrig).
§ 30. -ijams (ejams) hat gleiche Bedeutung mit dem vorhergehenden, und den damit gebildeten Verben geht meist ein Adjectiv auf av (ev) zuvor (vergl. § 25). Beispiele: kultsunijams (schimmelig werden, kultsun Schimmel), nolgijams (rotzig werden, nolgo Rotz), oimijams (lebendig werden, oime Seele), śäpijams (bitter werden, śäpe Galle), sodijams (russig werden, sod Russ), tšemenijams (rosten, tšemeń Rost), tšinejams (riechen, einen Geruch haben, tšine Geruch); die von den Adjectiven auf ov (ev), welche «trächtig» bedeuten (siehe § 25 zu Ende) abgeleiteten Verba haben eine etwas abweichende Bedeutung, nämlich nicht bloss «trächtig sein», sondern «zur Welt bringen», also levksijams (Junge werfen), puŕtsijams (ferkeln), vašijams (fohlen), vazijams (kalben), verisijams (lammen).
§ 31. -doms (dems) bildet ebenfalls in einzelnen Fällen Verba, welche das Gelangen in einen Zustand oder das Befinden darin ausdrücken, obgleich dasselbe Suffix viel öfter die effective Bedeutung hat (vergl. § 35), z. B. patškodems (gelangen, von patšk hindurch), kitškeŕdems (sich krümmen, sich schlängeln, kitškere krumm), kurodoms (einholen, vorbeikommen, von kurok schnell), syredems (alt werden, syre alt), tšamordoms (hinken, tšamor lahm), uskuldoms (Ueberfluss haben, uskula reichlich), tševtedems (weichen intr., weich werden, tševte weich),
§ 32. -gadoms, -kadoms ist das bei weitem am häufigsten gebrauchte Suffix, um dasselbe auszudrücken wie mit den vorhergehenden. Die erste Form steht nach Diphthongen und nach liquiden Consonanten, und häufig wird noch ein 1 davor eingeschoben, besonders bei Ableitungen von Adjectiven, welche auf v ausgehen (s. § 25) oder auf einen Vocal. Beispiele sind: alamokadoms (geringer werden, alamo wenig), alkińgadoms (seicht werden, alkine seicht), amazylgadoms (hässlich werden, amazy), ašolgadoms (weiss werden, ašo) azargadoms (toll werden, azar), ätškelgadoms (dick werden, ätške), beŕangadoms (schlecht werden, beŕan), eŕazkadoms (eilen, schnell sein, eŕaza), jakstiŕgadoms (erröthen, roth werden, jakstire), kitškeŕgadoms (krumm werden, kitškere), krivoigadoms (einäugig werden, krivoi), kromoigadoms (lahm werden, kromoi), nožkalgadoms (stumpf werden, nožka), odylgadoms (sich erneuern, od), pisilgadoms (warm werden, pisi), piželgadoms (grün werden, piže), ravžkadoms (schwarz werden, ravžo), śormalgadoms (bunt werden, śormav), teinelgadoms (eng werden, teine), vedśakadoms (dünn, flüssig werden, vedśa) u. a.; manche Adjective erleiden in diesen Verben eine Verkürzung, namentlich meistens auch diejenigen, welche in der Diminutivform gebräuchlich sind (vergl. § 20), z. B. kuvalgadoms (sich verlängern, kuvaka), tšopolgadoms (dunkel werden, tšopoda), potšakadoms (hart, altbacken werden, potšane) u. a. Von einigen ist mir statt eines Adjectivs nur ein Substantiv als Stammwort bekannt, wie liviśkadoms (schwitzen, liviś Schweiss), rudaskadoms (kothig werden, rudas Koth), und eben so verhält es sich wohl auch, wo anscheinend dieses Suffix mit Verbalstämmen verbunden verba inchoativa bildet, wie tšovorgadoms (sich vermischen, in Verwirrung gerathen), tuŕgadoms (in Streit gerathen), neben tšovorams (verwirren, mischen), turems (streiten), der wirkliche Stamm der Verba auf -gadoms wird aber wohl auch hier eigentlich ein Nomen sein von gleicher Wurzel mit den kürzeren Verben.
§ 33. -gavtoms, -kavtoms, mit demselben Unterschied in Beziehung auf das g und k gebraucht wie -gadoms und -kadoms im vorhergehenden §, stehen mit diesen in nächster Beziehung, indem sie die bezüglichen Effectivverba bilden, also von den dort angegebenen Verben alamokavtoms (verringern), alkińgavtoms (flach machen), amazylgavtoms (hässlich machen), ašolgavtoms (weissen, tünchen), ätškelgavtoms (verdicken), beŕangavtoms (verschlimmern), eŕazkavtoms (beschleunigen), jakstiŕgavtoms (röthen), kitškeŕgavtoms (krümmen), krivoigavtoms (einäugig machen), kromoigavtoms (lähmen), nožkalgavtoms (stumpf machen), odylgavtoms (erneuern, verjüngen), pisilgavtoms (erhitzen), piželgavtoms (grün machen), ravžkavtoms (schwärzen), śormalgavtoms (bunt machen), teinelgavtoms (verengen), vedśakavtoms (verdünnen), kuvalgavtoms (verlängern), tšopolgavtoms (verdunkeln), rudaskavtoms (mit Koth beschmutzen), tšovorgavtoms (vermischen, aufwiegeln).
§ 34. -voms bildet Verba, welche man mediale nennen könnte, in so fern sie in der Bedeutung grossentheils dem Medium der griechischen Grammatik zu vergleichen sind. Sind diese Verba von Nominalstämmen gebildet, so scheint wohl das v mit zu diesen zu gehören und
Fast ausschliesslich sind aber die Verba auf voms von anderen Verben abgeleitet, und obgleich sie öfters im Deutschen mit dem entsprechenden Passiv übersetzt werden können, so sind sie doch, wie schon bemerkt, passender Media als Passiva zu nennen, da sie überhaupt nur das Uebergehen in einen Zustand bezeichnen, nicht gerade ein Versetztwerden in diesen Zustand durch die einwirkende Thätigkeit eines Anderen. Sie bilden, wenn ihr Stammwort causativ ist, das entsprechende Immediativ dazu, sind oft als Reflexiva zu übersetzen und erscheinen bisweilen auch als Deponentia, wenigstens in Bezug auf das Deutsche, in so fern dies es für das Stammverb und dessen Medium nur den gleichen Ausdruck hat. Beispiele von allen diesen Eigenschaften sind: gaďavoms (schmutzig werden, sich beschmutzen, gaďams beschmutzen), jažavoms (zermalmt werden, zerfallen, jažams zermalmen, mahlen), kadovoms (zurück bleiben, kadoms zurück lassen), käpedevoms (sich aufrichten, käpedems aufrichten), kekševoms (versteckt sein, kekšems verstecken), koľgevoms (fliessen, fluthen auf dem Wasser, koľgems fliessen), mańavoms (irren, fehlen, mańams verführen, täuschen), maŕavoms (hörbar sein, sich hören lassen, maŕams hören), maštovoms (tüchtig, brauchbar sein, maštoms können, zu Stande bringen), meľavtovoms (bekümmert, in Sorge sein,, meľavtoms bekümmern, ängstigen), panžovoms (aufgehen, aufbrechen, sich öffnen, panžoms öffnen), pongavoms (hinein gerathen, stecken bleiben, pongoms dasselbe), porksevoms (zerspringen, porksems zerschlagen, zerschmettern), potundavoms (ersticken, potundams zustopfen), povavoms (sich erhängen, povams aufhängen), pŕadovoms (beendigt werden, fertig werden, pŕadoms beendigen), purdavoms (sich versammeln, zusammen kommen, purdams versammeln), razdevoms, sezevoms (reissen intr., razdems, sezems zerreissen trans.), riznevoms (traurig werden, riznems trauern), seskevoms (besiegt werden unterliegen, seskems siegen), sravlevoms (sich zerstreuen, sravlems zerstreuen), sintrevoms (zerbrechen intr., sintrems zerbrechen transit.), štavtovoms (offenbar werden, štavtoms offenbaren), tombavoms (sich stossen an etwas, tombams stossen, stampfen), ušodovoms (anfangen intr., ušodoms anfangen transit.), utšurdavoms (streifen an etwas, utšurdams, streichen, streicheln), valdovoms (hell werden, sich aufklären, valdoms leuchten), vetškevoms (lieb sein, vetškems lieben) u. a.
Zu den Medialverben ist noch zu bemerken, dass mit ihrer oben angegebenen Bedeutung sich häufig noch eine potentiale verbindet, im Deutschen mit dem Zeitwort «können» zu umschreiben oder im adjectivischen Verbalnomen (s. § 23) mit einem Adjectiv auf -lich oder -bar wiederzugeben. So von nejems (sehen) nejevoms gesehen werden und gesehen werden können
§ 35. -doms (dems), -toms (tems), -t́ams, -tams, -stams, -stoms (stems) sind sämmtlich Suffixe, welche zur Bildung effectiver Verba dienen aus Nominal- sowohl wie aus Verbalstämmen. Sie sind, hier in einen Paragraphen zusammengefasst, nicht nur wegen der gleichen Bedeutung, sondern auch wegen der im Wesentlichen identischen Form. Das eigentliche Charakteristische der Effectivform ist, wie in den anderen finnischen Sprachen, der Zungenlaut t, für welchen d, der schwächere Laut — in -doms (dems) statt -toms (tems) — nach Vocalen und nach m, n, r, auch z eintritt; -toms und -tams kommen nur sehr selten vor, das vorgeschobene s in den drei letzten Endungen ändert die Bedeutung des Suffixes nicht merklich und ist entweder nur euphonisch, wie das 1 vor -gadoms und -gavtoms (s. § 32, 33), oder es bezeichnet, dass der Stamm vor dem Effectivsuffix nicht mehr der primitive, sondern ein mit dem s (vergl. § 37) verstärkter ist. Beispiele von allen diesen Suffixen mit Nominal-und Verbalwurzeln sind folgende.
-doms (dems): ḱäveńdems (versteinern, ḱäveń steinern), läzdems (hinzufügen, läze, läzks Zusatz), lemdems (benennen, taufen, lem Name), peškedems (füllen, peške voll), pŕadoms (beendigen, pŕa Kopf, Gipfel), śormadoms (schreiben, eigentl. bunt machen, von śorma bunt), seľgedems (speien, seľge Speichel), nežedems (stützen, neže Stütze), ingzedems (hobeln, ingz Hobel), tšumondoms (beschuldigen) von tšumo (schuldig) mit einem vorgeschobenen n oder wahrscheinlicher von einer dazwischen liegenden Verbalform tšumonoms (vergl. § 36); — eždems (wärmen, von ežnems sich wärmen, einer eben solchen Zwischenform), kämdems (bestätigen, kämems glauben), käveŕdems (rollen, wälzen, käverems rollen intr.), pidems (kochen transit., pijems kochen intr.), savoŕdems (umwerfen, savorems umfallen), simdems (tränken, simems trinken), nicht ganz gleich ist das Verhältniss der Bedeutung in tapaŕdems (umhüllen, verbinden) und tapaŕams (winden, wickeln), tokadoms (anrühren, berühren) und tokams (treffen), und nicht hieher gehörig, sondern mit dem Charakterbuchstaben d in der Bedeutung wie § 31, sind die Deponentia tonadoms (einsehen, verstehen) und topodoms (genügen, hinreichen), auf deren gleich bedeutende Primitiva tonams und topoms noch die effectiven tonavtoms
-toms (tems): saltoms (salzen, sal Salz), vievtems (stärken, viev stark), kurvaźtems (anzünden, kurvaźams brennen), kuztems (hinauf bringen, hinauf führen, kuzems hinauf steigen), tšatštoms (gebären, erzeugen, tšatšoms entstehen, geboren werden), valtoms (hinab führen, herunter bringen, mit etwas verkürzter Wurzel von valgoms hinab gehen); fast alle von Verbalstämmen abgeleiteten Verba effectiva haben aber die Endung -vtoms (-vtems), weil nicht das Primitivum, sondern das Medium ihnen zu Grunde liegt, wenn dieses selbst auch nicht sich wirklich nachweisen lässt, ja meistens auch zwischen den beiden anderen nicht einmal denkbar ist, denn man sieht leicht, dass bei dem in § 34 angegebenen Verhältniss des Mediums zum Primitivum dieses letzte schon das ausdrückt, was ein von dem Medium abgeleitetes Effectivum ausdrücken würde, z. B. von kadovoms (zurück bleiben) kadovtoms (machen, dass Einer zurück bleibt) wäre gleich kadoms (zurück lassen). Es wird also in der Regel entweder die Effectivform entbehrlich sein, wenn das Primitivum die causale (transitive), das Medium die immediative (intransitive) Bedeutung hat, oder aber das Medium, wenn das Primitivum immediativ (intransitiv) ist, und das Effectivum dazu die causative (transitive) Bedeutung hat. Doch können natürlich ausnahmsweise auch Medium und Effectivum zugleich im Gebrauch sein, entweder wenn jenes als Deponens die Stelle des nicht gebräuchlichen Primitivs einnimmt, z. B. polavoms (wechseln intr., sich verändern), polavtoms (verwechseln, verändern), wie auch andere abgeleitete Verba die Stelle nicht gebräuchlicher Primitiva vertreten, so zum Effectivum livtems (heraus bringen) das verstärkte lisems (heraus kommen), nicht lijems; oder wenn mit der regelmässigen Bedeutung einer oder der anderen der drei Verbalformen sich noch eine besondere Nebenbedeutuug verbindet, die freilich in der deutschen Uebersetzung nicht immer hervortritt, in welchem Falle dann anscheinend ein Pleonasmus vorhanden ist, in so fern ein Begriff, der causative oder immediative, durch zwei Formen vertreten scheint. Es wird an folgenden Beispielen für alle diese Punkte: genügen, ohne dass es nöthig sein wird, sie im Einzelnen noch besonders hervorzuheben: divavtoms (in Verwunderung setzen, divams sich wundern), kajavtoms (abwerfen lassen, d. h. entkleiden, kajams werfen), karmavtoms (heissen, befehlen, karmams vorhaben, beginnen), kämevtems (versprechen, kämems glauben, vergl. dazu oben eine andere Effectivform kämdems bestätigen), keľmevtems (abkühlen, erkälten, keľmems frieren), koľgevtems (flössen, koľgevoms fliessen, fluthen auf dem Wasser, koľgems fliessen), komavtoms (neigen, niederlegen, komavoms, komams sich neigen), kulovtoms (tödten, kuloms sterben), lakavtoms (kochen transit., lakams kochen intr.), läpijavtams (würgen, erdrosseln, läpijams ersticken), lotkavtoms (Einhalt thun, lotkams aufhören), maštovtoms (zu Ende machen, vernichten, maštoms können, zu Stande bringen, maštovoms tüchtig, tauglich sein), molevtems (führen, gängeln, molems gehen), murdavtoms (zurück bringen, bekehren, murdams zurück kehren), ortšavtoms (bekleiden, ortšams anziehen, sich bekleiden), petnevtems (tröpfeln transit., petnems triefen), pištševtems (müde machen, abmatten, pištšems müde werden), pitškavtoms (heilen transit., pitškams genesen), pot́avtoms
-tams, -t́ams, -stams -stoms (-stems) sind Effectivsuffixe, welche ungleich seltener verwendet werden, als die zuletzt besprochenen, z. B. kośtams (trocknen, dörren, kośke trocken, vielleicht eine Diminutivform (nach § 20) statt koś, vergl. das wotjäkische kös), onkstams (messen, onks Maass), veiket́ams (gleich machen, ebnen, veike gleich, ein), veľt́ams (bedecken, veľks Dach, Oberes, von der Wurzel vele, vergl. § 18), veńt́ams (ausstrecken, venems sich strecken); — anokstams (bereiten, anok bereit), vaŕganstams (Handschuhe stricken, vaŕgan grober Handschuh), viedkstams (gestehen, vied gerade, wahr) und uŕvakstoms (heirathen, uŕva Schwiegertochter), mit einem k verstärkt, viedstems (entschuldigen, rechtfertigen, gerade machen, vied gerade), maďstems (niederlegen, madems sich niederlegen) u. a.
§ 36. -lems und -noms (nems) bilden von anderen Verben, primitiven sowohl wie abgeleiteten, sehr häufig gebrauchte Verba, für welche im Deutschen ein einfacher Ausdruck fehlt, und deren Sinn dort nur durch Umschreibungen wieder gegeben werden kann.
§ 37. -sems (-tšems) bildet von Verbalstämmen Verba, welche das Verstärkte der Handlung bezeichnen oder das Vollendete, zum Abschluss Gebrachte an derselben hervorheben, und die man daher wohl Intensiva oder Perfecta nennen könnte. Im Deutschen haben wir zum Theil ihnen entsprechende Composita mit er- oder zer-. Die Endung -tšems tritt statt -sems ein nach ń und š. Einige Beispiele sind: tšalgsems (zertreten, tšalgams treten), tšavsems (erschlagen, tödten, tšavoms schlagen), kersems (abhauen, keŕams hauen, schlagen),
§ 39. -kslems. Zeitwörter dieser Form sind mir zwar nur ein Paar vorgekommen, so dass es nicht möglich ist, über ihre Bedeutung sich ein ganz sicheres Urtheil zu bilden, doch möchte man vielleicht nicht fehl greifen, wenn man dieses Suffix dem vorhergehenden gleichsetzt, über dessen Bau es zugleich Aufschluss geben kann, in so fern jenes als ein zusammengesetztes bezeichnet wurde. Beide scheinen nämlich zu bestehen aus ks (kš), wozu dann noch dort ń und hier ľ gefügt werden, welche schon aus § 36 als die gleiche Function erfüllend bekannt sind, und die Bedeutung eines fortgesetzten oder mehrmaligen Thuns liegt auch bei den beiden Verben dieser Form sehr nahe. Das eine ist nämlich kut́akslems (handgreiflich liebkosen), von kut́ams (kitzeln), wozu aus der Evangelienübersetzung noch tekslems von tejems (thun) hinzukommt, L. VIII, 18. ist́a tekslink, koda tyń kultsonado (kultsonyde) thut (nicht ein Mal, sondern überhaupt, immer) so, wie ihr gehört habt.
Will man versuchen, auch das ks (kš) noch weiter zu zerlegen, so bieten sich dazu vielleicht dar das s der Intensivverba (§ 37) und das k in kad und kavt (§ 32 und 33), welche in der Bedeutung ganz mit d und vt (§ 35) zusammen fallen, so dass auch aus ihnen das k als ein selbständiges Element auszuscheiden wäre.
§ 40. -todoms (tedems) enthält zwei Elemente, das effective t und das d in der Bedeutung wie § 31, so dass -todoms einigermaassen synonym wird mit -tovoms und ein «werden» ausdrückt, z. B. laznotodoms (platzen) von laznoms, lazoms (spalten transit.), käpetedems (aufstehen, sich aufmachen) von käpedems (aufrichten), tokatodoms (sich treffen, ereignen) von tokams (treffen, berühren), pekstatodoms in der Redensart oimem pekstatodź (mein Athem ist zugegangen, ich bin engbrüstig) von pekstams (zumachen, schliessen); von treskatodoms (mit Geräusch platzen) und matratodoms (erstarren, einschlafen von Gliedern) ist mir eine einfachere Verbalform nicht bekannt, das erste ist vom russischen трескаюсь; von matedems ist mir die Medialform matedevoms (sich niederlegen) vorgekommen, synonym mit dem einfachen madems.
§ 41. Ausser den bis hieher angegebenen Verbalformen sind nun noch eine grosse Menge anderer möglich dadurch, dass die Suffixe, welche dazu dienen die Bedeutung schon
Die grosse Anzahl der aus dem Russischen entlehnten Verba endigt entweder auf ams, statt der russischen Infinitivendung ать, ять, ить, oder auf jams statt des у, ю der ersten Person, z. B. božams (schwören, божиться), breďams (phantasiren, бредить), divams (sich wundern, дивить), dumajams (denken, думаю), groźams (drohen, грозить), guľams, guľajams (spazieren, гулять, гуляю), katajams (rollen, катаю), kraśams (färben, красить), letśams (heilen, лѣчить), makajams (winken, махаю), mutśams (quälen, мучить), osuďams (verurtheilen, осудить) u. s. w. — Auch von solchen Verben können, da sie einmal die Form mordwinischer angenommen haben, wieder andere abgeleitet werden mit den vorhin genannten Suffixen, z. B. miŕavtoms (versöhnen) von miŕams (sich versöhnen, миритья), ladsems (anpassen, anfügen) von laďams (passen, ладить).
§ 42. Suffixe zur Bildung von Partikeln. Das qualitative Adverb stimmt in der Form mit dem Elativ überein, oder, wenn man will, der Elativ der Adjective hat die Bedeutung des dazu gehörigen Adverbs, es endigt also auf -sto (ste), z. B. kuroksto (schnell), parsto (gut), viedste (wahrlich), vańkste (rein), tombakasto (tief), šumbrasto (gesund), šoždineste (leicht), von kurok, paro, vied, vańks, tombaka, šumbra, šoždine; seltener kommt so der Elativ von Substantiven vor, wie pežetste (unrecht) von pežet (Sünde), da dieser sehr gewöhnlich zu adverbialen Ausdrücken der Zeitbestimmung auf die Frage «wann» dient, z. B. ušodmosto (anfangs), pele veste (um Mitternacht), te škasto (damals). Wie das Suffix des Elativs, so dienen auch die der meisten anderen Casus zur Partikelbildung, bisweilen auch so, dass der Stamm des Wortes als Nominativ nicht im Gebrauch ist. Ueber die Bedeutung der einzelnen Suffixe bei der Partikelbildung vergleiche man das weiter unten von der Bedeutung der Casus Gesagte. Einige Beispiele sind folgende:
-do (de), Ablativsuffix, kovoldo (woher, von wo), mezde (warum), udaldo (von hinten), väŕde (von oben);
-s, Illativsuftix, meis (warum, st. mezs, von meze, vergl. § 2), pots (herein), veikes (gleich);
-so (se), Inessivsuftix, koso (wo), malaso (nahe), tese (hier, da), toso (dort), valskese (morgens);
-sto (ste), Elativsuffix, kosto (von wo, woher), potsto (von Innen heraus), seste (da, dann, darauf), teste (von hier), tosto (von dort), ušosto (von aussen), seetste (oft, bisweilen);
-ks, Prädicativsuffix, liaks (sonst, übrigens), meks (dass), seks (desswegen, denn);
-va, -ga, Prolativsuffix, kuva (wie), udalga (von hinten), vaksga (vorüber), vasolga (fern), tarkava (hier und da).
Noch einige zur Partikelbildung dienende Suffixe, die vielleicht besser nicht zu den Casussuffixen gerechnet werden, sind folgende:
-v, auch als Endung eines so genannten Lativs oder Approximativs angesehen, kov (wohin), malav (nahe herbei), mekev (zurück), odov (von neuem), tov (dahin), ušov (hinaus), vasov (weit hin), kudov (nach Hause);
-ška, auch als Endung eines so genannten Comparativs angesehen, bezeichnet «so viel wie, so gross wie, etwa», alamoška (etwas), tśasška (etwa eine Stunde), nileńgämenška (etwa vierzig);
-ne, -t, auch als Endung eines so genannten Temporalis angesehen, bilden zwar meistens Zeit- aber auch andere adverbiale Ausdrücke, wie škane (zu der Zeit), teľne (im Winter), tšine (am Tage), vene (in der Nacht), onsne (im Traum), vaksne (in der Nähe), ekšne (dabei, daneben), tšit (am Tage), vet (bei Nacht), tšokšnet (am Abend), veľt (sehr), peŕt (umher), vielleicht auch vasńa (zuerst, vorher), kardasna (draussen, im Hofe) mit etwas veränderter Aussprache (vergl. § 20);
-do (de?) mit Verbalstämmen verbunden bildet Adverbe, welche eine Lage des Körpers, eine Stellung bezeichnen, wie komado (gebückt, in gebückter Stellung) von komams (sich bücken), ozado (in sitzender Stellung) von ozams (sitzen), pulźado (auf den Knien liegend) von pulźams (knien), śtado (stehend, aufrecht) von śtams (stehen).
§ 43. Die mordwinische Declination zeigt zwei Zahlen und eine unbestimmte Anzahl Casus, unbestimmt in so fern es bei manchen Wortformen willkürlich und ziemlich gleichgültig ist, ob man sie als Casus der Declination oder als Adverbe oder Adjective (vergl. § 17 und 25) ansehen will. Es ist in den anderen finnischen Sprachen nicht anders; auch da finden sich, je nach der Anschauung der Grammatiker, in der Declination bald mehr, bald weniger Casus. Will man bei der Unterscheidung zwischen Casus und Adverben, welche letztere selbst auch wieder grossentheils als Casus von Nominal- und Pronominalstämmen erscheinen, ein Prinzip festhalten, so scheint es, dass man aus der Reihe der Casus wohl das ausscheiden könnte, was nicht in beiden Zahlen gleichförmig vorhanden ist, sondern nur von dem Singularnomen gebildet wird. Darnach behielte man für das Mordwinische ausser dem Nominativ, als Grundform, noch folgende Casus: Genitiv, Allativ, Ablativ, Illativ, Elativ, Inessiv, Prolativ und Prädicativ; über das, was man noch Vocativ, Accusativ, Approximativ (Lativ), Dativ, Caritiv (Negativ), Temporalis, Comparativ nennen könnte oder genannt hat, weiter unten.
§ 44. Eigentümlich, wenigstens in dieser Ausdehnung, ist dem Mordwinischen die Unterscheidung einer bestimmten und unbestimmten Form der Declination, was bei den verwandten Sprachen meist nur auf das Object des Satzes beschränkt ist. Gebildet wird die bestimmte Declination, wie in den scandinavischen Sprachen, durch eine Verschmelzung des Nomen mit dem Demonstrativpronomen, doch scheinen von dieser Verschmelzung nicht alle Casus
§ 45. Der Nominativ des Singulars hat verschiedene Auslaute, sowohl consonantische als vocalische, der Nominativ des Plurals hat t, vor welchem die leichten Vocale o und e auch ausfallen können, also tśorat, vet, tšit, revet, kšet, kudot (kudt), tevet (tevt), ošt, kandolazt, rabotnikt, bojart von tśora (Sohn), ve (Nacht), tši (Tag), reve (Schaf), kše (Brot), kudo (Haus), teve (Thai), oš (Stadt), kandolaz (Sarg), rabotnik (Arbeiter), bojar (Herr). Die consonantisch auslautenden Wörter nehmen bisweilen einen Bindevocal an, o oder e, mit demselben Unterschiede wie vor dem ń des Genitivs (s. § 46), z. B. rodot, narodot, veŕgezet, kenkšet von rod (Geschlecht), narod (Volk), veŕgez (Wolf), kenkš (Thür), doch hört man eben so gut auch kenkšt, veŕgezt, sogar rodt, narodt. Wörter auf n, ń verlieren diese Auslaute vor dem t, oder assimiliren sie, wenn man will (vergl. § 8), z. B. lomat, narmot, sumat, šaitat (od. lomatt, narmott, sumatt, šaitatt) von lomań (Mensch), narmoń (Vogel), sumań (Rock), šaitan (Teufel). Ein Theil der Ersa verwandelt in gleichem Falle das 1 in v, also kavt, skavt (od. kahvt, skahvt) st. kalt, skalt von kal (Fisch), skal (Kuh). Der Gebrauch des Nominativs als Subject oder Prädicat im Satze hat nichts Besonderes; ausserdem aber steht er unter Umständen auch statt eines der Sprache fehlenden besonderen Accusativs als Object, wovon weiter unten § 58.
§ 46. Die Endung des Genit. sing, ist ń, welches, wenn der Nominativ auf einen einfachen Vocal ausgeht, ohne Weiteres an diesen gehängt wird, z. B. avań, kšeń, ombotseń, tšiń, kudoń von ava (Mutter), kše (Brot), ombotse (der andere), tši (Tag), kudo (Haus). Endigt dagegen der Nominativ auf oi, ai oder einen Consonanten, so wird vor dem ń ein Bindevocal angenommen, in der Regel o oder e, je nach dem Vocal der Endsylbe oder dem Schlussconsonanten des Wortes (vergl. § 11), also pazoń, bratoń, šaitanoń, mastoroń, salmoksoń, eikakšoń, kandolazoń von paz (Gott), brat (Bruder), šaitan (Teufel), mastor (Land), salmoks (Nadel), eikakš (Kind), kandolaz (Sarg), aber oień, rivezeń, vedeń, lomaneń, kesareń, kińazeń von oi (Oel), rives (Fuchs), ved (Wasser), lomań (Mensch), kesaŕ (Kaiser), kińaź (Fürst). Wenn in der Evangelienübersetzung statt o öfters a steht in russischen Wörtern, so ist das wohl theils der Rücksicht auf das a zuzuschreiben, welches der Genitiv dieser Wörter im Russischen annimmt, theils dem Schwanken des Auslautes überhaupt zwischen a und o, und es finden sich oft genug von einem und demselben Worte beide Formen zugleich, z. B. vinogradań (Math. 20, 1. 2.) und vinogradoń (20, 7.) von vinograd (Weinstock), Jakovań (22, 32.) und Jakovoń (27, 56.) von Jakov. Die Wörter auf i, bei denen schon der Nominativ daneben
Die Bildung des Genit. plur. ist noch einfacher; er fügt dem Nom. plur. die Endung neń hinzu.
Verba, welche einen Genitiv regieren in dem Sinne wie im Deutschen etwa, giebt es in den finnischen Sprachen überhaupt nicht, und wo im Mordwinischen der Genitiv von einem Verbum abhängig ist, da vertritt er, als Bezeichnung des näheren Objects, den der Sprache fehlenden Accusativ, wovon weiter unten. In der eigentlichen Bedeutung eines Genitivs steht dieser Casus also nur in Abhängigkeit von einem Nomen oder von Postpositionen, welche ja ebenfalls Nominalformen sind, zur Bezeichnung des Besitzes, der Hingehörigkeit, des Stoffes, woraus etwas besteht oder womit es angefüllt ist, z. B. kudoń veľt́amo (das Dach des Hauses), tśora lomaneń (der Sohn des Menschen), salmoksoń pileń patšk (durch das Oehr einer Nadel), kandolazoń kenkš lanks (vor die Thür des Grabes), oľań tät́ań moń (den Willen meines Vaters), ḱäveń palmań (ein Thurm von Stein), tuvoń stada (eine Heerde Schweine), vakań vedeń (ein Becher Wasser). Daraus ergiebt sich der sehr gewöhnliche Gebrauch des Genitivs 1) als eines Adjectivs, nicht bloss immer eines solchen, das einen Stoff bezeichnet, sondern auch sonst, z. B. tät́ank tynk mäneleń (euer himmlischer Vater), paro präveń lomań (ein verständiger Mann), pokš lemeń (berühmt) etc. (s. § 25); 2) statt eines zusammengesetzten Wortes, wie mastoroń sornovleme (Erschütterung der Erde, Erdbeben), kudoń azoro (der Herr des Hauses, Hausherr), svaďbań oďoža (Hochzeitskleid), umareń tšuvto (Apfelbaum), kŕakoń tšuvto (Dornstrauch). Aehnlicher noch einem zusammengesetzten Worte wird die Verbindung mit dem Genitiv, wenn dieser um das Casussuffix verkürzt wird, was nicht selten geschieht, wenn er unmittelbar vor dem regierenden Worte steht, z. B. ozamo tarka (Sitzstelle, Sitz), oš eritśa (Stadtbewohner); dieselbe abgekürzte Form des Genitivs steht aber häufig auch vor den Postpositionen. Der Genitiv bei Verbalnomen kann sowohl das Object wie das Subject der Handlung bezeichnen, z. B. tejitśa oľań (der Thäter des Willens, der den Willen thut), at́akšoń moramodo ikele (vor dem Krähen des Hahnes, bevor der Hahn kräht), tši valgomsto (beim Untergehen der Sonne). Der objective Genitiv in solcher Verbindung, wie in dem zuerst angeführten Beispiel, kann übrigens auch wohl als Stellvertreter des Accusativs angesehen werden.
Eigenthümlich ist im Mordwinischen der Gebrauch des possessiven Genitivs in Verbindung mit dem Zeitwort «sein» oder einer Negation, um das deutsche «haben» und «nicht haben» auszudrücken ganz in derselben Weise, wie es im Magyarischen geschieht. Das den Genitiv regierende Wort, Object des Zeitwortes «haben», hat dabei regelmässig noch das Possessivsuffix und wenn der Genitiv nur ein Personalpronomen sein sollte, so begnügt man sich — wie auch sonst — häufig damit, die besitzende Person mit dem Possessivsuffix allein zu bezeichnen, z. B. moń araś miŕdem, mein Mann ist nicht (ich habe keinen Mann), minek uľneź meľnek, unser Sinn war (wir hatten Lust), toń uľneźt väte miŕdet, deine fünf Männer waren (du hattest fünf Männer), moń uli oľam, meine Macht ist (ich habe Macht), oimeń telazo lovažazojak
§ 47. Der Allativ fügt im Singular nen, im Plural nenen dem Nominativ derselben Zahl hinzu, also von den oben angeführten Genitiven heissen die Allative des Singulars avanen, kšenen, ombotsenen, tšinen, kudonen, oinen, paznen, bratnen, šaitannen, mastornen, salmoksnen, eikakšnen, kandolaznen, rivesnen, vednen, lomańnen, kesaŕnen, kińaźnen, von den oben angeführten Pluralnominativen die Allative tśoratnenen, vetnenen, tšitnenen, revetnenen, kšetnenen, kudotnenen, oštnenen, kandolaztnenen, rabotniktnenen, bojartnenen, tevtnenen, rodotnenen, narodotnenen, veŕgeztnenen, kenkštnenen, lomatnenen, narmotnenen, sumatnenen, šaitatnenen.
Der Allativ bezeichnet zunächst eine Annäherung oder Richtung irgend wohin, für die Präpositionen «nach, zu, auf, in, an», z. B. aźdo revetnenen, (geht zu den Schafen), putśt petšat́ ḱävnen (sie legten ein Siegel auf den Stein), st́avtyze kandolaznen vanytśat (sie stellten Wächter an das Grab), tuź lomatnenen (er ging zu den Menschen), ozaźt nurtnen (sie setzten sich in den Schlitten), pongavtyze sumanenze tulonen (er hängte seinen Rock an einen Pflock), liseź lija miŕdenen (sie ging zu einem anderen Manne, d. h. sie heirathete), auch von der Zeit venen (zur Nacht, auf die Nacht), rožostvonen (zu Weihnacht); der Allativ bezeichnet ferner die Absicht, den Zweck, wozu etwas geschieht, wie son kalmamonen moń anokstymim (sie hat mich zum Begräbniss zubereitet), potšt ramaźt patšalkstnenen (sie kauften Mehl zu Pfannkuchen); — endlich noch vertritt der Allativ den Dativ, für welchen es keine besondere Form weiter giebt, in ähnlicher Weise wie in anderen Sprachen von verschiedenen Verben regiert, wie nevt́an (zeige), anokstan (bereite), meŕan (messe), služan (diene), śukuńakšńan (nicke zu, grüsse), maksan (gebe), paro tejan (thue Gutes), pškaďan (antworte), jovtan (sage), kadan (erlasse, überlasse), karmavtan (befehle), eŕavi (es ist nöthig, gebührt), veiket́an (mache gleich, vergleiche), terďan (rufe zu, rufe), seeŕan (dass.), kajan (werfe zu), štavtan (offenbare), kardan (verbiete), pokoŕan (werfe vor) u. a., auch in etwas eigentümlicher Weise divan (wundere mich, erstaune
§ 48. Im Ablativ des Singulars sowohl wie des Plurals wird an den Nominativ desselben Numerus do oder de angefügt, mit demselben Unterschiede in Beziehung auf den Vocal dieses Casussuffixes, wie er bei dem oń oder eń des Genitivs beobachtet wird (vergl. § 46), z. B. avado, oďožado, tśorado, pazdo, eikakšdo, mastordo, ḱävde, revede, tšide, seľmede, lomańde, im Plural avatdo, oďožatdo, tśoratdo, eikakštdo, mastortdo, ḱävtde, revetde, tšitde, seľmetde, lomatdo von den oben angeführten Wörtern.
Der Ablativ bezeichnet 1) zunächst eine Entfernung oder Trennung, also z. B. nach kardan (hindere), orgoďan (fliehe), peľan (fürchte mich), razďan (reisse ab), razdevan (trenne mich, reisse mich los), vanan (behüte), vizdiľgadan (schäme mich, scheue mich), asodyks tejan (verläugne), vasolo (weit), salava (heimlich); — 2) den Grund, die Veranlassung oder den Veranlasser von etwas, z. B. tšuvto raštamodo sodavi (ein Baum wird an der Frucht erkannt), mandodo tšini (er läuft durch einen Stock, getrieben oder aus Furcht davor), ketśan tede (ich freue mich darüber), ukstaźt pelemde (sie schrien vor Furcht), avoľ antśak kšede živ uli lomań (der Mensch lebt nicht allein von Brot), pazdo te tejevi (das geschieht durch Gott); — 3) das
§ 49. Der Illativ des Singulars endigt auf s, welches, wenn das Wort durch Personalsuffixe wächst, vor Vocalen zu z wird, z. B. kudos, mastors, tols, utomos, veńšs, käds, ošs,
seľmes, tarkas, veles von kudo (Haus), mastor (Land), tol (Feuer), utomo (Scheune), veńš
(Boot), käd (Hand), oš (Stadt), seľme (Auge), tarka (Ort), vele (Dorf); im Illativ des Plurals kommt zu dem s des Singulars noch das Pluralzeichen t, also kudost, mastorst, utomost,
veńšst, kädst, ošst, seľmest, tarkast, velest. Willkührlich ist ein euphonischer Vocal (o, e)
vor dem Casussuffix, wenn eine zu harte Consonantenfolge entsteht, z. B. veńšes, Pl. veńšest,
ošos, Pl. ošost, umgekehrt werden aber auch wohl die Endvocale o und e vor dem s elidirt,
also z. B. kuds, utoms, seľms.
Der Illativ bezeichnet 1) den Ort, in welchen ein Gegenstand eingeht, wie sovaźt veńšs sie stiegen in das Schiff, praź tols er fiel in's Feuer, orgodźt ošost i velest sie flohen in die Städte und Dörfer, noldyze veds er liess ihn in's Wasser hinab, meľs saź es kam in den Sinn, fiel ein; — 2) den terminus ad quem, wobei der Elativ sein Correlativ (terminus a quo) ist, z. B. tšuvto kośkś koreńs der Baum verdorrte bis auf die Wurzel, sireste sires von einem Rande zum anderen, kraiste mäneleń ombotse krais von einer Himmelsgegend zur anderen, daher steht er auch bei Verben, welche «berühren, anstossen, fassen» bedeuten, z. B. tokaź pes oďožanzo sońze sie berührte den Saum seines Kleides, moń piľgem tombavź ḱävs mein Fuss stiess an einen Stein, saize sońze käds er fasste ihn an der Hand; — 3) auf die Zeit übertragen ebenfalls einen terminus ad quem, oder die Zeit, innerhalb welcher oder auf wie
§ 50. Der Elativ endigt im Singular auf sto oder ste, je nach der Natur des Wortes (vergl. § 46), und der Plural fügt zu diesem Suffix noch das Pluralzeichen t, also von den vorhin angeführten Illativen kudosto, mastorsto, tolsto, utomosto, veńšste, kädste, ošsto, seľmeste, tarkasto, veleste, im Plural kudostot, mastorstot u. s. w. Ein Vocal (o, e) wird vor diesem Casussuffix wohl nie angenommen, aber die Elision des Endvocals o oder e davor hört man wohl, z. B. kudsto, seľmste.
Die Grundbedeutung des Elativs ist die der Entfernung, des Hervorgehens aus etwas, z. B. staź onsto er erwachte aus dem Schlafe, liseź vedste er kam aus dem Wasser heraus, ortyze sońze sadsto sie warfen ihn zum Garten hinaus, salyze oďožaśt gorobijasto sie stahlen das Kleid aus dem Kasten u. s. w., doch wird er auch sehr häufig in ganz gleichen Fällen und im gleichen Sinne wie der Ablativ gebraucht, z. B. lamot saźt vostoksto i tši valgomsto Viele kamen von Osten und Westen her, pitškaź ormasto er genas von der Krankheit, so bei kevst́an (fordere), orgoďan (fliehe), peľan (fürchte mich), vizďan (scheue, schäme mich), otkazan (sage mich los, verläugne) u. a. (vergl. § 48), ferner tonavľan (lerne von Jemand), divaso uľan (bin verwundert), primer sajan (nehme ein Beispiel), ranat peeľste die Wunden von dem Messer, pisiste palaź es verdorrte durch die Hitze, ketśamosto vor Freude, mutśavź ormasto er wurde geplagt von Krankheit, (vergl. § 48, 2), makssyze deśatinaśt śurosto sie zahlen den Zehnten vom Getreide, a karman jartsamo pakśan raštamosto ich werde nicht essen von der Frucht meines Feldes (vergl. § 48, 3). Dass der Elativ den terminus a quo bezeichnet, wurde schon oben (§ 49) bemerkt, z. B. se škasto von dieser Zeit an, te tšiste seit diesem Tage, od pingste moń seit meiner Jugend, vostoksto tši valgams von Osten nach Westen, sireste sires mäneleń von einem Rande des Himmels bis zum anderen. In Zeitbestimmungen steht ausserdem der Elativ sehr gewöhnlich noch auf die Frage «wann», also se škasto, te tšiste auch «zu dieser Zeit», «an diesem Tage», eben so onsto im Traum, tšokšneste am Abend, nedľa tšiste am Sonntag, subbotasto am Sonnabend, te veste in dieser Nacht, ušodomsto Anfangs, kolmotse tšiste am dritten Tage, kolmo iste in drei Jahren u. s. w. — Dem Russischen nachgebildet ist es vielleicht, wenn der Elativ auch den Stoff bezeichnet, woraus etwas besteht, statt des Genitivs, und dass das Suffix des Elativs zugleich zur Adverbialbildung dient, ist an seiner Stelle bemerkt worden. Ein solcher adverbialer Gebrauch des Elativs scheint es auch zu sein, wenn er bei Zeitwörtern der Bewegung nicht den Ausgangspunkt
§ 51. Der Inessiv hat das Suffix so (se), welches ganz auf dieselbe Weise behandelt wird, wie das Suffix sto (ste) des Elativs, es heissen also die Inessive der im § 50 genannten Wörter: kudoso (kudso), mastorso, tolso, utomoso (utomso), veńšse, kädse, ošso, seľmese (seľmse), tarkaso, velese, im Plural kudosot (kudsot), mastorsot, kädset, seľmeset (seľmset) u. s. w.
Als Correlativcasus zu den beiden vorher genannten bezeichnet der Inessiv zunächst 1) den Ort auf die Frage «wo», und auf die Zeit übertragen die Zeit auf die Frage «wann», z. B. ošso eri er wohnt in der Stadt, kuloź es tšatšmo mastorsonzo er starb in seinem Vaterlande, vajaźt vedse sie ertranken im Wasser, tombakasto uľneź modaso es war tief in der Erde, pitškaź samoi se tśasso er genas in derselben Stunde, od kovso son seredi beim Neumond ist er krank, sońze škaso zu seiner Zeit, ne tšitnese in jenen Tagen u. s. w.; — 2) er dient, wie im Finnischen und Ehstnischen der Adessiv, als Instrumental, um zu bezeichnen, womit oder wodurch etwas geschieht, z. B. mon lemďt́adiz tynk vedse ich taufe euch mit Wasser, kaŕksaź kšna kaŕksso er war gegürtet mit einem Ledergurt, nevtś kädse lomatneń lanks er zeigte mit der Hand auf die Menschen, kulomoso son kulozo er soll (durch den Tod) des Todes sterben, paznen služi oznomoso i postso er dient Gott mit Gebet und Fasten, son veľtimim oďožasonzo er bedeckte mich mit seinem Kleide, lomań avańks oimse kirdeź ein von einem unreinen Geiste gehaltener Mensch (ein Besessener), hieher gehören eben so noch ništšei jarmakso arm an Geld, raštamosonzo sodavi tšuvto an der Frucht ist der Baum zu erkennen, avoľ mon tšumojan te bedaso ich bin nicht schuldig an diesem Unglück, peštšeź posuda vedse nachdem er em Gefäss mit Wasser gefüllt hatte, eŕdekstit́an tońt tät́asot i avasot ich beschwöre dich bei deinem Vater und deiner Mutter, božan pazso ich schwöre bei Gott etc.
§ 52. Der Prolativ endigt nach einfachen Vocalen auf va, nach Consonanten und Diphthongen auf ga, welches nach den starken Consonanten (p, t, k, s, š) dem Laute nach auch ka geschrieben werden könnte, der Plural wird, wie bei den vorhergenannten Casus, durch Hinzufügung des t gebildet, z. B. potmova, tšopodava, valdova, tarkava, kudova, piľgeva, veleva, pingeva, kiśkeva, pŕava, mastorga, peeľga, kädga, kenkšga, ošga, tśasga, last́ga, kľapga (kenkška, oška, tśaska, last́ka, kľapka), sädeiga, im Plural velevat, ošgat etc. von potmo (Inneres), tšopoda (Dunkel), valdo (Licht), tarka (Ort), kudo (Haus), piľge (Ohr), vele (Dorf), pinge (Zeit, Alter), kiśke (Leib), pŕa (Kopf), mastor (Land), peeľ (Messer), käd (Hand), kenkš (Thür), oš (Stadt), tśas (Stunde), last́ (Macht), kľap (Schlinge, Oese), sädei (Herz). Die auf ein einfaches i ausgehenden Wörter, wie ki (Weg), schieben vor dem Prolativsuffix noch ein a ein, also kiava, und wenn die auf einen einfachen Vocal ausgehenden Wörter verkürzt ausgesprochen werden, welche Aussprache eben so hier wie bei den vorher genannten Casus vorkommen kann, so ändert sich darnach erklärlich auch das Suffix, da der Unterschied zwischen
Der Prolativ bezeichnet eine Bewegung durch, längs, an, über etwas hin, eine Verbreitung in oder durch etwas, in figürlicher Bedeutung auch eine Gemässheit, Angemessenheit, z. B. avoľ kenkšga sovi a lia tarkava er geht nicht durch die Thür hinein, sondern an einer anderen Stelle, kiava jakynek wir gingen den Weg entlang, nurdso moľź pakśava er fuhr mit einem Schlitten an dem Felde hin, kotso tapaŕdeź kiśkeva mit einem Laken verhüllt über den Leib, lomat ozadoź tšopodava Leute, die im Finstern sitzen, jovtyze velevat er erzählte es überall in den Dörfern, maŕavks sravleź veś mastorga das Gerücht verbreitete sich durch's ganze Land, iľado suďak langava urtheilt nicht nach der Oberfläche (nach dem Aeusseren, dem Schein). Zahlwörter in diesem Casus bezeichnen eine Eintheilung in so viel Theile, z. B. javnyze nileva sie theilten es in vier Theile. Oefters kann der Prolativ auch durch einen adverbialen Ausdruck gegeben werden, wie salava (heimlich), valdova (öffentlich), potmova (innerlich), tarkava (hier und da) u. a.
§ 53. Der Prädicativ endigt wie im Ehstnischen auf -ks, wozu im Plural wieder das t hinzukommt, bei zu harter Consonantenhäufung wird, wie beim Illativ, ein Bindevocal eingeschoben, z. B. tonavlitśaks, slugaks, tšuvtoks, kšeks, vasińtseks, telaks, kudoks, tśoraks, veikeks, gospodoks, pokšoks, kińazeks, im Plural tonavlitśakst u. s. w., von tonavlitśa (Schüler), sluga (Diener), tšuvto (Baum), kše (Brot), vasińtse (erste), tela (Leib), kudo (Haus), tśora (Sohn), veike (ein), gospod (Herr), pokš (gross), kińaź (Fürst).
Im Gebrauch stimmt der mordwinische Prädicativ mit dem ehstnischen überein, d. h. er entspricht dem finnischen Prädicativ und Essiv zugleich, und er drückt also aus, wozu etwas wird (in Wirklichkeit oder in der Vorstellung), wozu oder als was etwas dient oder da ist, z. B. tejevi tšuvtoks es wird ein Baum, nemoit tejevźt kortlitśaks Stumme wurden sprechend, mon teiďadiz tynk lomań-kundytśaks ich werde euch zu Menschenfischern machen, miń lovnynik sońze manitśaks wir nannten ihn einen Betrüger, miŕde i nize ve telaks uľnezt Mann und Weib sollen ein Leib sein, koli ništšeiks veľavdado wenn ihr arm werdet, ton sede lamo a maštovat liadoms tonavlitśaks du kannst nicht länger Schüler bleiben, es pŕanzo vadŕaks nevtlisazo er stellt sich gut an, arsize ozavtoms sońze ińazoroks sie wollten ihn zum König einsetzen, kodamoks ton putlevat wozu machst du dich, für wen hältst du dich, kadyze syńst urosks er liess sie als Waisen zurück, tehterenze maksyze sonenze kozikaks er gab ihm seine Tochter zum Weibe, inžeks moľź er ging als Gast, zu Gaste.
§ 54. Die bestimmte Declination entsteht, wie schon oben bemerkt wurde, durch Verschmelzung der Casussuffixe mit dem Demonstrativpronomen, die Charakteristik des Singulars ist also ein ś (von se dieser), des Plurals ein ne (diese), wobei jedoch sehr häufig das Demonstrativpronomen selbst noch davor gesetzt wird, gerade wie zu den mit Personalsuffixen versehenen Substantiven noch das Personalpronomen. Im Singular wird im Nominativ dem Grundworte oder dem Nomin. sing. der unbestimmten Declination ś angehängt, in derselben Weise wie das s des Illativs der unbestimmten Declination (vergl. § 49), also kudoś, lišmeś,
Für den Genitiv und Allativ des Singulars kommen mundartlich auch die Formen kudońt, kudońten vor, welche auch die Evangelienübersetzung neben den oben angegebenen hat. Sie zeigen als demonstrativen Charakterbuchstaben statt des ś ein t (von te jener), welches an den Genitiv der unbestimmten Declination angefügt wäre, und sind an sich also eben so richtig und etymologisch gerechtfertigt. Für Genit. und Allat. des Plurals, welche mit denselben Casus der unbestimmten Declination gleich lauten, sollen — nach fremder Angabe — auch die Formen kudotnenes (kudotneneś?) und kudotsten gelten, die ich nicht gehört habe, und an die ich eben keinen grossen Glauben habe, da die Quelle, aus der sie stammen, eine sehr unzuverlässige ist.
Dieselben Genitiv und Allativ des Plurals sind, wie sie oben angegeben worden, mit denen der unbestimmten Declination gleich lautend, und auch statt der folgenden Casus der unbestimmten Declination scheinen die der bestimmten promiscue gebraucht werden zu können und viel gewöhnlicher gebraucht zu werden. Für den Mokschadialect des Mordwinischen fehlen, nach Ahlquist's Angabe, im Plural der unbestimmten Declination ausser dem Nominativ alle anderen Casus in besonderer Form und werden durch die der bestimmten Declination ersetzt.
§ 55. Nach dem oben Gesagten wird man nicht erwarten können, dass die Sprache überall einen Unterschied zwischen bestimmter und unbestimmter Declination consequent festhalten oder auch nur im Stande sein sollte festzuhalten. Bei den mit Personalsuffixen versehenen Nomina, welche an sich schon etwas Determinatives haben und in den verwandten Sprachen zum Theil eine Art bestimmter Declination bilden, fällt dieser Unterschied ohnehin ganz weg. Im Allgemeinen kann über Bedeutung und Gebrauch der bestimmten Declination Folgendes bemerkt werden. 1) Ein davor stehendes Demonstrativpronomen erfordert meist
§ 56. Wie die Sprache an Casusformen nicht Alles so verwendet, wie es geschehen könnte, auf ähnliche Weise verhält es sich auch mit den Numeri, indem sie es vielfach unterlässt, den Plural zu gebrauchen, wo er doch ohne Schwierigkeit gebildet werden könnte und wirklich vorhanden ist. Dabei sind verschiedene Fälle zu unterscheiden. 1) Ueber den Gebrauch des Singulars bei Numeralien s. weiter unten. — 2) Der Casus ist schon seiner Bedeutung nach der Art, dass es mehr nur auf Bezeichnung des Gattungsbegriffes überhaupt ankommt, als auf die der Individuenanzahl. Von dieser Art ist der Prädicativ, welcher nur sehr ausnahmsweise im Plural zu Gehör kommen mag. Wenn der Mordwine z. B. sagt «lomat veŕgezeks. (nicht veŕgezekst) pŕanst teisyze Menschen verwandeln sich in Wölfe», so findet er es eben nicht nöthig, eine Vielheit von Wölfen auszudrücken, sondern in mehr abstracter Weise nur den veränderten Zustand, in welchen die Menschen übergehen; eben so ist bei «mon tink a lovnotadiz slugaks ich betrachte euch nicht als Diener» nicht an eine Anzahl von Dienern, sondern nur an den Stand überhaupt gedacht. — 3) Abgesehen von der Casusbedeutung gebrauchen noch sonst die Mordwinen häufig den Singular, wo Deutsche und manche Andere den Plural wählen würden; die eine Nation denkt sich eine Mehrheit von Individuen, wo die andere nur einen Collectivbegriff oder eine Stoffbezeichnung sieht, wie auch ein Russe oder Engländer nur einen Singular sieht und gebraucht, wenn wir sagen «der Bach hat einen Ueberfluss an Fischen». So sagt man im Mordwinischen gerade wie im Magyarischen z. B. paz, peštšik kardazon lišmede, skaldo, revede, säjado Gott, fülle meinen Stall mit Pferden, Kühen, Schafen, Ziegen, lazoso veľt́ams mit Brettern decken, tšuvto jutks buka pongź ein Ochse ist zwischen Bäume gerathen (Räthsel: der Ofen), pevse tšikardams mit den Zähnen knirschen, kädga i piľgeva śulmaźoľ piksse er war an Händen und Füssen gebunden mit Stricken (vergl. unser «mit Hand und Fuss dagegen sein»), gornitsa peškse lomańde das Zimmer ist voll Menschen,
§ 57. Zur Uebersicht der Declination lassen wir hier noch zwei Paradigmen folgen, eins für die Suffixe mit dem o, das andere für die mit dem e.
Singular. | Singular. | ||||
---|---|---|---|---|---|
Unbestimmt. | Bestimmt. | Unbestimmt. | Bestimmt. | ||
Nom. | kudo (Haus) | kudoś | lišme (Pferd) | lišmeś | |
Genit. | kudoń | kudośt | lišmeń | lišmeśt | |
Allat. | kudonen | kudośten | lišmenen | lišmeśten | |
Ablat. | kudodo | (kudodoś) | lišmede | (lišmedeś) | |
Illat. | kudos | (kudozoś) | lišmes | (lišmeześ) | |
Elat. | kudosto | (kudostoś) | lišmest | (lišmesteś) | |
Iness. | kudoso | (kudosoś) | lišmese | (lišmeseś) | |
Prolat. | kudova | (kudovaś) | lišmeva | (lišmevaś) | |
Prädic. | kudoks | » | lišmeks | » |
Plural. | Plural. | ||||
---|---|---|---|---|---|
Nom. | kudot | kudotne | lišmet | lišmetne | |
Genit. | kudotneń | kudotneń | lišmetneń | lišmetneń | |
Allat. | kudotnenen | kudotnenen | lišmetnenen | lišmetnenen | |
Ablat. | (kudotdo) | kudotnede | (lišmetde) | lišmetnede | |
Illat. | (kudost) | kudotnes | (lišmest) | lišmetnes | |
Elat. | (kudostot) | kudotnest | (lišmestet) | lišmetnest | |
Iness. | (kudosot) | kudotnese | (lišmeset) | lišmetnese | |
Prolat. | (kudovat) | kudotneva | (lišmevat) | lišmetneva | |
Prädic. | (kudokst) | » | (lišmekst) | » |
§ 58. Es erübrigt zum Schlusse dieses Abschnitts von der Declination der Nomina noch etwas über die oben § 43 erwähnten Casus zu sagen, die in das vorstehende Paradigma nicht aufgenommen sind.
Einen besonderen Vocativ mit eigenthümlicher Endung giebt es nicht. Man gebraucht statt seiner im Mordwinischen, wie in den verwandten Sprachen, entweder den blossen Nominativ oder denselben Casus mit dem Possessivsuffix der ersten Person.
Den Accusativ anderer Sprachen als Objectcasus, welcher fast allen finnischen Sprachen fehlt, drückt man im Mordwinischen theils durch den Nominativ, theils durch den Genitiv aus, aber mit genauer Unterscheidung. Der deutsche Accusativ wird durch den Genitiv ausgedrückt, wenn der Gegenstand ein bestimmter ist, also auch immer, wenn das Wort Possessivsuffixe hat oder der bestimmten Declination angehört, durch den Nominativ, wenn er ein unbestimmter ist, also wenn das Wort zur unbestimmten Declination gehört und im Deutschen keinen oder nur den unbestimmten Artikel haben würde. Den bestimmten Accusativ regiert dann regelmässig das objective, den unbestimmten das subjective Verbum, z. B. muź lišme er fand ein Pferd, aber muize lišmenze, lišmenst, lišmeśt er fand sein Pferd, ihr Pferd, das Pferd, narmoń teji piza der Vogel macht ein Nest, aber narmoń teize es pizanzo der Vogel machte sein Nest, alt jartsyn ich ass Eier, surka altneń, sarastneń alost sevinze der Marder hat die Eier, die Eier der Hennen verzehrt, u. s. w. Eine scheinbare Ausnahme findet bei den Infinitiven und Participen Statt, welche als Nomina das von ihnen abhängige Object natürlich nicht im Nominativ, sondern immer im Genitiv zu sich nehmen, mag es ein bestimmtes oder ein unbestimmtes sein, z. B. tuź lišmeń väšneme er ging ein Pferd suchen (eigentl. zum Suchen eines Pferdes), karmaź jovksoń jovtamo er fing an eine Geschichte zu erzählen (die Erzählung einer Geschichte), karman narmoneń kundamo ich will einen Vogel fangen u. s. w. — Es darf indessen nicht verschwiegen werden, dass von den hier angegebenen Regeln nicht nur in der Evangelienübersetzung, welche freilich in Sachen der Syntax keine Autorität ist, häufig Ausnahmen vorkommen, indem der Genitiv der unbestimmten Declination auch ausser den angegebenen Fällen als Objectcasus gebraucht wird, sondern auch der in der Einleitung erwähnte Makarius als einen Unterschied beider Dialecte diess hervorhebt, dass die Ersa den unbestimmten Genitiv auf die Frage «wen» gebrauchen, die Mokscha den Nominativ. Aber dennoch wird man kaum umhin können, einen solchen Gebrauch des Genitivs, wenn er auch nicht geläugnet werden kann, doch nur für einen Missbrauch zu halten, zu dem das häufige Zusammenfallen des Genitivs und Accusativs im Russischen Veranlassung geben mag; und dass gar in einem solchen Stücke sich zwei Dialecte einer Sprache unterscheiden sollten, erscheint vollends schwer glaublich.
Bei den Pronomen und Zahlwörtern, welche keine doppelte Declination haben, wie die Nomina, wird der deutsche Accusativ durch den Genitiv und auch den Nominativ ausgedrückt, je nach dem darunter etwas Bestimmtes oder etwas Unbestimmtes, Allgemeines gedacht ist, wovon weiter unten.
Approximativ (Lativ in der Mokschagrammatik von Ahlquist) hat man eine auf v (ov, ev) ausgehende Wortform genannt, welche die Richtung irgend wohin ausdrückt. Da sie indessen nur vom Singular gebildet wird, während doch, wenn sie als ein wirklicher Casus sollte angesehen werden können, ihr auch, wie bei den übrigen, eine Pluralform entsprechen
Einen besonderen Dativ, so nöthig er anderen Sprachfamilien scheint und so stetig er dort vorhanden ist, hat keine finnische Sprache; alle drücken das durch denselben bezeichnete Verhältniss durch den Allativ aus oder durch den Allativ und Adessiv, wenn sie neben jenem noch diesen haben.
Den Caritiv (Negativ) habe ich in das Paradigma nicht aufgenommen, weil er auch keine entsprechende Pluralform hat, eben so wie der so genannte Approximativ. Er ist wohl eher ein negatives Adjectiv, welches selbst wieder declinirt werden kann. Dieser so genannte Caritiv endigt, nach Analogie des Ablativs (do, de) auf tomo (teme), dem, wenn das Hauptwort auf einen Vocal ausgeht, noch ein v vorgesetzt wird, z. B. tät́avtomo (vaterlos), eikakštomo (kinderlos), raštamovtomo (unfruchtbar), miŕdevteme (ohne Mann, unverheirathet), prävteme (unverständig), tevteme (massig, unthätig), vedteme (wasserlos, dürr).
Der so genannte Temporalis unterscheidet ebenfalls nicht einen Singular und Plural, kommt nur an wenigen Wörtern vor und hat zwei ganz verschiedene Endungen. Schon dieser letzte Umstand lässt es als ganz unstatthaft und dem Geiste der finnischen Sprachen widersprechend erscheinen, ihn als wirklichen Nominalcasus neben Iness., Illat., Elat. u. s. w. zu stellen. Diese Wortform hat die Endung des Nom. plur. der unbestimmten Declination so wohl wie der bestimmten, auch wo ausdrücklich das Substantiv nur im Singular gemeint ist, z. B. tšit, tšokšnet, vet am Tage, am Abend, in der Nacht, te vet in dieser Nacht, tšine, vene am Tage, in der Nacht, tśasne zu der Stunde, škane zu der Zeit, teľne im Winter, takodamo škane zu irgend einer Zeit, einmal; ähnlich gebildet ist auch die Postposition vaksne neben, Correlativ zu vaks, vakska (vaksga), vakssto (siehe weiter unten), und onsne im Traum, von on (Traum).
Der von Ahlquist in seiner Grammatik des Mokschamordwinischen Comparativ genannte Casus findet sich allerdings auch im Ersa, allein er kommt noch sparsamer vor als der eben genannte Temporalis, und die Bedeutung dieser Wortform ist der Art, dass ich sie ebenfalls lieber Adverb als Casus nennen möchte, z. B. źornaška so viel, so gross wie ein Körnchen,
Dieselben Verhältnisse, welche durch die in diesem Paragraphen besprochenen Wortformen oder durch die früher angegebenen Casus ausgedrückt werden, können übrigens grossentheils auch durch Postpositionen ausgedrückt werden, wovon das Genauere und Ausführlichere in dem von diesen handelnden Abschnitte nachzusehen ist.
§ 59. Das attributivisch vor einem Substantiv stehende Adjectiv (mit Einschluss der adjectivischen Pronomina und der Zahlwörter) bleibt durchaus unfleclirt, das substantivisch allein stehende wird den Substantiven ganz gleich declinirt, es ist also darüber hier nichts weiter hinzuzusetzen.
Eine Flexion aus Anlass der Steigerung des Adjectivbegriffes findet im Mordwinischen nicht Statt. Um den Comparativ auszudrücken, bleibt das Adjectiv selbst ganz unverändert, es wird aber der Gegenstand, mit welchem ein anderer verglichen wird, in den Ablativ gesetzt, um die Ungleichheit beider durch das Bild der Trennung oder Absonderung zu bezeichnen, wie in vielen anderen Sprachen, z. B. son muńden viev er ist stärker als ich, tät́a tśoradonzo pokš der Vater ist grösser als sein Sohn. — Ist der Ausdruck elliptisch durch Auslassung des Gegenstandes, mit welchem verglichen wird, so muss im Mordwinischen der Ablativ des Demonstrativpronomens (sede, sekde) hinzugenommen werden, weil eben das Adjectiv für sich allein den Comparativ nicht auszudrücken vermag, also son sede viev er ist stärker (als das), tät́a sede pokš der Vater ist grösser (als das).
Der Superlativ hat ebenfalls keine besondere Form; man begnügt sich entweder mit dem Comparativ und giebt dem Gegenstande, mit welchem verglichen wird, falls ein solcher mit genannt ist, den Ausdruck des Partitiven, z. B. sede viškine jutkstonk der kleinste unter euch, oder man vergleicht mit dem allgemeinen «alle», z. B. son vesemede viškine er ist kleiner als Alle = er ist der kleinste. Einen absoluten Superlativ, ohne Vergleichung, drückt man aus durch veľt, pek (sehr).
Gesteigert wird der Comparativ durch das dem Ablativ hinzu gefügte jak (auch), sedejak pek (noch mehr).
Statt des Ablativs bedient man sich wohl auch eines anderen Ausdrucks, um die Ungleichheit der verglichenen Gegenstände bemerklich zu machen, nämlich avoľ koda (nicht so wie), z. B. minenek sede paro uli avoľ koda tynenk uns ist (ergeht) es besser nicht wie euch, d. h. uns ergeht es besser als euch; ist der Satz verneinend, so drückt antśak (nur, sondern) dasselbe aus wie hier avoľ koda, z. B. kinengak sede paro uli antśak tynenk Niemandem ergeht es besser sondern, nur, (= als) euch. — Diese Bezeichnung des Comparativs empfiehlt
§ 60. Die einfachen Hauptzahlen sind: 1 veike (veihke) verkürzt ve, 2 kavto, 3 kolmo, 4 nile, 5 väte, 6 koto, 7 sisem, 8 kavkso, 9 veikse, 10 kämen, 100 śado, 1000 t́ožov, tyštsa, gewöhnl. kämen śadt. Die mehrfachen Zehner entstehen durch Multiplication von kämen mit den davor gesetzten Einern, doch bekommt kämen dabei nicht die Pluralform, auch erleiden die Einer manche Verkürzungen und Veränderungen, so dass sich beide Theile der Zusammensetzung nicht mehr recht einzeln auffassen lassen und daher auch besser zusammen geschrieben werden; nur «zwanzig» hat eine eigenthümliche Form. Die zusammengesetzten Zehner sind also: 20 komś, 30 kolońgämen, 40 nileńgämen, 50 vätgämen, 60 kotgämen, 70 sisgämen, 80 kavksońgämen, 90 veikseńgämen. Die mehrfachen Hunderte oder Tausende werden ganz regelmässig ausgedrückt, und die noch etwa dazu tretenden kleineren Zahlen in unveränderter Form nachgesetzt, z.B. 205 kavto śadt väte, 620 koto śadt komś, 2780 kavto tyštsat sisem śadt kavksońgämen oder komśsismeje (vergl. unten) śadt kavksońgämen. — Bei der Zusammensetzung von «zehn» und «zwanzig» mit den Einern werden die letzten nachgesetzt und zwar, wie es scheint, ursprünglich in der Prolativform, so dass also z. B. 16 = «zehn an sechs vorüber», doch hat diese Prolativform, wie überhaupt in den Zahlformen die einzelnen Bestandteile in vielen Sprachen mannigfach modificirt werden, manche Veränderung erlitten und lautet ausserdem noch mundartlich verschieden. So ist also 11 käveikeje (käveikeve, käveikiä), 12 kämgavtovo, 13 kämgolmovo, 14 kämnileje (kämnileve, kämniliä), 15 käväteje (käväteve, kävätiä), 16 kämgotovo, 17 kämsisemga (kämsismeve, kämsismiä), 18 kämgavksovo, 19 kämveikseje (kämveikseve, kämveiksiä), 21 komśveikeje (komśveikeve, komśveikiä) u. s. w. Von «dreissig» an werden den mehrfachen Zehnern die Einer in unveränderter Form nachgesetzt, eben so wie den Hunderten. Von den eingeklammerten Formen ist die erste von einem Ersa aus Nishnei-Novgorod, die zweite von einem aus Saratow.
§ 61. Von den Ordnungszahlen heisst «der erste» vasiń, vasińtse, ikeľtse, auch veiketse, «der zweite» ombotse, die übrigen werden sämmtlich von den Hauptzahlen mit der Endung tse gebildet, doch sind wohl nicht alle möglichen Bildungen der Art im Gebrauch, wenigstens habe ich über zwanzig hinaus statt der Ordnungszahlen fast nur eine Umschreibung mit dem Genitiv der Cardinalzahl gehört. Die Zahlen 11—19 werden vor der Endung tse um eine Sylbe verkürzt, also käveiketse, kämgavtotse, kämgolmotse, kämniletse etc.
§ 62. Distributivzahlen werden, wie in den verwandten Sprachen, durch Wiederholung der Grundzahlen ausgedrückt, z. B. ozaźt vätgämen vätgämen ŕads sie setzten sich je fünfzig in eine Reihe, kutšynze syńst kolmoń kolmoń er schickte sie zu drei und drei.
§ 63. Gesammtzahlen bildet die Endung -sk aus der Diminutivform der Cardinalzahlen, z. B. kolmonesk alle drei, sisemńesk alle sieben, oder es wird, wenn man zugleich die Person
§ 64. Multiplicativzahlen werden entweder vermittelst kirda (Mal) ausgedrückt, nileń kirda das Vierfache, kotoń kirda das Sechsfache, oder mit sńaro (so viel), nile sńart, koto sńart, śado sńart, wörtlich vier so viele, sechs so viele, hundert so viele, oder endlich in adverbialer Weise mit dem Suffix des lllativs, kämens zehn Mal so viel.
§ 65. Mal ist das von den Russen entlehnte raz, und man sagt also damit z. B. kolmo razt drei Mal, sisem razt sieben Mal etc. und mit Ordnungszahlen ombotse raz das zweite Mal, zum zweiten Mal, kolmotse raz das dritte Mal, zum dritten Mal etc. Der genaue mordwinische Ausdruck für das Erste ist aber ein Zahladverb mit der Endung kst oder st, also kavkst (kavst), kolmokst (kolmost, kolmst), nilekst, vätekst etc., od. kavto kirdava, kolmo kirdava etc., und für das Zweite die Ordinalzahl allein im Ablativ der unbestimmten Declination, also ombotsede zum zweiten Mal, zweitens, kolmotsede zum dritten Mal, drittens, u. s. w., nur zum ersten Mal, erstens ist vasńa od. vasńažo.
§ 66. Theilung eines Ganzen in eine gewisse Anzahl Theile bezeichnet die Cardinalzahl im Prolativcasus, also kavtova in zwei Theile, kolmova in drei Theile, nileva in vier Theile, sisemga in sieben Theile u. s. w. Um einen oder mehre solche Theile zu benennen, Bruchausdrücke, dient das Hauptwort peľ, welches für sich allein halb, Hälfte bedeutet; sonst drückt man damit noch Brüche aus, welche Eins zum Zähler haben, z. B. kolmotse peľ der dritte Theil, ein Drittel, kämentse peľ der zehnte Theil, ein Zehntel, oder gebrochene Zahlen, Ganze mit Hälften, wie ombotse peľ das Zweite halb = 1 1/2, kolmotse peľ das Dritte halb = 2 1/2 u. s. w. Auch hier sagen die Magyaren ganz eben so másod-fél (1 1/2), harmad-fél (2 1/2). Andere Brüche mögen in der Praxis des gemeinen Lebens bei den Mordwinen wohl nicht vorkommen.
§ 67. Indefinite Zahlwörter oder allgemeine Quantitätsausdrücke sind noch dovoľno genug, eŕve, eŕveike jeder, kažnai jeder, lamo viel, alamo wenig, etwas, lia anderer, liat.... liat einige... andere, meźaro wie viel, śakai jeder, sńaro (aus seń aro) so viel, sńarože eben so
§ 68. Declinirt werden die Grundzahlen nur in der unbestimmten Form, die Ordnungszahlen in beiden Formen, die mit Personalsuffixen versehenen haben die Declination der Nomina mit Personalsuffixen, wie sie unten beim Pronomen angegeben ist. Dass sie eine Declination überhaupt nur dann haben können, wenn sie substantivisch stehen, versteht sich nach dem früher Gesagten von selbst. Sind die Cardinalzahlen mit einem Hauptwort verbunden, so nehmen sie dieses nur dann im Plural zu sich, wenn es im Nominativ steht, oder im Genitiv als Bezeichnung des nächsten Objects und Ausdruck des Accusativs anderer Sprachen (vergl. § 58), sonst steht der gezählte Gegenstand ungeachtet der durch das Zahlwort bezeichneten Mehrheit im Singular. Vor Postpositionen bleibt also das regierende Wort ebenfalls im Singular, wenn es in dem eigentlichen Rectionscasus, dem Genitiv, steht, es tritt aber, wie beim Nominativ überhaupt, der Plural ein, wenn dieser die Stelle des Genitivs einnimmt (vergl. § 58), also z. B. miinze nile skaltneń i ramaź kolmo lišmet er verkaufte die vier Kühe und kaufte drei Pferde, eŕaź toso kavto telet er lebte dort zwei Winter, kajize kolmo kudot veľksga er warf es über drei Häuser weg, saź väte tśorań marto er kam mit fünf Söhnen, kolmo tšiste in drei Tagen, kämen kizede meile nach zehn Jahren (Sommern) u. s. w.
Wie die Cardinalzahlen werden auch die indefiniten Zahlwörter construirt, in so fern damit eine Pluralität bezeichnet wird, z. B. lamo oźazt viele Sperlinge, aber vir saras pitnev lamo oźazdo ein Auerhahn ist mehr werth als viele Sperlinge.
§ 69. I. Personalpronomen. Da dieses Pronomen immer nur auf einen bestimmten Gegenstand sich bezieht, so hat es für den Accusativ (s. § 58) auch keine andere Form als den Genitiv. Die Declination unterscheidet sich von der der Nomina dadurch, dass die Person nicht bloss durch den Wortstamm, sondern auch noch durch Personalsuffixe bezeichnet wird, welche mit den Casussuffixen verschmelzen. Der Prädicativ fällt hier natürlich weg.
Singular.
Nominat. | mon ich | ton du | son er |
Genit. | moń | tońt | sońze |
Allat. | monen | tonent (tonet) | sonenze |
Ablat. | mońden | tońdet | sońdenze |
Illat. | monezen | tonezet | sońzenze |
Elat. | moństen | toństet | soństenze |
Iness. | mońsen | tońset | sońsenze |
Prolat. | mońgan | tońgat | sońganzo |
Plural.
Nominat. | miń wir | tyń ihr | syń |
Genit. | minek | tynk | syńst |
Allat. | minenek | tynenk | synenst |
Ablat. | mińdenek | tyńdenk | syńdest |
Illat. | mińzenek | tyńzenk | syńzest |
Elat. | miństenek | tyństenk | syństest |
Iness. | mińsenek | tyńsenk | syńsest |
Prolat. | mińganok | tyńgank | syńganst |
Anm. Im Ablativ ist auch eine Verdoppelung des Casussuffixes gebräuchlich, also mońdeden, tońdedet, sońdedenze, mińdedenek, tyńdedenk, syńdedenst
§ 70. Possessivpronomen. Ein adjectivisches und nöthigen Falles auch substantivisch gebrauchtes Possessivpronomen haben die finnischen Sprachen nicht. Das Possessivverhältniss wird bei dem Pronomen eben so ausgedrückt wie beim Nomen, nämlich durch den Genitiv des Besitzenden. Die meisten Sprachen dieser Familie, darunter auch das Mordwinische, haben aber ausserdem noch eine andere Possessivbezeichnung in den Personalsuffixen, welche dem Worte angehängt werden, das den im Besitz befindlichen Gegenstand ausdrückt. Ist der Besitzende durch ein Nomen oder ein anderes als das persönliche Pronomen ausgedrückt, so ist das Personalsuffix natürlich das der dritten Person, ist er durch ein Personalpronomen ausgedrückt, so ist das Personalsuffix von derselben Person, und das Personalpronomen kann auch wegbleiben, weil durch das Personalsuffix eben die Person schon hinlänglich bezeichnet ist, z. B. tšuvtoń taradazo der Zweig eines Baumes, Ivanań tät́azo der Vater des Johann, te lomańst tśorazo der Sohn dieses Mannes, ne tehteŕtneń avast die Mutter dieser Mädchen, (moń) lišmem mein Pferd, (tynk) kudozonk in euer Haus, eikakšonok (minek) unsere Kinder, (tońt) sädeiset in deinem Herzen, (syńst) kädest ihre Hände u. s. w. Ist der Genitiv nicht der eines Personalpronomens, so wird der Gebrauch des Personalsuffixes bisweilen unterlassen, besonders an Postpositionen, wie lišmeśt langs auf das Pferd, tšúvtoń pŕaso auf einem Baume, ni miŕdenze marto eine Frau mit ihrem Manne, seń kuvalmo deswegen, darüber etc.
Die Declination der mit Personalsuffixen versehenen Wörter ist in so fern defectiv, als Plural und Singular fast gar nicht unterschieden werden, z. B. eikakšost ihr Kind, ihre Kinder, kedezenze in seine Hand, in seine Hände, valostonk aus euerm Worte, aus euren Worten etc. Auch der Prädicativ fehlt wohl. Die Personalsuffixe, wie sie den nach der unbestimmten Declination gebildeten Casus angehängt werden, sind für die drei Singularpersonen n, t, nzo (nze), für die drei Pluralpersonen nok (nek), nk, st, wobei der consonantisch auslautende Illativ einen Bindevocal o (e) annimmt. — Eine Ausnahme hiervon machen die drei ersten Casus, deren Bildung etwas abweichend und ausserdem auch mundartlich verschieden ist. Der Nominativ hat m und zo (ze) statt der oben angegebenen n und nzo und nimmt nach Analogie des Genitivs (s. § 46) nöthigen Falls einen Bindevocal o (e) an; im Genitiv wird die Casusendung (ń) vor dem t meist assimilirt, vor dem n unhörbar, er lautet also — zum Theil dem Nominativ gleich — n, t, nzo (nze), nok, nk, nst; im Allativ wird ebenfalls vor dem n der Suffixe das letzte n der Casusendung unhörbar, erhält sich aber vor dem t, seine Endungen sind also nen, nent, nenze, nenek, nenk, nenst, daneben ist jedoch für die Singularpersonen noch eine andere Bildungsweise gebräuchlich, mit der Casusendung nach dem Personalsuffix, nämlich nen, ten, nsten.
Als Paradigma mögen hier wieder zwei Wörter stehen wegen der verschiedenen Vocale (o, e) in den Endungen.
I Singularpers. | II Singularpers. | III Singularpers. | |
Nom. | kudom | kudot | kudozo |
Genit. | kudon | kudot (kudont) | kudonzo |
Allat. | kudonen | kudonent (kudoten) | kudonenze (kudonsten) |
Ablat. | kudodon | kudodot | kudodonzo |
Illat. | kudozon | kudozot | kudozonzo |
Elat. | kudoston | kudostot | kudostonzo |
Iness. | kudoson | kudosot | kudosonzo |
Prolat. | kudovan | kudovat | kudovanzo |
I Pluralpers. | II Pluralpers. | III Pluralpers. | |
Nom. | kudonok | kudonk | kodost |
Genit. | kudonok | kudonk | kudonst |
Allat. | kudonenek | kudonenk | kudonenst |
Ablat. | kudodonok | kudodonk | kudodost |
Illat. | kudozonok | kudozonk | kudozost |
Elat. | kudostonok | kudostonk | kudostost |
Iness. | kudosonok | kudosonk | kudosost |
Prolat. | kudovanok | kudovank | kudovast |
I Singularpers. | II Singularpers. | III Singularpers. | |
Nom. | lišmem | lišmet | lišmeze |
Genit. | lišmen | lišmet (lišment) | lišmenze |
Allat. | lišmenen | lišmenent (lišmeten) | lišmenenze (lišmensten) |
Ablat. | lišmeden | lišmedet | lišmedenze |
Illat. | lišmezen | lišmezet | lišmezenze |
Elat. | lišmesten | lišmestet | lišmestenze |
Iness. | lišmesen | lismeset | lišmesenze |
Prolat. | lišmevan | lišmevat | lišmevanzo |
I Pluralpers. | II Pluralpers. | III Pluralpers. | |
Nom. | lišmenek | lišmenk | lišmest |
Genit. | lišmenek | lišmenk | lišmenst |
Allat. | lišmenenek | lišmenenk | lišmenenst |
Ablat. | lišmedenek | lišmedenk | lišmedest |
Illat. | lišmezenek | lišmezenk | lišmezest |
Elat. | lišmestenek | lišmestenk | lišmestest |
Iness. | lišmesenek | lišmesenk | lišmesest |
Prolat. | lišmevanok | lišmevank | lišmevast |
Dieselben Casusformen mit Personalsuffixen gelten auch für das Pluralnomen mit alleiniger Ausnahme zum Theil des Nominativs und Genitivs, welche unter sich gleich lauten und so heissen: kudon, kudot (kudont), kudonzo, kudonok, kudonk, kudost, und lišmen, lišmet (lišment), lišmenze, lišmenek, lišmenk, lišmest (meine Häuser, deine Häuser etc. oder meiner Häuser, deiner Häuser etc.)
§ 71. III. Reflexivpronomen. Ein wirkliches Pronomen dieser Art giebt es eigentlich nicht, sondern das Mordwinische bedient sich einer Umschreibung mit pŕa (Kopf) oder es (Leib, Person, vergl. das magyarische mag, syrjänische und wotjakische as, tscheremische ške), welchen die Personalsuffixe angehängt werden. Die so entstehenden Formen sind ganz analog den so eben besprochenen (§ 70), nur der Allativ hat die etwas eigenthümliche Gestalt, wie sie schon in § 69 angeführt wurde, nämlich esten, estet, estenze, estenek, estenk, estenze. Reflexives Possessiv (russisch свой) ist also das als Genitiv (vergl. § 46) gemeinte es vor mit Personalsuffixen versehenen Substantiven, und dasselbe unveränderte es steht auch vor Postpositionen, da die Personalsuffixe dieser eine Personalbezeichnung an dem es überflüssig machen. Folge einer blossen Nachlässigkeit mag es wohl sein, wenn pŕa ohne Personbezeichnung gebraucht wird, sehr gewöhnlich aber wird noch es als possessiver Genitiv davor gesetzt, und pŕa wie jedes andere Substantiv behandelt. Nach Ahlquist's Darstellung soll im Mokschanischen dasselbe auch mit dem es selbst geschehen (es-ezdyn von mir, es-ezdyt von dir, es-ezdynza von ihm etc.), im Ersanischen ist mir diess nicht vorgekommen.
Beispiele von den angegebenen verschiedenen Gebrauchsweisen sind: vanodo pŕank (hütet euch), nevtik pŕat (zeige dich), kinen pŕazo vanovi (wem ist sein Kopf rettbar, d. h. wer kann sich retten),nevtś pŕanzo (er zeigte sich, erschien); — meze ton jovtat tońs ezedet (was sagst du selbst von dir), saiďadiz tynk esten (ich werde euch zu mir nehmen), anokstado estenk atsamo tarka (bereitet euch ein Lager), vanok ezet (rette dich), eź kämt ezenze synenst (er vertraute sich ihnen nicht an), terdize sońze estenze (er rief ihn zu sich), ramyt estenst kše (sie kaufen sich Brot), lovnyt ezest paroks (sie halten sich für gut); — vetšksazo es ninze koda es pŕanzo (er liebt sein Weib wie sich selbst), mon es pŕan mija (ich habe mich verkauft), aźo es kudozot (geh in dein Haus), šľasyze es kädest (sie waschen ihre Hände), a neisak šotško es seľmset (du siehst nicht den Balken in deinem Auge), syń arseźt es sädeisest (sie dachten in ihrem Herzen), pitškaź es ormastonzo (er genas von seiner Krankheit), murdado es mastorzonk (kehrt zurück in euer Land), mezeń kis tyń kortlide es jutkovank (wovon spracht ihr unter euch), terdź eikakštneń es malazonzo (er rief die Kinder zu sich), sajize pineśt es martonzo (er nahm den Hund mit sich) u. s. w. — Hierbei ist noch zu bemerken, dass, wenn auf das Reflexive kein besonderer Nachdruck gelegt wird, vor den mit Personalsuffixen versehenen Wörtern das es auch wegbleiben kann, eben so wie im gleichen Falle die persönlichen Fürwörter (s. § 70), denn die Uebereinstimmung des Personalsuffixes mit der Person des regierenden Zeitworts bezeichnet auch schon das Reflexive hinlänglich, ja es geschieht sogar in der dritten Person, wo diese Uebereinstimmung noch nicht nothwendig das Reflexivverhältniss in sich schliesst, z. B. tät́a tśoranzo vetšksazo der Vater liebt seinen (suum oder ejus) Sohn; dass umgekehrt aber auch das Personalsuffix bisweilen weggelassen wird, ergiebt sich schon aus dem in dem eben angezogenen Paragraphen Gesagten.— Dass dasselbe es, wie andere Nomina, in einigen Casus auch als Postposition dient, davon s. unten.
Dasselbe es, welches zum Ausdruck des Reflexivpronomens dient, wird auch des Nachdrucks wegen zum Personalpronomen gesetzt, also mon es (ich selbst) u. s. w., oder in der Aussprache zusammengezogen zu mońs oder mońts u. s. w. Davon scheinen aber nur noch die beiden folgenden Casus gebildet zu werden, während man die übrigen mit dem es allein ausdrückt, und die Personbezeichnung an diesen vermittelst der Personalsuffixe erreicht (vergl. den vorhergehenden §). Die Declination ist folgende:
Singular. | Plural. | |||||
---|---|---|---|---|---|---|
Nom. | mońs ich selbst | tońs du selbst | sońs er selbst | mińs wir selbst | tyńs ihr selbst | syńs sie selbst |
Gen. | mońsen | tońset | sońsenze | mińsenek | tyńsenk | syńsenst |
Allat. | moństen | toństet | soństenze | miństenek | tyństenk | syństenst |
Der Genitiv dieses zusammengesetzten Pronomens dient selbstverständlich auch wieder als reflexives Possessiv und zwar nachdrücklicher, «mein eigen», «dein eigen» u. s. w. Dieser Zusammensetzung lässt sich wiederum aus dem Magyarischen etwas Aehnliches an die Seite stellen, nämlich die aus mag (Kern) mit den Possessivsuffixen gebildeten magam (ich selbst), magad (du selbst), maga (er selbst) u. s. w. und den davor gesetzten Personalpronomen (én,
§ 72. IV. Demonstrativpronomen. Für dieses hat das Mordwinische eine ziemlich grosse Anzahl einfacher, verlängerter und zusammengesetzter Formen. Die einfachsten sind te (dieser, dieser hier, franz. ce....ci), se (dieser, dieser da, der, derjenige, franz. ce), im Plural auch vor Substantiven in besonderer Form ne (diese), und tona, Pl. nona (jener, franz. ce.... la). Mundartlich sind ete, ese gleich bedeutend mit te und se. Verstärkte Formen sind teke, seke, neke, tene, sene, nene, und von tona noch tovata, novata, welche aber wohl nur absolut stehen, und von denen tovata selbst auch im Plural declinirt werden kann. Tona scheint selbst schon eine verstärkte Form zu sein wie tene, sene, denn eine einfachere Form to ist noch vorhanden als Stamm der Adverbe toso (dort), tov (dahin), tosto (von da). Verstärkungen auf russische Weise und mit aus dem Russischen entlehnten Mitteln sind Verbindungen, respective Zusammensetzungen, mit že, to, samoi, z. B. teže, tekeže, teto, te samoi (eben dieser, dieser nämliche), seže, sekeže (derselbe), von welchen, in so weit sie Zusammensetzungen sind, natürlich nur das eigentliche Pronomen declinabel ist. Endlich noch gehört hieher ist́amo (ein solcher), in den Pluralcasus gewöhnlich verkürzt ist́a.
Die Declination aller dieser Pronomina, wenn sie absolut gebraucht werden, ist gleich der unbestimmten Declination der Substantive und bietet weiter keine Schwierigkeit dar. Es genügt daher, wenn von einem unter allen hier ein Paradigma gegeben wird.
Singular. | Plural. | ||
---|---|---|---|
Nom. | te dieser | Nom. | net diese |
Genit. | teń | Genit. | netneń (neń) |
Allat. | tenen | Allat. | netnenen (nenen) |
Ablat. | tede | Ablat. | netnede (nede) |
Illat. | tes | Illat. | netnes (nes) |
Elat. | teste | Elat. | netneste (neste) |
Iness. | tese | Iness. | netnese (nese) |
Prolat. | teva | Prolat. | netneva (neva) |
Prädic. | teks | Prädic. | netneks (neks) |
Die verkürzten Formen des Plurals erklären sich dadurch, dass ne, als eines Singulars von derselben Form entbehrend und in der Endung mit den Singularen te und se zusammen fallend, auch diesen gleich behandelt wird. — Formen der bestimmten Declination sind mir nur bei tovata vorgekommen.
§ 73. V. Relativpronomen. Das gewöhnliche Relativpronomen, das auf im Obersatze stehende Wörter sich bezieht, ist kona (welcher) oder in verlängerter Form, ähnlich den oben besprochenen Demonstrativen, konata, kovata, alle declinirt nach der unbestimmten Declination der Substantive, also Genit. konań, Allat. konanen, Abl. konado u. s. w. Für den Nominativ sind mir auch die Formen der bestimmten Declination — konaś, konatne — vorgekommen,
§ 74. VI. Interrogativpronomen. Es hat ganz dieselben Formen wie das vorhergehende Relativpronomen. Ki und meze (mez) stehen substantivisch, erstes für Personen (wer?), letztes für Sachen (was?), und beide können als Interrogativa auch einen Plural bilden, von welchem ich indessen nur den Nominativ bemerkt habe, und die übrigen Casus vielleicht gar nicht oder doch nicht alle vorkommen werden. Adjectivisch sind kona (welcher?), auch mit den vorher angegebenen Verlängerungen, und kodamo (was für ein? welcher?), welche beide, ihrer adjectivischen Natur ungeachtet, natürlich auch declinirt werden können, so bald das Substantiv, auf das sie bezogen werden, nicht dabei steht, sondern hinzu zu denken ist.
§ 75. VII. Reciproca. Um eine gegenseitige Thätigkeit auszudrücken, gebraucht man entweder, wie im Deutschen, veike (ein) und ombotse (der andere), z. B. jovtaźt veike ombotsenen (sie sprachen Einer zum Andern, zu einander), oder noch gewöhnlicher das verdoppelte, veike, gewöhnlich mit dem Possessivsuffix derjenigen Person, in welcher das Zeitwort des Satzes steht, und im Plural, wenn von mehr als zwei Einzelnen die Rede ist, also z. B. kortlezt veikest veikest turtov (ihre Einen sprachen zu ihren Andern, d. h. sie sprachen zu einander), veikenek veikenek vetšksyze (unsere Einen lieben unsere Andern, d. h. wir lieben einander), javnosazo veikeń veikeste (er wird den Einen von dem Andern, d. h. sie von einander, trennen), oder endlich das verdoppelte jalga (Freund), wohl eine Nachahmung des russischen «друг друга», namentlich wenn «der Eine» im Nominativ steht, z. B. jarmakt primatado jalga jalgasto (ihr nehmt Geld von einander).
§ 76. VIII. Indefinite und negative Pronomina. Als Indefinita dienen die Relativa oder Interrogativa theils für sich allein, so namentlich häufig ki in concessiven und conditionalen Sätzen, wie bei den benachbarten finnischen Stämmen (vergl. meine Grammatik der tscheremissischen Sprache § 67 und der wotjakischen Sprache § 86), z. B. ki jovtyńderäi
Die Negativa «Niemand, nichts, kein» werden durch dieselben Relativa oder Interrogativa ausgedrückt, verbunden mit einer Negation und zwar in der Regel in der mit jak verstärkten Form, also a kijak (Niemand), a mezejak (nichts), a kodamojak (kein, keinerlei); wenn zu diesem Pronomen noch ein Verb gehört, so schliesst sich die Negation natürlich diesem an, z. B. kinengak iľa jovta (sage Keinem davon), mezejak eź kortlek synenst (er sprach nichts zu ihnen).
§ 77. Entsprechend dem allgemeinen Charakter des finnischen Zeitworts hat auch das mordwinische nur zwei einfache Zeiten, ein Präsens, welches zugleich die Stelle des Futurs vertritt, und ein Präteritum, dafür aber einen Reichthum an abgeleiteten Verbalformen, in welchen nicht allein der Thätigkeitsbegriff auf mannichfaltige Weise modificirt erscheint, sondern durch welche zum Theil auch das ausgedrückt werden kann, wofür andere Sprachen Tempusformen haben. Modus giebt es eigentlich nur drei, Indicativ, Optativ und Imperativ, doch können vermittelst Zusammensetzungen noch Ausdrücke für einen Conditionalis und Conjunctiv erlangt werden, eben so wie periphrastische Ausdrücke für manche Zeitformen vermittelst der Verbalnomina. Die negative Conjugation ist auch im Mordwinischen von der affirmativen verschieden. Eigenthümlich sind ihm eine suffigirte Copula (Prädicativsuffixe), welche, an allerlei Wörter gehängt, ihnen die Form von Prädicatverben giebt, und — wenigstens mit den nächsten finnischen Stämmen verglichen — der Unterschied zwischen subjectiver und objectiver Conjugation. Von den Stammverwandten haben den letzten nur die uralischen Finnen (Ostjaken und Wogulen) weit im Norden und die Magyaren, beide aber in weniger ausgedehntem Maasse als die Mordwinen.
§ 78. I. Abgeleitete Verba. In dem Abschnitt von der Wortbildung ist freilich auch schon von der Bildung der Verba überhaupt die Rede gewesen, doch wird es nöthig sein, hier noch diejenigen zusammen zu fassen, welche von einem Primitivverb abstammen, und welche durch gewisse zu dessen Stamme gefügte Charakterbuchstaben den Thätigkeitsbegriff des Stammverbs auf verschiedene Weise modificiren, und über ihren Gebrauch noch Einiges hinzuzufügen.
Die einzelnen Charakterbuchstaben sind (vergl. oben § 28 bis 40) v für das Medium, d, t und st für das Effectivum, s (tš) für das Perfectum oder Intensivum, l und n für das Indefinitum (Frequentativum) und kšn, vielleicht selbst schon eine Häufung mehrerer Charakterbuchstaben, für das Frequentativum (Iterativum). In den oben angeführten Paragraphen ist schon darauf hingewiesen, dass zu manchen abgeleiteten Verben die primären nicht mehr im Gebrauch zu sein scheinen, und diejenigen unter jenen, welche statt dieser gebraucht werden, als wirkliche Deponentia anzusehen sind. Dahin gehören z. B. arsems (denken, meinen), jangsems (bereuen), oimsems (ruhen), porksems (zerschlagen, zerbrechen), der Form nach Intensiva, ferner die Effectiva kravtoms (treiben, vertreiben), ponžavtoms (worfeln), štavtoms (offenbaren), die Indefinita śovnoms (lästern, verlästern), vadnems (schmieren), nolažlems (gleiten), das Medium lälivoms (sich einschmeicheln) u. a. Bei manchen anderen Verben ist zwar die Primitivform vorhanden, aber die abgeleitete hat eine andere Bedeutung als die, welche ihr nach ihren Charakterbuchstaben und nach der Analogie zukommen sollte, vorbehältlich natürlich des Zusammenhanges, welchen die Begriffe der beiden Verba in der Vorstellung der Mordwinen selbst haben oder gehabt haben mögen, z. B. morams (singen) und moravtoms (lesen), maštoms (können, verstehen) und maštovoms (taugen, würdig sein).
§ 79. Die für die abgeleiteten Verba angegebenen Bedeutungen sind — die Wahrheit zu sagen — nicht alle gleich sicher. Für die der Media, Effectiva und wohl auch der Intensiva glaube ich einstehen zu können, weniger für die übrigen. Ueber den Sinn von Wortformen, für welche diejenige Sprache, in welcher man zu denken gewohnt ist, nichts Entsprechendes hat, für deren Bezeichnung ihr mit den Mitteln auch das Gefühl der Nothwendigkeit abgeht, ist es ungemein schwierig, sich genaue Rechenschaft zu geben; man müsste dazu Gelegenheit haben, so lange unter dem fremden Volke zu leben und mit ihm zu verkehren, dass man sich ganz in dessen Denk- und Vorstellungsweise hinein zu versetzen im Stande ist. Ein anderer Weg, einigermaassen zum Ziele zu gelangen, ist noch der, dass man sieht, wie das fremde Volk die ihm eigenthümlichen Wortformen verwendet beim Uebersetzen in eine ihm ebenfalls geläufige Sprache und umgekehrt, und dieser Weg ist der einzige, welcher mir offen stand. Ich habe meine über die Intensiva, Indefinita und Frequentativa ausgesprochene Ansicht besonders darauf gegründet, wie des Russischen vollkommen mächtige Mordwinen ihre Verbalformen russisch geben oder russische in's Mordwinische übersetzen. Daraus war indessen ein Unterschied zwischen den mit 1 und mit n gebildeten Verben nicht zu ersehen, und da mir nie von einem und demselben Primitivwort beide zugleich neben einander vorgekommen sind, so glaube ich, dass bei der Bildung der Indefinita mit n oder 1 nur Wohllautsrücksichten entscheiden mögen.
§ 80. Häufig ist es, dass zur Bildung abgeleiteter Verba zwei und mehr Charakterbuchstaben concurriren. Natürlich ist dann auch die Bedeutung des Verbums eine aus der der einzelnen Charakteristiken combinirte und sich ganz von selbst ergebende, wenn es auch nicht immer möglich sein sollte, eine genau entsprechende deutsche Uebersetzung davon zu geben, wenigstens nicht ohne mehr oder weniger umständliche Umschreibungen. Ueber die Ordnung, in welcher
1) die Medialform kann aus allen anderen Classen gebildet werden, z. B. von Effectiven keľmevtevoms (sich abkühlen, kalt werden) von keľmevtems (abkühlen, kalt machen), keľmems (frieren), sornovtovoms (erschüttert werden, wanken) von sornovtoms (erschüttern), sornoms (beben), von Intensiven nalksevoms (lustig werden) von nalkoms, nalksems (spielen), mańtševoms (sich verführen lassen) von mańams, mańtšems (verführen), von Indefiniten kadnovoms (zurück bleiben) von kadoms, kadnoms (zurück lassen), seznevoms (reissen, zerreissen intr.) von sezems, seznems (reissen, zerreissen transit.), putlevoms (sich für etwas halten) von putoms, putlems (schätzen, taxiren), lemdlevoms (sich taufen lassen) von lemdems, lemdlems (taufen), von Frequentativen mikšnevoms (feil sein) von mikšnems (handeln mit etwas), mijems (verkaufen), mut́akšnevoms (sich bekümmern, sich beunruhigen) von mut́akšnems, mut́ams (beunruhigen);
2) die Indefinitform eben so von allen anderen Verben, so von Medien nur selten, z. B. sornovlems (erzittern) von sornovoms, häufiger von Effectiven karmavtlems von karmavtoms (befehlen), karmams (wollen, beabsichtigen), nevtlems von nevtems (zeigen), nejems (sehen), ozavtlems von ozavtoms (setzen), ozams (sitzen), von Intensiven pitškslems von pitšksems, pitškams (genesen), tšulgslems von tšulgsems, tšulgoms (Nüsse aufknacken), Frequentativa haben schon das charakteristische n, und von ihnen werden daher keine Indefinita weiter abgeleitet;
3) Effective werden nur von Primitiven selbst gebildet, z. B. tšatštoms (gebären, erzeugen) von tšatšoms (entstehen, geboren werden), oder sehr häufig von Medien; die aber dann selbst daneben in der Regel nicht im Gebrauch sind, sondern der Effectivform nur ihr charakteristisches v geliehen haben, z.B. jomavtoms (zu Grunde richten) von jomams (zu Grunde gehen), lotkavtoms (hemmen) von lotkams (inne halten), pot́avtoms (säugen) von pot́ams (saugen), ob in Verben wie maďstems (auslöschen transit.) von madems (auslöschen intrans.) das effective Verbum von einem dazwischen liegenden maďsems herzuleiten wäre, ist zweifelhaft, da -stems und -stams auch sonst in dieser Form schon als Suffixe effectiver Verba vorkommen;
4) Frequentativa können gebildet werden von Indefiniten, obgleich das Umgekehrte nicht vorkommt, z. B. jovtlekšnems von jovtlems, jovtams (sagen), kämnikšnems von kämnems, kämems (glauben), kortlekšnems von kortlems, kortams (sprechen), meŕnekšnems von meŕnems, merems (sagen, befehlen), ferner von Intensiven, wie pansekšnems von pansems (austreiben, vertreiben), panems (treiben), von Medien, wie mutśavkšnems von mutśavoms (leiden, erdulden), pŕadovkšnems von pŕadovoms (in Erfüllung gehen), nejevkšnems von nejevoms (sich zeigen, erscheinen), nur von Effectiven scheinen keine gebildet zu werden.
Ausser den angeführten Verbindungen zweier Verbalformen giebt es nun endlich auch noch Combinationen von dreien, welche leichter zu erkennen und zu begreifen sind, als genau zu übersetzen, z. B. mut́avkšnevoms (sich beunruhigen), Medium-Frequentativum-Medium von mut́ams (beunruhigen, bekümmern), sornovlevoms st. sornovtlevoms (vergl. § 36, erschüttert werden), Effectivum-Indefinitum-Medium von sornoms (beben), pitšksevtems (heilen), Intensivum-Medium-Effectivum
§ 81. Diese einfachen, gepaarten und gedreiten Charakteristiken, von welchen es gewiss noch mehr Combinationen geben kann als die hier angeführten — ich habe mich nur auf solche beschränkt, die mir selbst vorgekommen sind — geben eine ziemlich ansehnliche Menge abgeleiteter Verba, in deren Anwendung der Fremde wohl nie recht heimisch werden mag, unter welchen aber das von Jugend auf daran gewöhnte Sprachgefühl des Eingeborenen mit Leichtigkeit das für jeden einzelnen Fall Passendste herausgreifen wird. Man kann sich indessen wohl denken, dass manche Unterschiede bei den verschiedenen Verbalformen von der Art sind, dass sie nicht nothwendig überall gemacht werden müssen, sondern dass es zum Theil auch von der Willkühr, dem augenblicklichen Gefühl des Sprechenden abhängen kann, ob er diese Unterschiede gerade hervorheben will oder nicht, und es kann leicht geschehen und ist mir selbst auch so begegnet, dass in einem und demselben Satze ein Mordwine z. B. das Frequentativ, ein anderer das Indefinitum gebraucht. — Besonders häufig ist namentlich die Anwendung des Indefinitums, weil es den Mordwinen bei ihrer Armuth an Tempusformen zu gleich mit dazu dienen kann, solche Unterschiede bei der Handlung zu machen, wozu anderen Sprachen verschiedene Tempusformen dienen. In so fern nämlich das Indefinitum nicht bloss die zu unbestimmten Malen wiederholte Handlung, das was zu geschehen pflegt, ausdrückt, sondern auch die länger dauernde, fortgesetzte, kann das erste Tempus, welches überhaupt im Mordwinischen das Präsens und Futurum umfasst, deutlicher gerade das Präsens ausdrücken, als das erste Tempus etwa des Primitivverbs oder des Intensivs. Mit dem zweiten Tempus des Indefinits, in welchem Tempus überhaupt allerlei Präteritformen anderer Sprachen liegen, kann deutlicher als mit anderen Verbalformen ein Imperfectum (im griechischen Sinne, als Gegensatz zum Aorist) ausgedrückt werden, die Handlung, welche beim Eintritt einer anderen noch fortdauerte oder sie begleitete; die andere Bedeutung des griechischen Imperfects, das auszudrücken, was Jemand zur Gewohnheit hatte, zu thun pflegte, liegt ohnehin schon in dem mordwinischen Indefinitum.
§ 82. II. Einfache Conjugation des affirmativen subjectiven Zeitworts. Bevor wir die einzelnen Bildungen des mordwinischen Verbs, aus welchen die Conjugation zusammen gesetzt ist, und deren Bedeutung durchgehen, müssen wir etwas genauer eine schon oben erwähnte Eigenthümlichkeit des Mordwinischen besprechen, auf welcher zum Theil die Conjugationsformen beruhen, nämlich die suffigirte Copula oder die Prädicativsuffixe.
In der dritten Person des Singulars bleibt, wenn das Prädicat nicht selbst durch ein Verb ausgedrückt ist, der Satz gewöhnlich ganz ohne Zeitwort, und man ergänzt in Gedanken das Zeitwort «sein» wie im Russischen und in vielen anderen Sprachen, jedoch natürlich nur, wenn nicht noch Tempus- oder Modusverhältnisse ausgedrückt werden sollten, die bei dem Fehlen des Verbums durch ein Prädicatnomen oder ein Adverb natürlich nicht ausgedrückt werden könnten. Das Fehlen des Zeitworts «sein» ist also auf das Präsens des Indicativs beschränkt. Die erste und zweite Person desselben Tempus vom Zeitwort «sein» werden an dem Prädicatsnomen
Im Präteritum, wo eigentlich das Zeitwort «sein» ausgedrückt werden müsste — uliń, ulit́, uľź, ulinek, ulide, uľźt—, gebraucht man sehr gewöhnlich auch einen kürzeren Ausdruck, indem man nämlich diese Personen des Präteritums in verkürzter Form eben so anhangt, wie oben die Prädicatsuffixe, z. B. ošsoliń (ich war in der Stadt), ošsolit́, ošsoľ, ošsolinek, ošsolide, ošsoľt von ošso (in der Stadt), araseliń (ich war nicht), araselit́, araseľ, araselinek, araselide, araseľt von araś (nicht vorhanden, ist nicht, das magyarische nincs); nach Vocalen sind die Endungen liń, lit́, ľ etc., nach Consonanten wird e (i) eingeschoben.
§ 83. A. Verbalnomina. Für die Conjugation bilden die Verbalnomina zum Theil die Grundlage, daher machen wir mit diesen den Anfang.
1) Das Nomen actionis auf -mo (me). Seine Bedeutung als Nomen ist schon oben bei der Wortbildung besprochen; in der Conjugation entspricht es theils in unveränderter Gestalt, von manchen Verben regiert, unserem Infinitiv, so nach den Verben der Bewegung, nach karmams, ušodoms (anfangen), väšnems (suchen, streben), pelems (fürchten), arsems (gedenken), maštoms (verstehen), tonavtoms (lehren), tonavlems (lernen), tšatšoms (geboren sein), theils und häufiger, namentlich meistens da, wo der Infinitiv das gerade Object des regierenden Zeitworts bildet, im Illativ
Für die Syntax ist dieses Verbalnomen dadurch sehr wichtig, dass es in verschiedenen
Inessiv: kortleź tenst tonavtomosonzo er sagte ihnen in seinem Lehren, indem er sie belehrte.
Elativ: muinze syńst udomsto er fand sie während des Schlafens, schlafend, indem sie schliefen, uľmestenze kudoso während, als er im Hause war.
Illativ: tšavyze sońze kulomozonzo sie schlugen ihn bis zu seinem Sterben, bis er starb.
Mit langs: maksyze sońze kulomo langs sie gaben ihn zum Sterben, damit er getödtet würde.
Mit meile: samodo meile malav jovtaź nachdem er hinzu getreten war, sagte er, liśmede meile syńst karmaź kortleme nachdem sie hinausgegangen waren, fing er an zu reden.
Mit kis: śulmsink syńst śulmos pultamoń kis bindet sie in ein Bündel des Verbrennens wegen, damit sie verbrannt werden, kajink set́tneń kundamoń kis werft die Netze aus, um zu fischen.
Mit ikele: sodasa, mezese aštši nužank tynk, väšmede ikele tynk ich weiss, was ihr nöthig habt, bevor ihr bittet, liseź neimede ikele sońze er ging hinaus, bevor er ihn gesehen hatte.
Mit marto: otkazaź božamo marto er läugnete es mit Schwören, indem er dazu schwor.
Hierbei ist noch zu erwähnen die Verbindung mit dem russischen štoby (damit), um Causalsätze zu bilden, was vielleicht nicht ein blosser Russicismus ist, da auch die baltischen Finnen so construiren, d. h. ihre Causalconjunction zu ihrem Infinitiv setzen, z. B. makssazo sońze štoby mekev sajems (er giebt es, um es wieder zurück zu nehmen), kosto sajems kše štoby andoms syńst (woher soll man Brot nehmen, um sie zu ernähren).
§ 84. 2) Das Nomen agentis auf -y (i)
§ 85. 3) Das Verbalnomen auf -ź (vergl. § 24) ist theils ein Verbaladverb (Gerundium), theils ein Particip der vergangenen Zeit sowohl activ als passiv, gerade wie in früherer Zeit das magyarische Gerundium auf va (ve). Activ ist es als Adverb (Gerundium) gebraucht, wo es dasselbe ausdrückt wie der Elativ des Verbalnomens auf -mo (s. oben) und sowohl das Subject wie das Object des deutschen Satzes zu seinem Subject haben kann, z. B. maŕaź teń divaźt (als sie das hörten, so wunderten sie sich), maksyk synenst pandovksonst ušodoź meiltsetneste vasińtsetnes (zahle ihnen ihren Lohn von den letzten anfangend bis zu den ersten), neiźt tśorane ozadoź vied jonganzo (sie sahen einen jungen Mann zu seiner Rechten sitzend); in Sätzen, wie der letzte, wo das Verbalnomen auf ź auf ein Wort zu beziehen ist, das im Deutschen Object des Satzes ist, ist genau genommen die mordwinische Construction vielleicht anders gemeint und das Verbalnomen nur scheinbar Gerundium, denn der mordwinische Nominativ (hier tśorane) statt des deutschen Objects von «sahen» lässt annehmen, dass hier eigentlich zwei Sätze asyndetisch neben einander stehen, «sie sahen, ein junger Mann (war) sitzend zu seiner Rechten», und dass ozadoź eigentlich ein Partizip als Prädicat ist. — Als Particip gebraucht ist das Verbalnomen auf ź adjectivisch und substantivisch ganz wie das vorhergehende. Activ ist es, wenn es von intransitiven Zeitwörtern gebildet ist, immer, z. B. jomaź (verdorben, verloren gegangen), jomaź revetne (die verlorenen Schafe), kuloź (gestorben), jangseź (in sich gegangen, bereuend), jakaź (gegangen); wenn aber von transitiven Zeitwörtern gebildet, nur wo es als Ausdruck des Präteritums steht (s. unten), sonst ist es passiv gemeint, namentlich also, wo es substantivisch steht, wie kutšozetne (die Abgesandten), oder als Adjectiv attributivisch, wie kurvaźtleź kštatol (ein angezündetes Licht), oder als Prädicat mit der suffigirten oder selbstständigen Copula, z. B. kutšoźan (ich bin gesandt worden), kutšozeľ (er war gesandt worden), kutšoź ulit́ (du wirst gesandt werden), und da in der dritten Person das Prädicatsuffix des Präsens wegbleibt, so kann son kutšoź nicht nur heissen «er sandte», als Präteritum des Indicativs gebraucht, sondern auch «er ist gesandt worden» nach Analogie von kutšoźan, kutšoźat.
§ 86. B. Modi und Tempora. Das Mordwinische hat fünf Modi, den Indicativ, Optativ, Conditional, Conjunctiv und Imperativ, und in jedem ein Tempus oder mehrere.
1) Indicativ. Der Indicativ hat zwei Tempora. Das erste, Präsens und Futurum, hat zur Grundlage das Verbalnomen auf-y (i), welchem die Prädicatsuffixe angefügt werden (vergl. § 82); die dritte Singularperson ist also dieses Nomen selbst, die dritte Pluralperson eben dieses mit dem Pluralzeichen t. Von karmams (anfangen) z. B. heisst es also, da vor den Suffixen der Singularpersonen der Vocal wegfällt (s. § 82), karman, karmat, karmy, karmatanok, karmatado, karmyt, oder von pelems (fürchten), peľan, peľat, peli, peľďanok, peľďado, pelit. In dem zweiten Tempus (Präteritum) ist die dritte Person, wie im Tscheremissischen, wieder das entsprechende Nomen auf -ź
§ 87. 2) Optativ. Der Optativ hat eben so zwei Zeitformen. Die erste, welche wir Präsens nennen, entspricht der deutschen Umschreibung mit «mag, möge» und kommt nur sehr sparsam vor ausser der dritten Person, welche zur Ergänzung des Imperativs dient. Theils mit štoby (dass, damit), wie der Conditional, theils asyndetisch in Form eines Hauptsatzes bildet dieses Tempus Sätze, welche ein Gewünschtes, Beabsichtigtes ausdrücken, wie der lateinische Conjunctiv mit ut, z. B. teń teiša, štoby setme uleze (das werde ich thun, damit er ruhig sei), purnado vese, mezejak il'azo joma (sammelt Alles, nichts komme um, oder damit nichts umkomme), ińaldsamam, sovazan kudozonzo (er bittet mich, möge ich in sein Haus kommen, d. h. dass ich in sein Haus komme) u. s. w. Der Charakter ist ein z mit dem Vocal o oder e, je nach den Erfordernissen der Vocalharmonie. Dieses zo (ze) ist wieder ohne weitere Veränderung dritte Singularperson, die übrigen Personen haben die Endungen des zweiten Tempus im Indicativ, also karmazan, karmazat, karmazo, karmazanok, karmazado, karmazt und pelezen, pelezet, peleze, pelezenek, pelezede, pelezt. — Das zweite Tempus, Präteritum, entspricht der deutschen Umschreibung mit «möchte» und hat zum Charakter ks, zu Personalendungen aber die im § 82 angegebenen Abkürzungen von uliń, die wie Prädicatsuffixe gebraucht Werden, also karmakseliń, karmakselit́, karmakseľ, karmakselinek, karmakselide, karmakseľt́, eben so pelekseliń, pelekselit́ (od. peľkseliń, peľkselit) u. s. w. und alle anderen Verba ohne Vocalunterschied.
§ 88. 3) Conditional. Er entspricht der deutschen Umschreibung mit «würde» und steht in Sätzen, welche, von einer Bedingung abhängig, eine blosse Möglichkeit, Annahme, Voraussetzung aussprechen. Auch der bedingende Satz kann, statt im Conjunctiv, in diesem nämlichen Modus stehen, wenn er eben so nur eine Möglichkeit und Annahme, nicht eine Wirklichkeit, ausdrückt, und dieser Modus entspricht also in dieser Satzverbindung überhaupt ziemlich genau dem griechischen Optativ. Ausserdem steht er in Sätzen mit štoby (dass), die etwas Gewünschtes, Beabsichtigtes enthalten. — Der Conditionalis enthält nur ein Tempus, dessen Bildung ebenfalls auf einer Zusammensetzung mit uliń beruht, welches dem Stamme des Zeitworts angehängt wird, wie er nach Abwerfung von ms des Infinitivs übrig bleibt. Durch die Zusammensetzung ist aber der Anlaut von uliń etwas abgeschliffen und verändert worden, so dass, auch abgesehen von dem nicht selbständig vorkommenden darin enthaltenen Verbalstamm, dieser Modus nicht als ein Stück einer bloss periphrastischen Conjugation anzusehen ist. Zunächst wird nämlich gegen den Hiatus ein v eingeschoben, und dann in der ersten und zweiten Person darnach das u von ulin meist ganz ausgestossen; in der dritten Person beider Numeri, wo es bleibt, hat es sich in der Aussprache der Vocalharmonie anbequemt. So lauten denn nun die Personen karmavliń, karmavlit́, karmavoľ, karmavlinek, karmavlide, karmavoľt und pelevliń, pelevlit́, peleveľ, pelevlinek, pelevlide, peleveľt. Wenn der nach dem v
§ 89. 4) Conjunctiv. Dieser Modus entspricht dem griechischen Conjunctiv und Optativ mit Bedingungspartikeln und ist selbst nur eine Zusammensetzung mit einer solchen Partikel (däŕa, däräi), welche aber nicht vorangestellt wird, wie andere, sondern angehängt und mit den Prädicatsuffixen flectirt. Es können auf diese Weise zwei Tempusformen gebildet werden, welche dem deutschen Präsens des Indicativs und dem Imperfect oder Plusquamperfect des Conjunctivs mit «wenn» entsprechen. Das erste besteht aus dem Hauptverb in der Form der ersten Person des Präteritums im Indicativ und der flectirten Partikel, karmyńdäŕan (wenn ich will), pelińdäŕan (wenn ich fürchte), das zweite aus derselben Partikel mit dem Hauptverb in der ersten Person des Conditionals, karmavlińdäŕan (wenn ich wollte od. gewollt hätte), pelevlińdäŕan (wenn ich fürchtete od. gefürchtet hätte). Die Flexion ist natürlich in beiden Zeiten däŕan, däŕat, däräi, däŕatanok, däŕatado, däräit, während das vor der Partikel Stehende immer unverändert bleibt. — Dass dieser Conjunctiv durch Zusammensetzung entstanden ist, zeigt sich deutlich daran, dass erstens nicht nur der Verbalstamm seinen Accent an gewohnter Stelle (s. § 15) hat, sondern auch die Partikel betont ist (auf der zweiten Sylbe), und zweitens dass, wiewohl selten, auch Constructionen mit getrennter, vor das Verb gesetzter Partikel vorkommen, wovon auch die Mokschatexte bei Ahlquist ein Beispiel enthalten, nämlich (S. 113) täräi mon moľan, kandan tol (wenn ich gehe, so bringe ich Feuer), statt mon molindärän. Es wird noch eine dritte Conjunctivform angegeben, nämlich das Verbum wie hier in dem zweiten Tempus und dazu die Partikel im Conditional conjugirt, also karmavlińdäŕavliń, was angeblich dem deutschen Plusquamperfect entsprechen soll (wenn ich gewollt hätte), und für das Mokscha hat Ahlquist statt unseres zweiten Tempus zwei andere, nämlich das Verbum wie in unserem ersten Tempus und dazu die Partikel im Präteritum conjugirt, also karmańdäräń (Conditional-Präteritum), und das Verb eben so mit der Partikel in unserem Conditional, also karmańdärälen (Conditional-Conjunctiv). Es ist wohl möglich, dass diese drei Verbalformen auch von den Ersa gebraucht werden, ich habe sie aber hier nicht der Conjugation mit einreihen wollen, weil sie mir selber noch nicht vorgekommen sind.
§ 90. 5) Imperativ. Der Imperativ hat nur die zweite Person, die dritte wird aus dem Präsens des Optativs ergänzt, die erste Pluralperson, als Aufforderung, aus dem Präsens (Futur) des Indicativs. Dem Plural auf do (de) liegt einfach der unveränderte Verbalstamm zu Grunde, wie er nach Abwerfung von ms des Infinitivs erscheint, also prado (fallet), von prams, st́ado (stehet auf) von st́ams, sovado (geht hinein) von sovams, maksodo (gebet) von maksoms, kultsonodo (höret) von kultsonoms, kortlede (sprechet) von kortlems, lisede (geht hinaus) von lisems, sajede (nehmet) von sajems, ujede (schiffet) von ujems u. s. w. — Der Singular verstärkt den Verbalstamm durch k (nach Vocalen) oder durch t (nach Diphthongen und Consonanten). Da der Infinitivendung ms eigentlich immer ein Vocal vorhergeht,
§ 91. III. Einfache Conjugation des negativen subjectiven Verbs. Das negative Zeitwort steht auch da regelmässig, wo im Deutschen ein negatives Pronomen oder Adverb im Satze vorkommt. Die Negation des Zeitworts geschieht im Mordwinischen nach einem doppelten Princip, theils wird nämlich eine unverändert bleibende negative Partikel vor die Formen des affirmativen Verbs gesetzt, theils nimmt die Negation selbst Verbalform an, und das Hauptverb wird in einer für alle Personen gleich bleibenden Gestalt dazu gesetzt.
A. Die Verbalnomina gehören in die erste Kategorie, es wird ihnen die Negation a vorgesetzt, nur das als Gerundium gebrauchte Nomen auf ź nimmt die Form der Singularperson des Imperativs an und davor die Negation apak, als apak neit (ohne zu sehen, da er nicht sah) von nejeź, neiź, apak simt (ohne zu trinken, durstend) von simeź, apak nevtt (ohne zu zeigen) von nevtś, nevteź, apak jartsak (ohne zu essen, hungernd) von jartsaź, apak šľak (ohne zu waschen) von šľaź, apak udok (ohne zu schlafen, wachend) von udoź, apak arsek (ohne zu bedenken, unversehens) von arseź, apak tonavlek (ohne gelernt zu haben) von tonavleź.
§ 92. B. Modi und Tempora. 1) Indicativ. Da das Präsens eigentlich das Verbalnomen auf y (i) ist mit der suffigirten Copula, so ist hier auch die Negation nur das unveränderte a, z. B. a karman (ich will nicht), a karmat, a karmy, a karmatanok, a karmatado, a karmyt.
Das Präteritum hat eine fleclirte Negation eziń, ezit́, eź, ezinek, ezide, eźt, zu welcher
§ 93. 2) Optativ. Das erste Tempus hat die Negation iľazan, iľazat, iľazo, iľazanok, iľazado, iľazt und das zweite avoľkseliń, avoľkselit́, avoľkseľ, avoľkselinek, avoľkselide, avoľkseľt mit dem zu negirenden Verb in derselben Form wie vorher, oder viel gewöhnlicher noch in der ganz einfachen Stammform ohne das k oder t, also iľazan karma etc., avoľkseliń karma etc., iľazan peľt etc., avolkseliń peľt etc.; die unverstärkte Form des Stammes haben die zwei- und mehrsylbigen Verba auf ams und die drei und mehrsylbigen auf oms, ems; von den zweisylbigen auf oms hört man beide Formen, je nach dem das Verbalnomen das o ausstösst oder nicht, z. B. makst von maksmo, maksoms (geben), kulo von kulomo, kuloms (sterben), vano od. vant, vanok von vanomo od. vanmo, vanoms (sehen). Die Negation des ersten Tempus ist, wie dieses selbst mit dem Imperativ, sehr nahe verwandt mit der Negation des Imperativs (vergl. unten), eben so im Mokscha, obgleich die Negationen selbst dort ganz anders lauten als im Ersa, (t́azan, t́azat, t́aza, t́azama etc. im Optativ, t́at, t́ada im Imperativ), die des zweiten Tempus, welche in der ersten und zweiten Person auch verkürzt gesprochen wird (avoľksliń, avoľkslit́, avoľkslinek, avoľkslide), ist, wie man leicht sieht, statt auľkseliń — welchem die Aussprache in manchen Theilen des Sprachgebietes auch ziemlich nahe kommt — d. h. eigentlich dasselbe Tempus des Hülfsverbs ulems mit der Negation verbunden, ähnlich wie im Conditional (siehe gleich unten).
§ 94. 3) Conditional. Seine Negation ist avoliń, avolit́, avoľ, avolinek, avolide, avoľt, worauf das Verbum unverändert in derselben einfachen Gestalt folgt, wie im Optativ. Auch die Negation ist analog der des Optativs gebildet aus der einfachen Negation a und dem Präteritum von ulems, also statt auliń u. s. w. Daneben hört man bisweilen noch eine etwas längere Form der Negation, die der des Optativs noch ähnlicher ist, nämlich avolevliń, avolevlit́, avoleveľ, avolevlinek, avolevlide, avoleveľt, d. h. eine Zusammensetzung des a nicht mit dem Präteritum des Indicativs, sondern mit dem Conditional von ulems, also st. aulevliń etc. Einen Unterschied der Bedeutung habe ich in dem Gebrauche der längeren und kürzeren Negationsform nicht bemerken können.
§ 95. 4) Conjunctiv. Da der flectirte Theil dieses Modus die Form des Präsens im Indicativ hat, so ist die Negation hier wie dort das unveränderte a, welches vorangestellt wird, also im ersten Tempus a karmyńdäŕan (wenn ich nicht will), a pelińdäŕan (wenn ich nicht fürchte), im zweiten a karmavlińdäŕan (wenn ich nicht wollte), a pelevlińdäŕan (wenn ich nicht fürchtete). Ob die Negation auch vor der Partikel eingeschoben, und dafür die Verbalform verkürzt werden kann (karma, peľ), wie im Mokschadialect, das muss ich dahin gestellt sein lassen,
§ 96. 5) Imperativ. Der Imperativ hat wieder eine flectirte Negation und dazu das Verb in der Form des affirmativen Imperativs oder gewöhnlicher noch ohne das k oder t in derselben ganz einfachen Gestalt, wie oben beim Optativ angegeben worden. Die Negation ist iľa, Plur. iľado, also z. B. iľa karma (wolle nicht), iľado karma, iľa pele od. peľ (fürchte nicht), ilado pele od. peľ, seltener i. karmak, i. peľt. Das Mokscha steht mit seiner prohibitiven Negation (t́at, t́ada) dem Tscheremissischen (it, ida) etwas näher als das Ersa.
§ 97. IV. Periphrastische Conjugation. Ein Theil der bisher genannten Modi und Tempora beruht freilich auch schon auf einer Umschreibung mit dem Zeitwort «sein», es sind jedoch dort durch die Vereinigung zu einem Ganzen Haupt- und Hülfsverb so abgeschliffen und verstümmelt, dass sie nicht mehr von einander getrennt und selbständig neben einander gestellt werden können, dass sie also wie eine einfache Verbalform anzusehen sind. Wirkliche umschriebene Zeitform ist im Mordwinischen eigentlich nur noch das mit karmams (wollen, beabsichtigen, anfangen) und dem ersten Verbalnomen des Hauptverbs gebildete Futurum. Bei dem Mangel eines besonderen und ausdrücklichen Futurum in ihrer Conjugation haben die Finnen aller Stämme ihre Zuflucht zu einer Umschreibung genommen, wo das Futurum durch das erste Tempus des Indicativs, welches zugleich Präsens ist, ausgedrückt undeutlich oder zweideutig sein könnte. Die Ostfinnen haben dabei als Hülfsverb überall, wenn auch nicht ausschliesslich, ein Zeitwort genommen, welches dem russischen стану entspricht, das gleichfalls zur Umschreibung des Futurs dient, so die Tscheremissen tyngalam, die Wotjaken kutyśko, noch häufiger die Syrjänen und Permier ponda.
Zu den periphrastischen Ausdrücken kann man noch das Particip der vergangenen Zeit rechnen, mit den Prädicatsuffixen oder ulems (sein) verbunden. Da das Mordwinische einer passiven Form des Zeitworts in der Conjugation entbehrt, so muss es diesen Mangel auf andere Weise ersetzen. Das Präsens und Präteritum kann theils durch die dritte Pluralperson des Activs umschrieben, theils durch das Medium vertreten werden. Das Particip der vergangenen Zeit, in seiner passiven Bedeutung, kann nun aber eben so wie vielleicht das der gegenwärtigen Zeit (vergl. § 82) mit Prädicatsuffixen verbunden werden und so das Perfectum ausdrücken, z. B. von kutšoms (senden), kutšoźan (ich bin gesandt od. ich bin gesandt worden), kutšoźat, kutšoźďanok, kutšoźďado; die dritten Personen, wo das Suffix fehlt — kutšoź, kutšoźt — vermeidet man ohne Copula zu gebrauchen, weil sie bei der doppelten Natur des Particips eben so gut das active Präteritum bezeichnen und daher zweideutig wären. Das Präteritum hierzu hat man aber vollständig mit der affigirten Copula uliń etc., nämlich kutšozeliń (ich war gesandt od. ich war gesandt worden), kutšozelit́, kutšozeľ, kutšozelinek, kutšozelide, kutšozeľt. Seltener, weil darnach weniger als nach dem Passiv ein Bedürfniss ist, wird auch das active Particip mit dem verkürzten uliń etc. gebraucht, um ein Imperfect auszudrücken, z. B. mon sodylin (ich wusste), ton udylit́ (du schliefst), son aštšitśaľ kudoso (er befand sich, hielt sich auf, im Hause), syń a kirdeviľt (man konnte sie nicht halten) u. s. w. Das Particip des Präteritums
§ 98. V. Paradigmen der subjectiven Verba. Obgleich die Suffixe, mit Ausnahme einiger durch die Vocalharmonie geforderten Ungleichheiten, eigentlich bei allen mordwinischen Verben dieselben sind, so stellen wir doch hier mehre neben einander, um eine bequemere Uebersicht zu geben von dem Verhalten der Vocale in Beziehung auf Beständigkeit oder Beweglichkeit, von der Tenuation und Mouillirung theils der Stammconsonanten, theils der Anlautsconsonanten der Suffixe, von der Verschmelzung des j mit dem vorhergehenden Vocal. Am beständigsten ist unter den Vocalen der Infinitivendung (ams, oms, ems) das a, während o und e sehr gewöhnlich elidirt werden, wenn keine zu harte Consonantenhäufung dadurch entsteht. Da e (wie i) auf den vorhergehenden Consonanten mouillirend einwirkt und an ihm zu erkennen ist, dass in den Infinitiven auf ems der davor stehende Consonant ein mouillirter ist, so muss beim Ausfallen des e die Mouillirung bezeichnet werden, wenn es nicht ein solcher ist, an welchem die Mouillirung nicht deutlich vernehmbar ist (Lippen- und Kehllaute und š, ž). Der Anlaut der ersten und zweiten Pluralperson des Präsens im Indicativ (t, d) richtet sich natürlich nach dem schon im § 82 gegebenen Regeln, mouillirt wird er in den Verben auf ems. Das i für den entsprechenden harten Vocal y tritt nicht bloss da ein, wo es schon durch die Infinitivendung (ams mit vorhergehendem mouillirten Consonanten und ems) angedeutet ist, sondern auch nach š, ž und in den Medialverben. Die Verba auf jems stossen, da dieser Infinitivendung nie ein Consonant vorhergeht, fast immer das e aus, wenn ein Consonant folgt, und das j, dadurch zur vorhergehenden Sylbe gedrängt, klingt dann mit dem davor stehenden Vocal zusammen als Diphthong, z. B. saime von sajems, teime von tejems, uime von ujems. Geht ein i vorher, so wird natürlich das j ganz unhörbar, und man kann lautlich gleich richtig mime oder mijme schreiben von mijems (verkaufen). Mundartlich hört man das Ausfallen des j auch bei Verben auf ujems, wodurch denn natürlich die weiche Vocalisation in die harte übergeht, z. B. nuime oder numo von nujems (ernten), tuime oder tumo von tujems (fort gehen). Als Beispiele für die subjective Conjugation mögen dienen ramams (häufen), stams (aufstehen), vanoms (sehen), molems (gehen), tejems (machen).
Affirmativ.
Indicativ.
Präsens | S. | 1 | raman | st́an | vanan | moľan | tejan |
2 | ramat | st́at | vanat | moľat | tejat | ||
3 | ramy | sti | vany | moli | teji | ||
Pl. | 1 | ramatanok | st́atanok | vandanok | moľďanok | teiďanok | |
2 | ramatado | st́atado | vandado | moľďado | teiďado | ||
3 | ramyt | stit | vanyt | moľt | teit | ||
Präterit. | S. | 1 | ramyń | stiń | vanyń | moliń | tejiń |
2 | ramyt́ | stit́ | vanyt́ | molit́ | tejit́ | ||
3 | ramaź | st́aź | vanoź | moleź, moľź | tejeź, teiź | ||
Pl. | 1 | ramynek | stinek | vanynek | molinek | teinek | |
2 | ramyde | stide | vanyde | molide | teide | ||
3 | ramaźt | st́aźt | vanoźt | moleźt, moľźt | tejeźt, teiźt |
Optativ.
Präsens | S. | 1 | ramazan | st́azan | vanozan | molezen | tejezen |
2 | ramazat | st́azat | vanozat | molezet | tejezet | ||
3 | ramazo | st́azo | vanozo | moleze | tejeze | ||
Pl. | 1 | ramazanok | st́azanok | vanozanok | molezenek | teizenek | |
2 | ramazado | st́azado | vanozado | molezede | teizede | ||
3 | ramazt | st́azt | vanozt | molezt | tejezt | ||
Präterit. | S. | 1 | ramakseliń | st́akseliń | vanokseliń | molekseliń | teikseliń |
2 | ramakselit́ | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
3 | ramakseľ | ||||||
Pl. | 1 | ramakselinek | |||||
2 | ramakselide | ||||||
3 | ramakseľt |
Conditional.
S. | 1 | ramavliń | st́avoliń | vanovliń | molevliń | tejevliń | |
2 | ramavlit́ | st́avolit́ | vanovlit́ | molevlit́ | etc. | ||
3 | ramavoľ | st́avoľ | vanovoľ | moleveľ | |||
Pl. | 1 | ramavlinek | st́avlinek | vanovlinek | molevlinek | ||
2 | ramavlide | st́avlide | vanovlide | molevlide | |||
3 | ramavoľt | st́avoľt | vanovoľt | moleveľt |
Conjunctiv
Präsens | S. | 1 | ramyńdäŕan | stińdäŕan | vanyńdäŕan | molińdäŕan | tejińdäŕan |
2 | ramyńdäŕat | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
3 | ramyńdäräi | ||||||
Pl. | 1 | ramyńdäŕatanok | |||||
2 | ramyńdäŕatado | ||||||
3 | rämyńdäräit | ||||||
Präterit. | S. | 1 | ramavlińdäŕan | st́avolińdäŕan | vanovlińdäŕan | molevlińdäŕan | tejevlińdäŕan |
2 | ramavlińdäŕät | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
3 | ramavlińdäräi | ||||||
Pl. | 1 | ramavlińdäŕatanok | |||||
2 | ramavlińdäŕatado | ||||||
3 | ramavlińdäräit |
Imperativ.
S. | 2 | ramak | st́ak | vanok | moľt | teit (tejek) |
Pl. | 2 | ramado | st́ado | vanodo | molede | tejede |
Verbalnomina.
I. | ramamo | st́amo | vanomo | moľme | teime |
ramams | st́ams | vanoms | molems | tejems | |
etc. | etc. | etc. | etc. | etc. | |
II. | ramy | sti | vany | moli | teji |
(ramytśa) | (stitśa) | (vanytśa) | (molitśa) | (tejitśa) | |
III. | ramaź | staź | vanoź | moleź, moľź | tejeź, teiź |
Negativ.
Indicativ.
Präsens | S. | 1 | a raman | a st́an | a vanan | a moľan | a tejan |
2 | a ramat | a st́at | a vanat | a moľat | a tejat | ||
3 | a ramy | a sti | a vany | a moli | a teji | ||
Pl. | 1 | a ramatanok | a st́atanok | a vandanok | a moľďanok | a teiďanok | |
2 | a ramatado | a st́atado | a vandado | a moľďado | a teiďado | ||
3 | a ramyt | a stit | a vanyt | a molit | a teit | ||
Präterit. | S. | 1 | eziń ramak | eziń st́ak | eziń vanok (vant) | eziń moľt | eziń teit |
2 | ezit́ r. | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
3 | eź r. | ||||||
Pl. | 1 | ezinek r. | |||||
2 | ezide r. | ||||||
3 | eźt r. |
Optativ.
Präsens | S. | 1 | iľazan rama | iľazan st́ak | iľazan vano (vanok, vant) | iľazan moľt | iľazan teit |
2 | iľazat r. | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
3 | iľazo r. | ||||||
Pl. | 1 | iľazanok r. | |||||
2 | iľazado r. | ||||||
3 | iľazt r. | ||||||
Präterit. | S. | 1 | avoľkseliń rama | avoľkśeliń st́ak | avoľkseliń vano (vant, vanok) | avoľkseliń moľt | avoľkseliń teit |
2 | avoľkselit́ r. | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
3 | avoľkseľ r. | ||||||
Pl. | 1 | avoľkselinek r. | |||||
2 | avoľkselide r. | ||||||
3 | avolkseľt r. |
Conditional.
S. | 1 | avoliń rama | avoliń st́ak | avoliń vano (vant, vanok) | avoliń moľt | avoliń teit |
2 | avolit́ r. | etc. | etc. | etc. | etc. | |
3 | avoľ r. | |||||
Pl. | 1 | avolinek r. | ||||
2 | avolide r. | |||||
3 | avoľt r. |
Conjunctiv.
Präsens | S. | 1 | a ramyńdäŕan | a stińdäŕan | a vanyńdäŕan | a molińdäŕan | a tejińdäŕan |
2 | a ramyńdäŕat | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
etc. | |||||||
Präterit. | S. | 1 | a ramavlińdäŕan | a st́avolińdäŕan | a vanovlińdäŕan | a molevlińdäŕan | a tejevlińdäŕan |
2 | a ramavlińdäŕat | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
etc. |
Imperativ.
S. | 2 | iľa rama | iľa st́ak | iľa vano (vanok, vant) | iľa moľt | iľa teit |
Pl. | 2 | iľado rama | iľado st́ak | iľado vano (vanok, vant) | iľado moľt | iľado teit |
Verbalnomina.
II. | a ramy | a sti | a vany | a moli | a teji |
(a ramytśa) | (a stitśa) | (a vanytśa) | (a molitśa) | (a tejitśa) | |
III. | apak ramak | apak st́ak | apak vanok | apak moľt | apak teit |
§ 99. VI. Conjugation des affirmativen objectiven Verbs. Wir haben es hier nur mit der einfachen Conjugation zu thun, denn in dem periphrastischen Futur bleibt natürlich das Hülfsverb karmams eben so wie bei dem subjectiven Verb, und das dazu gesetzte Nomen, welches die Objectbezeichnung bekommt, wird sogleich hier besprochen werden, ein Passiv aber kann bei dem objectiven Zeitwort überhaupt nicht vorkommen, also auch nicht sein umschriebenes Perfect und Plusquamperfect.
Das Wesen des objectiven Zeitworts besteht darin, dass mit dem Verbum noch das Personalpronomen als Object vereinigt wird, wie in den semitischen Sprachen. Da die Thätigkeit hierbei nie als eine reflexive aufgefasst wird, so können die erste und zweite Person niemals dieselbe Person als Object haben, wohl aber die dritte. Ist nun das Object des Zeitworts nur dasselbe Personalpronomen, so kann es entweder weggelassen, oder grösseren Nachdrucks wegen dazu gesetzt werden. Am häufigsten wird das Zeitwort mit der dritten Person als Object gebraucht, nämlich, wie im Magyarischen, nicht bloss wenn das Pronomen derselben Person, sondern auch wenn ein Nomen Object der Thätigkeit ist. Im Magyarischen ist das objective Zeitwort sehr defectiv, es hat nämlich ausserdem nur noch die erste Singularperson mit dem Object der zweiten des Singulars und Plurals gleichlautend, das Mordwinische aber hat jede erste Person mit der zweiten und dritten, jede zweite mit der ersten und dritten als Object, freilich auch mit manchen Wiederholungen, namentlich sind alle Personen mit dem Object «uns» und «euch» gleich, und in der Pluralperson wird Singular und Plural des Objects nicht unterschieden, so dass also z. B. «wir lieben dich» und «wir lieben euch» gleichlautend sind, eben so «ihr liebt mich» und «ihr liebt uns», «sie lieben mich» und «sie lieben uns» u. s.w. Man kann damit die ähnliche Erscheinung in der Sprache vergleichen, dass auch bei dem Nomen mit den Possessivsuffixen der Pluralpersonen der Singular und der Plural des besessenen Gegenstandes nicht unterschieden wird.
Das objective Zeitwort ist hier nur seiner Form wegen so genannt, nicht seiner Beziehung wegen, denn das subjective kann ebenfalls ein Object regieren. Das Genauere — so ziemlich, übereinstimmend auch mit dem magyarischen Sprachgebrauch — über den Gebrauch des objectiven und subjectiven Zeitworts ist im Mordwinischen, so viel ich beobachtet habe, Folgendes. Regelmässig ist der Gebrauch des objectiven Verbs, wenn das Object ein persönliches Fürwort ist, mag es nun ausgedrückt sein oder eben durch die Form des Zeitworts allein bezeichnet werden, ferner wenn es ein demonstratives Pronomen ist, aber nicht wenn dieses nur als Determinativ gebraucht wird mit nachfolgendem Relativpronomen (derjenige, welcher), oder ein Substantivsatz, ein Nomen im Genitiv (als bestimmtem Objectcasus, s. § 58), oder endlich ein Eigenname. Das subjective Verbum steht also, wenn das Object eines der übrigen
§ 100. A. Verbalnomina. Da Nomina ihr Object im Genitiv zu sich nehmen, z. B. jovksoń karmaź jovtamo (er fing an eine Geschichte zu erzählen, eigentl. das Erzählen einer Geschichte), vanytśanzo sońze (die ihn Bewachenden, eigentl. seine Bewachenden, seine Wächter), so kann, wenn diess Object als Pronomen affigirt werden soll, das nur in Form von Possessivsuffixen geschehen, wovon schon oben die Rede gewesen ist, z. B. alašaśt karmaź väšnemenze, i muimestenze... (er fing an das Pferd zu suchen, und als er es fand..., eigentl. er fing an das Suchen des Pferdes und bei seinem Finden). So gehört denn also das Verbalnomen eigentlich nicht in die objective Conjugation, deren Objectsuffixe ganz andere Formen haben, und wir werden also auch später beim Paradigma darauf weiter keine Rücksicht nehmen.
§ 101. B. Modi und Tempora. 1) Indicativ. Im Präsens sind die Objectsuffixe, mit den Personalendungen verschmolzen, folgende: samak (du...mich), samam (er...mich), samiz (ihr...mich), samiz (sie...mich), tan (ich...dich), tanzat (er...dich), tadiz (wir...dich), tadiz (sie...dich), sa (ich...ihn), sak (du...ihn), sazo (er...ihn), synek (wir...ihn), synk (ihr...ihn), syze (sie...ihn), samiz (du...uns, er...uns, ihr...uns, sie...uns), tadiz (ich...euch, er...euch, wir...euch, sie...euch), syn (ich...sie), syt (du...sie), synze (er...sie), synek (wir...sie), synk (ihr...sie), syze (sie...sie). Dadurch, dass bald am Subject, bald am Object Singular und Plural nicht unterschieden werden, giebt es hier, wie man sieht, manche mehr oder minder vieldeutige Endungen, die in dem Dialekt der Mokscha doch zum Theil noch etwas besser unterschieden werden, aber in den Pluralpersonen wird auch dort Singular und Plural des Objects nicht unterschieden. Wo die beiden Elemente, aus welchen die Endungen gebildet sind, noch einigermaassen einzeln erkannt werden können, da sieht man, dass bald die Bezeichnung des Objects die letzte Stelle einnimmt (samam, t́anzat, sazo), bald die des Subjects (synek, synk). Was die Anfügung der Präsenssuffixe betrifft, so verhält sich der Stamm vor denselben gerade wie vor der ersten Pluralperson des subjectiven Verbs, d. h. der Vocal a bleibt immer stehen, e wird, wenn nur ein Consonant vorhergeht, immer abgeworfen, sehr häufig auch wenn mehrere, falls nicht eine gar zu harte Consonantenhäufung dadurch entsteht, das o ist etwas beständiger. Die mit t anlautenden Suffixe richten sich auch darin nach der Endung -tanok des subjectiven Zeitworts, dass sie das t in d tenuiren und beide auch mouilliren unter denselben Bedingungen, wie dort (§ 82) angegeben worden. Einige Beispiele sind: ramasamak, ramasamam, ramasamiz, ramatan von ramams (kaufen), obiďatanzat,
§ 102. Das Präteritum hat ähnliche Suffixe wie das Präsens, aber in demselben Verhältniss kürzer wie die erste und zweite Pluralperson am subjectiven Verb. Sie sind: mik (du...mich), mim (er...mich), miz (ihr...mich, sie...mich), tin (ich...dich), nzit (er...dich), diz (wir...dich, sie...dich), ja (ich...ihn), k (du...ihn), ze (er...ihn), nek (wir...ihn), nk (ihr... ihn), ze (sie...ihn), miz (du...uns, er...uns, ihr...uns, sie...uns), diz (ich...euch, er...euch, wir...euch, sie... euch), n (ich...sie), t (du...sie), nze (er...sie), nek (wir...sie), nk (ihr...sie), ze (sie...sie). Mundartliche Abweichungen sind ndit st. nzit und die Vocalverwechselungen wie im Präsens. Die Anfügung dieser Suffixe geschieht, eben so wie der des Präsens, ganz nach Analogie der ersten Pluralperson des subjectiven Zeitworts, also von den vorher genannten Zeitwörtern ramymik, ramymim, ramymiz, ramytin, obidinzit, obidimiz, obidija, obidik, sodyze, sodynek, sodynk, sodyze, sodymiz, sodydiz, lovnyn, lovnyt, lovnynze, lovnydiz, vańskavtymik, vańskavtymim, vańskavtymiz, vańskavtytin, pelinzit, pelimiz, pelija, pelik, pelize, neinek, neink, neize, neimiz, neidiz, vetškin, vetškit, vetškinze, vetškidiz. Zu einer Umwandlung des t (in t́, d, ď) in den damit anlautenden Suffixen ist hier keine Veranlassung geboten; statt ze hört man sehr oft bloss ź sprechen, mit auch sonst oft vorkommender Verkürzung.
§ 103. 2) Optativ. Der Optativ hat in beiden Zeilen die Suffixe des Präteritums im Indicativ, mit ein Paar geringen Abweichungen in der ersten Singularperson und in den Vocalen; es wird genügen, sie hier anzuführen, da die Anfügung an die verschiedenartigen Verbalstämme weiter unten an den Paradigmen mit Leichtigkeit zu ersehen ist. Es wird also die Endung der ersten Singularperson zan verwandelt in zamak (du...mich), zaman (er...mich), zamiz (ihr...mich, sie...mich), zdan (ich...dich), zanzat (er...dich), zadiz (wir...dich, sie...dich), sa (vielleicht zja? ich...ihn), zak (du...ihn), zazo (er...ihn), zynek (wir...ihn), zynk (ihr...ihn), zyze (sie...ihn), zamiz (du...uns, er...uns, ihr...uns, sie...uns), zadiz (ich... euch, er... euch, wir... euch, sie euch), zyn (ich...sie), zt (du...sie), zynze (er...sie), zynek (wir...sie), zynk (ihr...sie), zyze (sie... sie). — Im zweiten Tempus sind die Suffixe durchaus die des Präteritums im Indicativ, auch was die Vocale betrifft, es ist nur zu bemerken, dass das e in der Endung kseliń vor diesen Suffixen im Sprechen sehr gewöhnlich nicht hörbar ist.
§ 104. 3) Conditional. Die Suffixe auch dieses Modus sind vollständig die des Präteritums im Indicativ, da es (vergl. oben) auf derselben Zusammensetzung beruht, wie das zweite
§ 105. 4) Conjunctiv. Da beide Zeiten des Conjunctivs aus der flectirten Partikel täräi und einem einfachen oder verstärkten Stamm des Zeitworts bestehen, und da die Flexionsendungen der Partikel die des Präsens im Indicativ sind, so stimmen auch die Suffixe des objectiven Verbs vollkommen mit denen überein, welche für dieses Tempus oben angegeben sind.
§ 106. 5) Imperativ. Die Suffixe des Imperativs stimmen, wie die des ihm nahe verwandten Optativs, grösstentheils mit denen der zweiten Person des Präteritums im Indicativ überein, bis auf die Singularperson mit dem Object der ersten Singularperson, wo der Vocal a ist, und vor dem Suffix der Vocal des Infinitivs behalten wird, z.B. noldamak (entlasse mich) von noldams, vanomak (behüte mich) von vanoms, während der Vocal vor den übrigen Suffixen y oder i ist, je nach den Forderungen der Vocalharmonie. Die Suffixe sind also mak (du...mich), miz (ihr...mich), k (du...ihn), nk (ihr...ihn), miz (du...uns, ihr...uns), t (du...sie), nk (ihr...sie).
§ 107. VII. Conjugation des negativen objectiven Zeitworts. In der Flexion des Zeitworts tritt hier derselbe Unterschied ein, wie bei dem subjectiven. Ist nämlich die Negation unflectirt, so nimmt das flectirte Verbum die Objectbezeichnung an, ist dagegen das Verbum selbst unflectirt und die Negation flectirt, so wird natürlich auch das Object an derselben bezeichnet. Das Präsens des Optativs ausgenommen, dessen Negation im objectiven Verb meistens um den eigentlichen Charakter dieses Tempus verkürzt wird, hat die objective Form der Negationen durchaus nichts Schwieriges. Eziń, avoľkseliń, avoliń haben ganz die Bildung der entsprechenden affirmativen Tempora und haben daher auch die Suffixe ganz eben so, der Imperativ ist ganz der zweiten Person des Präsens im Optativ gleich, es bleibt also nur übrig, über dieses Tempus etwas zu sagen. Ob der Charakter (z) des Optativs noch in anderen Personen beibehalten wird, als in der ersten Singularperson mit Singularobjecten, weiss ich nicht anzugeben. Im Mokschadialekte ist es nach Ahlquist durchgängig der Fall, so dass also auch die zweite Person vom Imperativ verschieden ist. Ich gebe die Formen hier so, wie ich sie allein gehört habe, und um unnütze Wiederholung zu vermeiden, verweise ich auf die Paradigmen.
§ 108. VIII. Paradigmen des objectiven Verbs. Die Personen des Subjects sind an den nachstehenden Verben mit römischen Ziffern bezeichnet, die des Objects mit arabischen. Es bedeuten also die ersten Formen «ich...dich», «ich...ihn», «ich...euch», «ich...sie», «du...mich», «du...ihn» u. s. w., und es ist überflüssig zum Verständniss noch das Deutsche hinzuzufügen. Als Muster, welche sowohl die Stetigkeit und Beweglichkeit des letzten Stammvocals als auch die euphonischen Abänderungen der mit t anlautenden Suffixe sehen lassen, wählen wir ramams (kaufen), vanoms (sehen), lovnoms (zählen), pelems (fürchten) und sajems (nehmen); dass bei pelems eigentlich eine andere Construction gebräuchlich ist, ist hier, wo es sich nur um ein Paradigma handelt, wohl gleichgültig.
Affirmativ
Präs. | S. | I | 2 | ramatan (ich kaufe dich) | vandan (ich sehe dich) | lovnotan (ich zähle dich) | peľďan (ich fürchte dich) | saiďan (ich nehme dich) |
3 | ramasa | vansa | lovnosa | peľsa | saisa | |||
Pl. | 2 | ramatadiz | vandadiz | lovnotadiz | peľďadiz | saiďadiz | ||
3 | ramasyn | vansyn | lovnosyn | peľsyn | saisyn | |||
II | 1 | ramasamak | vansamak | lovnosamak | peľsamak | saisamak | ||
3 | ramasak | vansak | lovnosak | peľsak | saisak | |||
Pl. | 1 | ramasamiz | vansamiz | lovnosamiz | peľsamiz | saisamiz | ||
3 | ramasyt | vansyt | lovnosyt | peľsyt | saisyt | |||
III | 1 | ramasamam | vansamam | lovnosamam | peľsamam | saisamam | ||
2 | ramatanzat | vandanzat | lovnotanzat | peľďanzat | saiďanzat | |||
3 | ramasaso | vansazo | lovnosazo | peľsazo | saisazo | |||
Pl. | 1 | ramasamiz | vansamiz | lovnosamiz | peľsamiz | saisamiz | ||
2 | ramatadiz | vandadiz | lovnotadiz | peľďadiz | saiďadiz | |||
3 | ramasyńze | vansynze | lovnosynze | peľsynze | saisynze | |||
Plur. | I | 2 | ramatadiz | vandadiz | lovnotadiz | peľďadiz | saiďadiz | |
3 | ramasynek | vansynek | lovnosynek | peľsynek | saisynek | |||
Pl. | 2 | ramatadiz | vandadiz | lovnotadiz | peľďadiz | saiďadiz | ||
3 | ramasynek | vansynek | lovnosynek | peľsynek | saisynek | |||
II | 1 | ramasamiz | vansamiz | lovnosamiz | peľsamiz | saisamiz | ||
3 | ramasynk | vansynk | lovnosynk | peľsynk | saisynk | |||
Pl. | 1 | ramasamiz | vansamiz | lovnosamiz | peľsamiz | saisamiz | ||
3 | ramasynk | vansynk | lovnosynk | peľsynk | saisynk | |||
III | 1 | ramasamiz | vansamiz | lovnosamiz | peľsamiz | saisamiz | ||
2 | ramatadiz | vandadiz | lovnotadiz | peľďadiz | saiďadiz | |||
3 | ramasyze | vansyze | lovnosyze | peľsyze | saisyze | |||
Pl. | 1 | ramasamiz | vansamiz | lovnosamiz | peľsamiz | saisamiz | ||
2 | ramatadiz | vandadiz | lovnotadiz | peľďadiz | saiďadiz | |||
3 | ramasyze | vansyze | lovnosyze | peľsyze | saisyze | |||
Präter. | S. | I | 2 | ramytin | vanytin | lovnytin | pelitin | sajitin (saidin) |
3 | ramyja | vanyja | lovnyja | pelija | sajija | |||
Pl. | 2 | ramydiz | vanydiz | lovnydiz | pelidiz | sajidiz (saidiz) | ||
3 | ramyn | vanyn | lovnyn | pelin | sajin (sain) | |||
II | 1 | ramymik | vanymik | lovnymik | pelimik | sajimik (saimik) | ||
3 | ramyk | vanyk | lovnyk | pelik | sajik (saik) | |||
Pl. | 1 | ramymiz | vanymiz | lovnymiz | pelimiz | sajimiz (saimiz) | ||
3 | ramyt | vanyt | lovnyt | pelit (peľt) | sajit (sait) | |||
III | 1 | ramymim | vanymim | lovnymim | pelimim | sajimim (saimim) | ||
2 | ramynzit | vanynzit | lovnynzit | pelinzit | sajinzit (sainzit) | |||
3 | ramyze | vanyze | lovnyze | pelize | sajize (saize) | |||
Pl. | 1 | ramymiz | vanymiz | lovnymiz | pelimiz | sajimiz (saimiz) | ||
2 | ramydiz | vanydiz | lovnydiz | pelidiz | sajidiz (saidiz) | |||
3 | ramynze | vanynze | lovnynze | pelinze | sajinze (sainze) | |||
Plur. | I | 2 | ramydiz | vanydiz | lovnydiz | pelidiz | sajidiz (saidiz) | |
3 | ramynek | vanynek | lovnynek | pelinek | sajinek (sainek) | |||
Pl. | 2 | ramydiz | vanydiz | lovnydiz | pelidiz | sajidiz (saidiz) | ||
3 | ramynek | vanynek | lovnynek | pelinek | sajinek (sainek) | |||
II | 1 | ramymiz | vanymiz | lovnymiz | pelimiz | sajimiz (saimiz) | ||
3 | ramynk | vanynk | lovnynk | pelink | sajink | |||
Pl. | 1 | ramymiz | vanymiz | lovnymiz | pelimiz | sajimiz (saimiz) | ||
3 | ramynk | vanynk | lovnynk | pelink | sajink | |||
III | 1 | ramymiz | vanymiz | lovnymiz | pelimiz | sajimiz (saimiz) | ||
2 | ramydiz | vanydiz | lovnydiz | pelidiz | sajidiz (saidiz) | |||
3 | ramyze | vanyze | lovnyze | pelize | sajize (saize) | |||
Pl. | 1 | ramymiz | vanymiz | lovnymiz | pelimiz | sajimiz (saimiz) | ||
2 | ramydiz | vanydiz | lovnydiz | pelidiz | sajidiz (saidiz) | |||
3 | ramyze | vanyze | lovnyze | pelize | sajize (saize) |
Optativ.
Präs. | S. | I | 2 | ramazdan | vanozdan | lovnozdan | pelezďan | sajezďan |
3 | ramasa | vanosa | lovnosa | peľsa | saisa | |||
Pl. | 2 | ramazadiz | vanzadiz | lovnozadiz | peľzadiz | saizadiz | ||
3 | ramazyn | vanzyn | lovnozyn | peľzyn | saizyn | |||
II | 1 | ramazamak | vanzamak | lovnozamak | peľzamak | saizamak | ||
3 | ramazak | vanzak | lovnozak | peľzak | saizak | |||
Pl. | 1 | ramazamiz | vanzamiz | lovnozamiz | peľzamiz | saizamiz | ||
3 | ramazt | vanozt | lovnozt | pelezt | sajezt | |||
III | 1 | ramazamam | vanzamam | lovnozamam | peľzamam | saizamam | ||
2 | ramazanzat | vanzanzat | lovnozanzat | peľzanzat | saizanzat | |||
3 | ramazazo | vanzazo | lovnozazo | peľzazo | saizazo | |||
Pl. | 1 | ramazamiz | vanzamiz | lovnozamiz | peľzamiz | saizamiz | ||
2 | ramazadiz | vanzadiz | lovnozadiz | peľzadiz | saizadiz | |||
3 | ramazynze | vanzynse | lovnozynze | peľzynze | saizynze | |||
Pl. | I | 2 | ramazadiz | vanzadiz | lovnozadiz | peľzadiz | saizadiz | |
3 | ramazynek | vanzynek | lovnozynek | peľzynek | saizynek | |||
Pl. | 2 | ramazadiz | vanzadiz | lovnozadiz | peľzadiz | saizadiz | ||
3 | ramazynek | vanzynek | lovnozynek | peľzynek | saizynek | |||
II | 1 | ramazamiz | vanzamiz | lovnozamiz | peľzamiz | saizamiz | ||
3 | ramazynk | vanzynk | lovnozynk | peľzynk | saizynk | |||
Pl. | 1 | ramazamiz | vanzamiz | lovnozamiz | peľzamiz | saizamiz | ||
3 | ramazynk | vanzynk | lovnozynk | peľzynk | saizynk | |||
III | 1 | ramazamiz | vanzamiz | lovnozamiz | peľzamiz | saizamiz | ||
2 | ramazadiz | vanzadiz | lovnozadiz | peľzadiz | saizadiz | |||
3 | ramazyze | vanzyze | lovnozyze | peľzyze | saizyze | |||
Pl. | 1 | ramazamiz | vanzamiz | lovnozamiz | peľzamiz | saizamiz | ||
2 | ramazadiz | vanzadiz | lovnozadiz | peľzadiz | saizadiz | |||
3 | ramazyze | vanzyze | lovnozyze | peľzyze | saizyze | |||
Präter. | S. | I | 2 | ramakselitin |
vanokselitin | lovnokselitin | pelekselitin | saikselitin |
3 | ramakselija | etc. | etc. | etc. | etc. | |||
Pl. | 2 | ramakselidiz | ||||||
3 | ramakselin | |||||||
II | 1 | ramakselimik | vanokselimik | lovnokselimik | pelekselimik | saikselimik | ||
3 | ramakselik | etc. | etc. | etc. | etc. | |||
Pl. | 1 | ramakselimiz | ||||||
3 | ramakselit | |||||||
III | 1 | ramakselimim | vanokselimim | lovnokselimim | pelekselimim | saikselimim | ||
2 | ramakselinzit | etc. | etc. | etc. | etc. | |||
3 | ramakselize | |||||||
Pl. | 1 | ramakselimiz | ||||||
2 | ramakselidiz | |||||||
3 | ramakselinze | |||||||
Pl. | I | 2 | ramakselidiz | vanokselidiz | lovnokselidiz | pelekselidiz | saikselidiz | |
3 | ramakselinek | etc. | etc. | etc. | etc. | |||
Pl. | 2 | ramakselidiz | ||||||
3 | ramakselinek | |||||||
II | 1 | ramakselimiz | vanokselimiz | lovnokselimiz | pelekselimiz | saikselimiz | ||
3 | ramakselink | etc. | etc. | etc. | etc. | |||
Pl. | 1 | ramakselimiz | ||||||
3 | ramakselink | |||||||
III | 1 | ramakselimiz | vanokselimiz | lovnokselimiz | pelekselimiz | saikselimiz | ||
2 | ramakselidiz | etc. | etc. | etc. | etc. | |||
3 | ramakselize | |||||||
Pl. | 1 | ramakselimiz | ||||||
2 | ramakselidiz | |||||||
3 | ramakselize |
Conditional.
S. | I | 2 | ramavlitin | vanovlitin | lovnovlitin | pelevlitin | sajevlitin |
3 | ramavlija | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
Pl. | 2 | ramavlidiz | |||||
3 | ramavlin | ||||||
II | 1 | ramavlimik | vanovlimik | lovnovlimik | pelevlimik | sajevlimik | |
3 | ramavlik | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
Pl. | 1 | ramavlimiz | |||||
3 | ramavlit | ||||||
III | 1 | ramavlimim | vanovlimim | lovnovlimim | pelevlimim | sajevlimim | |
2 | ramavlinzit | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
3 | ramavlize | ||||||
Pl. | 1 | ramavlimiz | vanovlimiz | lovnovlimiz | pelevlimiz | sajevlimiz | |
2 | ramavlidiz | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
3 | ramavlinze | ||||||
Pl. | I | 2 | ramavlidiz | vanovlidiz | lovnovlidiz | pelevlidiz | sajevlidiz |
3 | ramavlinek | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
Pl. | 2 | ramavlidiz | |||||
3 | ramavlinek | ||||||
II | 1 | ramavlimiz | vanovlimiz | lovnovlimiz | pelevlimiz | sajevlimiz | |
3 | ramavlink | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
Pl. | 1 | ramavlimiz | |||||
3 | ramavlink | ||||||
III | 1 | ramavlimiz | vanovlimiz | lovnovlimiz | pelevlimiz | sajevlimiz | |
2 | ramavlidiz | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
3 | ramavlize | ||||||
Pl. | 1 | ramavlimiz | |||||
2 | ramavlidiz | ||||||
3 | ramavlize |
Conjunctiv.
Präs. | S. | I | 2 | ramyńdäŕatan | vanyńdäŕatan | lovnyńdäŕatan | pelińdäŕatan | sajińdäŕatan |
3 | ramyńdäŕasa | etc. | etc. | etc. | etc. | |||
Pl. | 2 | ramyńdäŕatadiz | ||||||
3 | ramyńdäŕasyn | |||||||
II. | 1 | ramyńdäŕasamak | vanyńdäŕasamak | lovnyńdäŕasamak | pelińdäŕasamak | sajińdäŕasamak | ||
3 | ramyńdäŕasak | |||||||
Pl. | 1 | ramyńdäŕasamiz | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
3 | ramyńdäŕasyt | |||||||
III. | 1 | ramyńdäŕasamam | vanyńdäŕasamam | lovnyńdäŕasamam | pelińdäŕasamam | sajińdäŕasamam | ||
2 | ramyńdäŕatanzat | |||||||
3 | ramyńdäŕasazo | etc. | etc. | etc. | etc. | |||
Pl. | 1 | ramyńdäŕasamiz | ||||||
2 | ramyńdäŕatadiz | |||||||
3 | ramyńdäŕasynze | |||||||
Pl. | I | 2 | ramyńdäŕatadiz | vanyńdäŕatadiz | lovnyńdäŕatadiz | pelińdäŕatadiz | sajińdäŕatadiz | |
3 | ramyńdäŕasynek | |||||||
Pl. | 2 | ramyńdäŕatadiz | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
3 | ramyńdäŕasynek | |||||||
II | 1 | ramyńdäŕasamiz | vanyńdäŕasamiz | lovnyńdäŕasamiz | pelińdäŕasamiz | sajińdäŕasamiz | ||
3 | ramyńdäŕasynk | |||||||
Pl. | 1 | ramyńdäŕasamiz | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
3 | ramyńdäŕasynk | |||||||
III | 1 | ramyńdäŕasamiz | vanyńdäŕasamiz | lovnyńdäŕasamiz | pelińdäŕasamiz | sajińdäŕasamiz | ||
2 | ramyńdäŕatadiz | |||||||
3 | ramyńdäŕasyze | |||||||
Pl. | 1 | ramyńdäŕasamiz | etc. | etc. | etc. | etc. | ||
2 | ramyńdäŕatadiz | |||||||
3 | ramyńdäŕasyze | |||||||
Präter. | S. | I | 2 | ramavlińdäŕatan | vanovlińdäŕatan | lovnovlińdäŕatan | pelevlińdäŕatan | sajevlińdäŕatan |
etc. wie Präs. | etc. | etc. | etc. | etc. | ||||
II | 1 | ramavlińdäŕasamak | vanovlińdäŕasamak | lovnovlińdäŕasamak | pelevlińdäŕasamak | sajevlińdäŕasamak | ||
etc. wie Präs. | etc. | etc. | etc. | etc. | ||||
III | 1 | ramavlińdäŕasamam | vanovlińdäŕasamam | lovnovlińdäŕasamam | pelevlińdäŕasamam | sajevlińdäŕasamam | ||
etc. wie Präs. | etc. | etc. | etc. | etc. | ||||
Pl. | I | 2 | ramavlińdäŕatadiz | vanovlińdäŕatadiz | lovnóvlińdäŕatadiz | pelevlińdäŕatadiz | sajevlińdäŕatadiz | |
etc. wie Präs. | etc. | etc. | etc. | etc. | ||||
II | 1 | ramavlińdäŕasamiz | vanovlińdäŕasamiz | lovnovlińdäŕasamiz | pelevlińdäŕasamiz | sajevlińdäŕasamiz | ||
etc. wie Präs. | etc. | etc. | etc. | etc. | ||||
III | 1 | ramavlińdäŕasamiz | vanovlińdäŕasamiz | lovnovlińdäŕasamiz | pelevlińdäŕasamiz | sajevlińdäŕasamiz | ||
etc. wie Präs. | etc. | etc. | etc. | etc. |
Imperativ.
II | 1 | ramamak | vanomak | lovnomak | pelimak | saimak | |
3 | ramyk | vanyk | lovnyk | pelik | sajik (saik) | ||
Pl. | 1 | ramymiz | vanymiz | lovnymiz | pelimiz | sajimiz (saimiz) | |
3 | ramyt | vanyt | lovnyt | pelit (peľt) | sait | ||
Pl. | II | 1 | ramymiz | vanymiz | lovnymiz | pelimiz | sajimiz (saimiz) |
3 | ramynk | vanynk | lovnynk | pelink | sajink | ||
Pl. | 1 | ramymiz | vanymiz | lovnymiz | pelimiz | sajimiz (saimiz) | |
3 | ramynk | vanynk | lovnynk | pelink | sajink |
Negativ.
Indicativ.
Präs. | S. | I | 2 | a ramatan | a vandan | a lovnotan | a peľďan | a saidan | |
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
II | 1 | a ramasamak | a vansamak | a lovnosamak | a peľsamak | a saisamak | |||
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
III | 1 | a ramasamam | a vansamam | a lovnosamam | a peľsamam | a saisamam | |||
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
Pl. | I | 2 | a ramatadiz | a vandadiz | a lovnotadiz | a peľďadiz | a saiďadiz | ||
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
II | 1 | a ramasamiz | a vansamiz | a lovnosamiz | a peľsamiz | a saisamiz | |||
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
III | 1 | a ramasamiz | a vansamiz | a lovnosamiz | a peľsamiz | a saisamiz | |||
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
Präter. | S. | I | 2 | ezitin | ramak, | vanok (vant), | lovnok, | peľt, | sait |
3 | ezija | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
Pl. | 2 | ezidiz | |||||||
3 | ezin | ||||||||
II | 1 | ezimik | » | » | » | » | » | ||
3 | ezik | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
Pl. | 1 | ezimiz | |||||||
3 | ezit, eźt | ||||||||
III | 1 | ezimim | ramak, | vanok (vant), | lovnok, | peľt, | sait | ||
2 | ezinzit | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
3 | ezize | ||||||||
Pl. | 1 | ezimiz | |||||||
2 | ezidiz | ||||||||
3 | ezinze | ||||||||
Pl. | I | 2 | ezidiz | » | » | » | » | » | |
3 | ezinek | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
Pl. | 2 | ezidiz | |||||||
3 | ezinek | ||||||||
II | 1 | ezimiz | » | » | » | » | » | ||
3 | ezink | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
Pl. | 1 | ezimiz | |||||||
3 | ezink | ||||||||
III | 1 | ezimiz | » | » | » | » | » | ||
2 | ezidiz | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
3 | ezize | ||||||||
Pl. | 1 | ezimiz | |||||||
2 | ezidiz | ||||||||
3 | ezize |
Optativ.
Präs. | S. | I | 2 | iľazdan | rama, | van (vano), | lovno, | peľ (pele), | sai (saje) |
3 | iľasa | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
Pl. | 2 | iľdiz | |||||||
3 | ilin | ||||||||
II | 1 | iľamak | » | » | » | » | » | ||
3 | ilik | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
Pl. | 1 | ilimiz | |||||||
3 | iľt | ||||||||
III | 1 | iľamam | » | » | » | » | » | ||
2 | iľanzat | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
3 | iľazo | ||||||||
Pl. | 1 | ilimiz | |||||||
2 | iľdiz | ||||||||
3 ilinze | |||||||||
Pl. | I | 2 | iľdiz | rama, | van (vano), | lovno, | peľ (pele), | sai(saje) | |
3 | iľnek | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
Pl. | 2 | iľdiz | |||||||
3 | iľnek | ||||||||
II | 1 | ilimiz | » | » | » | » | » | ||
3 | ilink | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
Pl. | 1 | ilimiz | |||||||
3 | ilink | ||||||||
III | 1 | ilimiz | » | » | » | » | » | ||
2 | iľdiz | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
3 | ilize | ||||||||
Pl. | 1 | ilimiz | |||||||
2 | iľdiz | ||||||||
3 | ilize | ||||||||
Präter. | S. | I | 2 | avoľkselitin |
» | » | » | » | » |
3 | avoľkselija | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
Pl. | 2 | avoľkselidiz | |||||||
3 | avoľkselin | ||||||||
II | 1 | avoľkselimik | » | » | » | » | » | ||
3 | avoľkselik | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
Pl. | 1 | avoľkselimiz | |||||||
3 | avoľkselt | ||||||||
III | 1 | avoľkselimim | » | » | » | » | » | ||
2 | avoľkselinzit | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
3 | avoľkselize | ||||||||
Pl. | 1 | avoľkselimiz | |||||||
2 | avoľkselidiz | ||||||||
3 | avoľkselinze | ||||||||
Pl. | I | 2 | avoľkselidiz | » | » | » | » | » | |
3 | avoľkselinek | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
Pl. | 2 | avoľkselidiz | |||||||
3 | avoľkselinek | ||||||||
II | 1 | avoľkselimiz | rama, | van (vano), | lovno, | peľ (pele), | sai(saje) | ||
3 | avoľkselink | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
Pl. | 1 | avoľkselimiz | |||||||
3 | avoľkselink | ||||||||
III | 1 | avoľkselimiz | » | » | » | » | » | ||
2 | avoľkselidiz | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | |||
3 | avoľkselize | ||||||||
Pl. | 1 | avoľkselimiz | |||||||
2 | avoľkselidiz | ||||||||
3 | avoľkselize |
Conditional.
S. | I | 2 | avolitin | rama, | van (vano), | lovno, | peľ (pele), | sai (saje) |
3 | avolija | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | ||
Pl. | 2 | avolidiz | ||||||
3 | avolin | |||||||
II | 1 | avolimik | » | » | » | » | » | |
3 | avolik | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | ||
Pl. | 1 | avolimiz | ||||||
3 | avoľt | |||||||
III | 1 | avolimim | » | » | » | » | » | |
2 | avolinzit | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | ||
3 | avolize | |||||||
Pl. | 1 | avolimiz | ||||||
2 | avolidiz | |||||||
3 | avolinze | |||||||
Pl. | I | 2 | avolidiz | » | » | » | » | » |
3 | avolinek | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | ||
Pl. | 2 | avolidiz | ||||||
3 | avolinek | |||||||
II | 1 | avolimiz | » | » | » | » | » | |
3 | avolink | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | ||
Pl. | 1 | avolimiz | ||||||
3 | avolink | |||||||
III | 1 | avolimiz | rama, | van (vano), | lovno, | peľ (pele), | sai (saje) | |
2 | avolidiz | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | ||
3 | avolize | |||||||
Pl. | 1 | avolimiz | ||||||
2 | avolidiz | |||||||
3 | avolize |
Conjunctiv.
Präs. | S. | I | 2 | a ramyńdäŕatan | a vanyńdäŕatan | a lovnyńdäŕatan | a pelińdäŕatan | a sajińdäŕatan | |
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
II | 1 | a ramyńdäŕasamak | a vanyńdäŕasamak | a lovnyńdäŕasamak | a pelińdäŕasamak | a sajińdäŕasamak | |||
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
III | 1 | a ramyńdäŕasamam | a vanyńdäŕasamam | a lovnyńdäŕasamam | a pelińdäŕasamam | a sajińdäŕasamam | |||
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
Pl. | I | 2 | a ramyńdäŕatadiz | a vanyńdäŕatadiz | a lovnyńdäŕatadiz | a pelińdäŕatadiz | a sajińdäŕatadiz | ||
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
II | 1 | a ramyńdäŕasamiz | a vanyńdäŕasamiz | a lovnyńdäŕasamiz | a pelińdäŕasamiz | a sajińdäŕasamiz | |||
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
III | 1 | a ramyńdäŕasamiz | a vanyńdäŕasamiz | a loynyńdäŕasamiz | a pelińdäŕasamiz | a sajińdäŕasamiz | |||
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
Präter. | S. | I | 2 | a ramavlindäŕatan | a vanovlińdäŕatan | a lovnovlińdäŕatan | a pelevlińdäŕatan | a sajevlińdäŕatan | |
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
II | 1 | a ramavlińdäŕasamak | a vanovlińdäŕasamak | a lovnovlińdäŕasamak | a pelevlińdäŕasamak | a sajevlińdäŕasamak | |||
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
III | 1 | a ramavlińdäŕasamam | a vanovlińdäŕasamam | a lovnovlińdäŕasamam | a pelevlińdäŕasamam | a sajevlińdäŕasamam | |||
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
Pl. | I | 2 | a ramavlińdäŕatadiz | a vanovlińdäŕatadiz | a lovnovlińdäŕatadiz | a pelevlińdäŕatadiz | a sajevlińdäŕatadiz | ||
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
II | 1 | a ramavlińdäŕasamiz | a vanovlińdäŕasamiz | a lovnovlińdäŕasamiz | a pelevlińdäŕasamiz | a sajevlińdäŕasamiz | |||
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. | |||||
III | 1 | a ramavlińdäŕasamiz | a vanovlińdäŕasamiz | a lovnovlińdäŕasamiz | a pelevlińdäŕasamiz | a sajevlińdäŕasamiz | |||
etc. wie affirm. | etc. | etc. | etc. | etc. |
Imperativ.
II | 1 | iľamak | rama, | van (vano), | lovno, | peľ (pele), | sai (saje) | |
3 | ilik | -''- | -''- | -''- | -''- | -''- | ||
Pl. | 1 | ilimiz | ||||||
3 | iľt | |||||||
Pl. | II | 1 | ilimiz | |||||
3 | ilink | |||||||
Pl. | 1 | ilimiz | ||||||
3 | ilink |
§ 109. IX. Die Conjugation des Zeitworts «sein», ulems und uľnems, ist ganz regelmässig und vollständig, natürlich nur in der subjectiven Form. Anmerkenswerth sind nur die eigenthümlichen Verneinungen dieses Zeitworts. Für das Präsens und Präteritum des Indicativs dient das Nomen araś (nicht vorhanden) mit den Prädicatsuffixen. Es verneint das ulems nicht als Copula, sondern als Verbum der Existenz (Verbum substantivum), daher dient die dritte Person araś Pl. araśt — ohne Suffix, vergl. § 82 — sehr gewöhnlich auch zum Ausdruck des Nichthabens (vergl. § 46). Im Präsens scheint es nur in der dritten Person gebraucht zu werden, im Präteritum aber auch in anderen Personen, z. B. mon toso araseliń (ich befand mich, war, nicht dort). — Eine zweite, von dem Stamme des Zeitworts selbst gebildete Negation ist avoľ (= auľ), als Verneinung der Copula gebraucht, und zwar — vielleicht in Nachahmung des russischen не — für alle Personen unverändert, z. B. mon avoľ te veleste (ich bin nicht aus diesem Dorfe), avoľ li ton tśorazo sońze (bist du nicht sein Sohn), te nejak avoľ pe (das ist noch nicht das Ende), syń avoľ minek narodstonok (sie sind nicht aus unserem Volke) u. s. w. Da die verneinende, wie die bejahende, Antwort so geschieht, dass man das Wort wiederholt, auf welches sich die Frage besonders bezieht, so werden araś und avoľ auch für das deutsche «nein» gebraucht, z. B. araś li tynk kädsenk kodamojak jartsamo? — Araś (ist nicht in eurer Hand irgend welche Speise, d. h. habt ihr nicht irgend etwas
§ 110. Die Postpositionen sind Casus von Nomina und eben deshalb auch Postpositionen, denn als eigentliche Nomina regieren sie das von ihnen abhängige Wort im Genitiv, und dessen regelmässige Stellung, wenigstens wenn er selbst von einem Nomen ist, ist vor dem regierenden Worte. Als Nominalcasus können die Postpositionen auch Possessivsuffixe annehmen von derselben Person wie das von ihnen regierte Wort, und wenn dieses ein Personalpronomen ist, so bleibt es sehr häufig weg, und man begnügt sich mit dem Suffix an der Postposition, z. B. martonzo st. sońze marto od. sońze martonzo (mit ihm), jutkstost st. syńst jutksto od. syńst jutkstost (von ihnen). Dass der vor dem regierenden Worte stehende Genitiv auch ohne das Genitivsuffix stehen kann, wie oben § 46 angegeben worden, findet natürlich auch auf diejenigen Wörter Anwendung, welche von Postpositionen regiert sind. Da die Postpositionen die Stelle der Präpositionen in den indoeuropäischen Sprachen vertreten, so ist ihre Bedeutung und Anwendung leicht verständlich, und es sind darüber nur noch zwei Bemerkungen zu machen. Erstens werden auch manche Adverbe anderer Sprachen in der Form von Postpositionen ausgedrückt, z. B. minek ladso (in unserer Weise d. h. wie wir), eben so wie minek kädse (in unserer Hand d. h. bei uns); zweitens werden Postpositionen öfters gebraucht, wo, um die fragliche Beziehung auszudrücken, Casus genügen könnten. Ich habe diess besonders da bemerkt, wo es darauf ankam, von mit Personalsuffixen versehenen Nomina Casus zu bilden. Der Gebrauch dieser Personalsuffixe scheint nämlich bei den schon stark verrussten Mordwinen allmählich antiquirt zu werden, und Mordwinen aus verschiedenen Gegenden, welche ein Nomen zwar als Subject und Object wohl mit Personalsuffixen gebrauchten, wollten sich auf eine weitere Casusbildung nicht einlassen, sondern nahmen ihre Zuflucht zu Postpositionen. — Die Stämme, von welchen Postpositionen gebildet sind, sind grossentheils in der Sprache noch als Nomina im Gebrauch, und es wird die bequemste Uebersicht gewähren, wenn wir sie hier in alphabetischer Ordnung der Stämme geben. Dass ein Paar an Postpositionen noch vorkommende Suffixe sonst als Casus nicht, oder vielleicht nicht mehr, im Gebrauch sind, ist schon früher bemerkt worden. — Viele Postpositionen werden auch als Adverbe gebraucht, indem sie keinen Genitiv regieren, sondern nur dem Zeitwort sich anschliessen zu genauerer Bestimmung der Thätigkeit, und es ist wohl möglich, dass manche Casusformen von den hier weiter unten folgenden Stämmen, die nur später unter den
§ 111. Al (der untere, der unter etwas befindliche Raum), davon alo «unter» und alov «unter», ersteres gewöhnlich auf die Frage «wo», z. B. kiśka stoloń alo aštši (ein Hund liegt unter dem Tische), letzteres auf die Frage «wohin», z. B. kše stoloń alov praź (das Brot fiel unter den Tisch); vielleicht auch noch aldo (von unten her), alga (unter etwas hin).
§ 112. Ekš auf die Frage «wohin» und davon ekšne auf die Frage «wo» weiss ich auf kein mir bekanntes Nomen zurückzuführen. Es wird für das russische за gebraucht, und die Grundbedeutung scheint überall «hinter» zu sein, obgleich es im Deutschen nicht gerade immer so zu übersetzen ist, wohl aber im Russischen, z. B. stol ekš (zu Tische), stol ekšne (bei Tische), miŕdeń ekšneľ (sie war verheirathet, eigentl. «hinter einem Manne» nach dem russischen Sprachgebrauch), a nejevi monen lomatneń ekšne (ich kann ihn nicht sehen vor den Menschen, wegen der Menschen, d. h. eigentl. hinter den Menschen, welche davor stehen).
§ 113. Es, zugleich der Stamm des Reflexivpronomens, wohl identisch mit dem wotjakischen und syrjänischen as (Körper, Selbst), bildet in verschiedenen Casus Postpositionen, welche, wenn kein Genitiv davor steht, sondern das davon abhängige Wort (Pronomen) durch das Personalsuffix allein ausgedrückt ist, mit den gleichen Casus des Reflexivpronomens der Form und zuweilen auch der Bedeutung nach zusammenfallen, das Letzte nämlich, wenn die durch das Suffix bezeichnete Person zugleich Subject des Satzes ist. Es sind estede st. esdede, mit doppeltem Ablativsuffix (wie § 69) «von», eise st. esse, (vergl. § 2) «in, an, unter (inter)» auf die Frage «wo», eses od. eis st. ess (vgl. § 2) «in, an, unter (inter)» auf die Frage «wohin», esga «an etwas hin, vorüber», esne «mit, in, bei».
Ezems, das griechische ἀντί, «für, statt, als», gleiche Beziehungen ausdrückend wie der Prädicativcasus, ist vielleicht verwandt mit dem vorhergehenden Stamme, z. B. son primasamam tśorań ezems (er nimmt mich als Sohn, an Sohnes Statt, an), sońze lovnyze od. putyze syń manitśań ezems (man hielt ihn für einen Betrüger).
§ 114. Ikele (der vorn belegene, vor etwas befindliche Raum) ist in derselben Form zugleich Postposition, «vor» auf die Frage «wo», auf die Zeit bezogen mit dem Ablativ construirt wegen des comparativen Sinnes (früher, eher als), davon noch ikelev «vor» auf die Frage «wohin», ikeľde «vor etwas weg», auch als Umschreibuug des Ablativs, z. B. nach pelems (fürchten), sajems (wegnehmen) u. a., vielleicht auch ikeľga «vor etwas hin od. vorbei». Von dem im Mokschadialekte diesem Stamme entsprechenden ingel giebt Ahlquist auch noch die Casus ingelsa, ingelsta und ingels als Postpositionen an, im Ersa aber ist mir ikeľse, ikeľste, ikeľs nicht vorgekommen.
§ 115. Jon (Seite), substantivisch z. B. in eŕva jondo (von jeder Seite), giebt die Postpositionen jonov (an die Seite), «zu, an», auch von der Zeit, wie tšokšne jonov (gegen Abend),
Jožo, von gleicher Bedeutung mit dem vorhergehenden Stamme, ist mir als Postposition sonst nicht vorgekommen als an ein Paar Stellen in der Evangelienübersetzung, wo jožoso «bei, an», und das correlative jožos «an, zu» bedeutet, als son komaź meštšenzé jožos (er neigte sich an seine Brust), aštšeź meštšenze jožoso (er ruhte an seiner Brust).
Jur (Wurzel) scheint im Mordwinischen viel seltener zur Bildung von Postpositionen zu dienen als bei den baltischen Finnen. Im Mokschadialekte kommen nach Ahlquist gar keine vor, im Ersa kenne ich nur den Prolativ jurga für «an» in der Redensart pile jurga tšavoms (an's Ohr schlagen, Ohrfeigen geben). Möglich ist es freilich, dass die Mordwinen hier jur substantivisch verstehen, pile-jur «Ohrgegend», und der Prolativcasus allein die Beziehung des Zeitworts ausdrückt, aber auch so bliebe für jur der allgemein aufgefasste Ortsbegriff, welcher eben den zahlreicheren Postpositionen der Finnen, Ehsten und Liwen zu Grunde liegt.
§ 116. Jutko (Zwischenraum) bildet im Illativ, Elativ, Inessiv und Prolativ Postpositionen, deren Sinn leicht verständlich ist, nämlich jutks (jutkos) «zwischen, unter (lat. inter)» auf die Frage «wohin», z. B. mon kutštadiz tynk lomat jutks (ich schicke euch unter Menschen), sońze a noldasynek minek jutkozonok (wir wollen ihn nicht unter uns lassen, aufnehmen), jutksto «von, aus, (franz. d'entre)», sehr gewöhnlich im Sinne eines Genit. part., z. B. ki jutkstonk avoľ tei ist́amo (wer von euch würde nicht so thun), veike lomatneń jutksto (einer von den Menschen), jutkso «zwischen, unter» auf die Frage «wo», auch auf die Zeit bezogen «während», z. B. juty te maŕavks lomatneń jutkso (es geht dieses Gerede unter den Menschen), kudoń i vireń jutkso (zwischen dem Hause und dem Walde), teń jutkso tät́azo śormadyze sonenze (unterdessen schrieb ihm sein Vater), jutkova «durch etwas hin, zwischen etwas hindurch», z. B. jutamstonzo oš jutkova (als er durch die Stadt ging), auch ohne eine eigentliche Bewegung, von der blossen Erstreckung zwischen oder der Verbreitung unter etwas, wie jovtaźt es jutkovast (sie sprachen unter einander), minek jutkovanok i tynk jutkovank pokš ŕäka (zwischen uns und euch ist ein grosser Fluss).
§ 117. Karšo und der Illativ davon karšos in gleicher Bedeutung «gegen, gegenüber, entgegen», z. B. sovet teiźt sońze karšonzo (sie machten einen Anschlag gegen ihn), ozado aštšeźt kudoń karšo (sie sassen dem Hause gegenüber), ki tynk karšozonk (wer ist wider euch). — Vielleicht werden in entsprechender Weise auch noch die correlativen Casus karšoso und karšosto, Inessiv und Elativ, gebraucht.
§ 118. Von käd (Hand fig. Besitz) sind alle drei Casus in ganz gewöhnlichem Gebrauch in derselben Bedeutung wie bei den westlichen Finnen, also käds «zu, an» oder als Umschreibung des Ablativs (Dativs), z. B. maksyze tät́ań kädzenze (er übergab es dem Vater), kädse «bei», z. B. eikakš moń kädsen madeź aštši (ein Kind liegt bei mir darnieder), tońt kädset karmam aštšeme (bei dir werde ich mich aufhalten), oft auch um das Zeitwort «haben» auszudrücken, vielleicht eine Nachahmung des russischen «у меня есть» anstatt des echt mordwinischen
§ 119. Kele (Breite) dient im Illativ keles (in die Breite) als Postposition «durch, entlang (in verschiedenen Richtungen, vgl. patšk, troks)», z. B. jakado mastoroń keles (geht durch das Land, überall im Lande umher).
Kis möchte man für den Illativ von ki (Weg) halten, wie denn auch im Mokschadialekt nach Ahlquist in der That von diesem Stamme der Prolativ kiga als Postposition gebräuchlich ist, freilich in anderer Bedeutung als das kis bei den Ersa. Gegen diese Auffassung spricht indessen der Umstand, dass das s bei der Verlängerung nicht in z übergeht, wie sonst das Suffix des Illativs. Die Formen mit den Personalsuffixen kisen, kiset, kisenze, kisenek, kisenk, kisest (st. kizen, kizet etc.) machen es wahrscheinlicher, dass die Postposition eigentlich der Inessiv kise ist und nur in der Aussprache zu kis verkürzt wird nach Analogie anderer auf e und o ausgehender Wörter. Die Bedeutung dieser Postposition ist «wegen, für, zu (vom Zweck), von (lat. de)», z. B. seń kis (deswegen), mut́avźt sońze kis (sie beunruhigten sich seinetwegen), kodamo pitne makssyk teń kis (welchen Preis hast du dafür gezahlt), oimenze makssazo lamotneń kis (er giebt sein Leben hin für Viele), son te uli, konań kis mon kortliń tynk (er ist derjenige, von dem ich euch gesagt habe).
§ 120. Konďamo, konďa, eigentlich ein Adjectiv «gleich, ähnlich», schliesst sich durch seine Construction mit dem Genitiv den Postpositionen an und heisst dann «wie, gleich wie» so wie das unten folgende ladso, z. B. lamo seń konďamo teiďado (ihr thut Vieles wie dieses, dergleichen), sńardojak miń ezinek neit teń konďamo (nie haben wir gesehen wie dieses, dergleichen), iľado uľt syńst konďamost (seid nicht wie sie, eigentl. ihre Aehnlichen), son prävtemeń konďamo, kona a sody meze tejems (er ist wie ein Thor, der nicht weiss, was er thun soll). — Die adjectivische Grundbedeutung tritt besonders hervor, wenn konďamo declinirt wird, z. B. teize sońze es konďaksonzo (er machte ihn sich gleich, zu einem solchen wie er selbst ist).
Koŕas, (koŕaks), von unbekanntem Ursprung, bedeutet als Postposition construirt «nach, gemäss (lat. secundum)», z. B. seń koŕas anok ulede (dem gemäss seid bereit), eŕveikenen makssy sońze tevtneń koŕas (er wird Jedem geben nach seinen Thaten).
§ 121. Kunška (Mitte) giebt in denselben vier Casus wie jutko die Postpositionen kunškas «mitten in, mitten unter», auf die Frage «wohin», kunškasto «mitten aus», kunškaso «mitten in, mitten unter», auf die Frage «wo», und kunškava «mitten durch, mitten durch etwas hin», z. B. st́aź syńst kunškazost i jovtaź (er trat mitten unter sie und sprach), son saź vireń kunškasto (er kam mitten aus dem Walde), eri ošoń kunškaso (er lebt mitten in der Stadt), jutaź lomatneń kunškava (er ging mitten hin durch die Menschen).
§ 122. Kuvalmo, wohl verwandt mit kuvaka (lang), ist als Postposition zunächst
Lad (Art, Weise), im Inessiv ladso «wie, gleich wie», so wie konďamo, z. B. tšamazo ašolgadź lov ladso (sein Gesicht wurde weiss wie Schnee), ton sońze ladsonzo kortľat (du sprichst wie er); nicht als Postposition construirt und anzusehen ist es, wenn z. B. ein Pronomen davor nicht im Genitiv steht, sondern unverändert als Attribut, wie te ladso (auf diese Weise), aber teń ladso (wie dieser).
§ 123. Lango, langa, (Oberfläche) giebt in denselben vier Casus wie jutko und kunška — Illativ, Elativ. Inessiv, Prolativ — Postpositionen, nämlich langs «auf, über, an, zu, gegen» von der Richtung, auf die Frage «wohin», z. B. eikakšośt putyze kädenze langs (sie legten das Kind auf seine Hände), putyja sońze es stadan langs (ich setzte ihn über meine Heerde), makssyze sońze keŕamoń langs (sie übergaben ihn zum Bestrafen), tynk tśorank stit tynk langozonk (eure Söhne werden sich gegen euch erheben), langsto «von etwas ab, herab, weg», z. B. son kajize langstonzo oďozanzo (er warf sein Kleid von sich ab), langso «auf, über» auf die Frage «wo», z. B. mon uliń ki langso martonzo (ich war mit ihm auf dem Wege), uleze milostet langsonok (dein Erbarmen sei über uns, d. h, erbarme dich unser), nach einem Russicismus auch construirt mit uŕvakstoms (heirathen), als ki uŕvaksty noldaź ava langso (wer ein entlassenes, d. h. geschiedenes, Weib heirathet), langa (eigentl. wohl langga) «über etwas hin, hindurch, über od. von (latein. de), z. B. ujeźt ved langa (sie fuhren über das Wasser), atsak patśa stoloń langa (breite ein Tuch über den Tisch), jovtaźt es tevest langa (sie erzählten von ihren Thaten), tšarkodźt, meks mon syńst langast kortliń (sie merkten, dass ich von ihnen, über sie, sprach).
§ 124. Mala (Nähe), wovon der Illativ malas «zu» z. B. saź malazonzo aľa (es kam zu ihm ein Bauer), moleź kudo malas (er näherte sich dem Hause), der Elativ malasto «von» z. B. aźodo moń malaston (geht fort, entfernt euch von mir), der Inessiv malaso «bei» z. B. veńš beŕok malaso aštšeź (das Boot lag nahe beim Ufer), der Prolativ malava «nahe an etwas hin» oder nach Analogie anderer Postpositionen in diesem Casus «hin und her bei, verbreitet in der Umgegend oder Nähe von etwas», auch von der Zeit «um», z. B. rabotaź ošoń malava (er arbeitete in der Nähe der Stadt, d. h. an verschiedenen Stellen, sonst malaso), molinek kudoń malava (wir gingen nahe an dem Hause vorüber), uľneź peleve malava (es war um Mitternacht), im Approximativ malav in gleicher Weise wie der Illativ, auch «um, ungefähr», z. B. jalganzo sońze saźt bojaroń malav (seine Freunde kamen zu dem Herren), saź kudoń kenkš malav (er näherte sich der Thür des Hauses), uľneźt väte sadt malav (es waren etwa fünfhundert).
§ 125. Marto, wie Ahlquist meint, der Ablativ von mar (Haufe), doch will im Ersa — und auch wohl im Mokscha — die Form und Bedeutung dieser Postposition sich nicht recht mit der des Ablativs vereinigen lassen. Sie bezeichnet eine Gesellschaft oder Gemeinschaft
Meile «nach» (von der Zeit) und meľga «nach, hinter» (vom Ort) von gleichem Stamme, der aber selbst nicht mehr nachzuweisen ist. Meile wird seiner comparativen Bedeutung wegen (später als) regelmässig mit dem Ablativ construirt wie das entgegengesetzte ikele (vgl. oben), z. B. se škado meile (nach dieser Zeit), kolmo tšide meile (nach drei Tagen), vesemede meile (nach Allem, zu allerletzt); meľga wird nicht gebraucht von der Ruhe, dem Befinden hinter etwas (wie udalo s. unten), sondern bezeichnet als Prolativ die Bewegung hinter etwas her, z. B. moľt meľganok (geh hinter uns her, d. h. folge uns), seŕgedź meľganzo (er schrie ihm nach, ging schreiend hinter ihm her); auch in demselben figürlichen Sinne wie das entgegengesetzte karšo «für», son meľgank (er ist mit euch, hält es mit euch).
§ 126. Paška «ohne, ausser», ohne im Mordwinischen nachweisbaren Stamm, wird nicht als Nominalcasus mit dem Genitiv construirt, sondern als Adverb mit dem Ablativ, z. B. uleźt nileńgämen avatnede i eikakštnede paška (es waren ihrer vierzig ohne die Weiber und Kinder), eź meŕź kinengak molems es meľganzo bratdonzo paška; (er liess Niemand mit sich gehen ausser seinen Bruder).
Patšk «durch» im eigentlichen Sinne, auch im figürlichen für «aus, wegen (lat. prae)», z. B. salmoks pileń patšk (durch ein Nadelöhr), puľa šľapań patšk liseź (die Kugel ging durch den Hut), prävtemeľt tandadmost patšk (sie waren ausser sich vor Furcht).
§ 127. Peľ, pele (Seite) dient im adverbialen Locativ, im Approximativ und Ablativ als Postposition, nämlich pele «bei, an», pelev «an, nach etwas hin, zu, gegen», z. B. kov valdy tši liśme pele (der Mond scheint im Osten), veľavź lomatneń pelev (er wandte sich zu den Leuten), tšokšne pelev (gegen Abend), tši sakšni tšopoda pelev (der Tag geht nach der Dunkelheit zu, d. h. es wird bald Abend werden), und peľde «von, von Seiten», auch als Umschreibung des blossen Ablativs im partitiven Sinn, bei Passiven u. a., z. B. teŕdija sońze liatneń peľde ve pelev (ich rief ihn von den Andern weg bei Seite), eź sait son jarmakt moń peľden (er nahm kein Geld von mir), tynk peľdenk son teń sodyze (von euch hat er das erfahren
Die durch vor pele noch gesetzte Bestimmwörter gebildeten adverbialen Ausdrücke, wie tona pele (jenseit), tona pelev (jenseit hin, auf die andere Seite), tona peľde (von jenseit her) u. s. w., können ebenfalls wie Postpositionen gebraucht werden.
§ 128. Peŕka (Umgegend) ist in unveränderter Form zugleich Postposition «um», so wohl im eigentlichen Sinne, als auch um das Ungefähre zu bezeichnen, z. B. veseme promoźt peŕkanzo (Alle versammelten sich um ihn), lomatne ozaźt stoloń peŕka (die Menschen setzten sich um einen Tisch), uľneź niletse tšasoń peŕka (es war ungefähr vier Uhr). Von demselben Stamme ist auch peŕt, welches eben so gebraucht wird.
Pinge (Zeit) im Elativ pingste, in der auf die Zeit sich beziehenden Bedeutung dieses Casus, drückt als Postposition das deutsche «während» aus, z. B. sońze eŕamonzo pingste (während seines Lebens), piŕgeneń pingste (während des Gewitters).
§ 129. Potmo (Inneres, Schoos). Die vier schon bei mehreren der vorher genannten Stämme erwähnten Casus dienen auch von diesem als Postpositionen, aber mit Ausnahme des Prolativs potmova werden sie sämmtlich fast ausschliesslich in einer kürzeren Form gebraucht, nämlich pots, potsto, potso anstatt potmos, potmosto, potmoso. Es heisst also potmova «in», z. B. arseź, kortleź es potmovanzo (er dachte, er sprach in sich, bei sich), pots «in» auf die Frage «wohin», z. B. meze ušosto lomaneń pots sovy (was von aussen in einen Menschen hinein geht), potsto «aus», z. B. vese ne beŕan tevt sädeń potsto lisit (alle diese bösen Thaten kommen aus dem Herzen), potso «in» auf die Frage «wo», z. B. ulińdäräi tynk potsonk kämeme, a mut́avdado (wenn Vertrauen in euch ist, so werdet ihr nicht unruhig sein).
§ 130. Von pŕa (Kopf, Gipfel, Oberes) werden dieselben Casus gebraucht, also pŕas «auf» auf die Frage «wohin», z. B. kuzeź pando pŕas (er stieg auf einen Berg), pŕasto «von, von oben weg», z. B. syń valgonoźt pando pŕasto (sie stiegen von einem Berge herab), pŕaso «auf» auf die Frage «wo», z. B. tšuvto pŕaso narmoń mory (auf dem Baume singt ein Vogel), pŕava «über etwas hin», z. B. tšavyze sońze pile pŕavanzo (er schlug ihn über's Ohr).
Sädei (Herz) kann eben so gebraucht werden wie potmo, es ist mir indessen viel seltener vorgekommen, z. B. son aštši modań sädeise (er liegt in der Erde).
Sive ist ein Mal in der Evangelienübersetzung gebraucht, mir sonst aber nicht vorgekommen, und Form und Herkunft sind mir dunkel, da an das sonst wohl bekannte sive (Kragen) zu denken hier keine Veranlassung vorliegt. Die erwähnte Stelle ist L. V, 14 kandoms ozks es vańskavtomo sive (ein Opfer darbringen wegen, für seine Reinigung).
§ 131. Ška (Zeit), von gleicher Bedeutung mit dem oben angeführten pinge, kann auch im Elativ eben so gebraucht werden wie jenes, z.B. moń samon škasto (bei meinem Kommen, während meines Kommens).
Tarka (Ort, Stelle, Statt) ist im Inessiv tarkaso das deutsche «anstatt», z. B. son kuď azoro tät́anzo tarkaso sońze (er ist Hausherr an seines Vaters Statt).
Troks «durch», von unbestimmbarer Abkunft, das mokschanische turks, scheint nur wenig gebraucht zu werden, z. B. son mastoroń troks jutaź (er zog durch das Land).
Turtov, der Form nach ein Approximativ, von welchem der Stamm mir aber nicht bekannt ist, bedeutet «zu» und wird oft als blosse Umschreibung des Allativs gebraucht, namentlich bei Wörtern mit Personalsuffixen, wo alle Mordwinen, die ich zu hören Gelegenheit hatte, den Allativ zu bilden vermieden und lieber zu dieser Umschreibung griffen, z. B. mon syń syńst turtov (ich kam zu ihnen), mezeń kis kortľat es bratot turtov (warum sagst du zu deinem Bruder).
§ 132. Udalo (der hinter etwas befindliche Raum), davon das unveränderte Nomen adverbialisch (als Locativ) «hinter, jenseit» auf die Frage «wo», z. B. vele vireń udalo (das Dorf ist jenseit des Waldes), aštšeź ortań udalo (er stand hinter der Pforte), der Approximativ udalov mit derselben Bedeutung auf die Frage «wohin», z. B. liseź kenkš udalov (er ging hinaus hinter die Thür od. vor die Thür nach deutschem Sprachgebrauch), der Ablativ udaldo «hinter etwas hervor», z. B. liseźt pandoń udaldo (sie kamen hinter dem Berge hervor), und der Prolativ udalga «hinter etwas hin od. vorbei», z. B. jutaź moń udalgan (er ging hinter mir vorbei).
§ 133. Ušo (der ausserhalb befindliche Raum, die Aussenseite), wovon als Postpositionen besonders ušov «aus, nach der Aussenseite hin», z. B. vedize sońze kudoń ušov (er führte ihn aus dem Hause, vor das Haus), ušoso «ausserhalb, an der Aussenseite», z. B. uľneź oš ušoso (er war draussen vor der Stadt, ausserhalb der Stadt), möglicher Weise auch die correlativen ušosto und ušova, welche nach dem Vorhergehenden und ihrer Form nach leicht verständlich wären, die mir aber nur als Adverbe bekannt sind.
§ 134. Vaks (Spanne) dient zur Bezeichnung des Verhältnisses der Nähe wie mala (s. oben), davon der Illativ vakss, od. vaksos «an, zu, neben, nach, in, gegen», z. B. saź liatneń vakss (er kam zu den Andern), veńštne lotkaźt se tarkaśt vakss (die Schiffe legten an der Stelle an), ozan vaksozot (ich werde mich neben dich setzen), ferner vaksne «neben, bei, an» st. des mir wenigstens nicht vorgekommenen Inessivs vaksso (vgl. oben ekšne), z. B. uľneź äŕke vaksne (er befand sich an dem See), kolmo tšit už aštši moń vaksnen (er verweilt schon drei Tage bei mir), vakssto «von», z. B. satanok kalmo vakssto (wir kommen vom Grabe), murdaźt tol vakssto (sie kamen von dem Feuer zurück), vaksga «an etwas vorüber», z. B. son molińdäräi moń vaksgan (wenn er bei mir vorüber geht).
§ 135. Veľks (das Obere, die Decke) giebt die Postpositionen veľksne «über», z. B. pŕanzo veľksne pongavtozeľ jonksozo (über seinem Kopfe hing sein Bogen), veľksga oder von einem einfacheren Stamme veľga «über etwas hin», z. B. narmot livtit kudoń veľksga (Vögel fliegen über das Haus), vielleicht auch noch andere.
Von väre (das Obere) ist mir als Postposition nur väŕde «oberhalb, über» vorgekommen, z. B. katšamo aštši veľkseń väŕde (der Rauch steht über dem Dache), aber auch von diesem Stamme mögen auch noch die übrigen sonst als Postpositionen gebrauchten Casus so
§ 136. Da ein Theil der wenigen Bindewörter (Conjunctionen) aus den Adverben genommen sind, da diese wie jene ihrer mannichfaltigen Bedeutung wegen öfters an verschiedenen Stellen zugleich vorkommen müssten, wollten wir, wie es in den Grammatiken anderer Sprachen geschieht, die Partikeln hier auch nach den verschiedenen dort gebräuchlichen Kategorien ein- und vertheilen, so hat es mir besser und übersichtlicher geschienen, sie hier in alphabetischer Ordnung neben einander zu stellen, was bei dem in den finnischen Sprachen herrschenden Princip der Wortbildung zugleich den Vortheil gewährt, dass die Wörter gleicher Abstammung zusammen gruppirt werden. Welche von den hier aufgeführten Partikeln als Conjunctionen zur Satzbildung und Satzverbindung dienen und in welcher Weise, das zeigt weiter unten die Satzlehre. Nur über die Negationen, welche in dem alphabetischen Verzeichnisse durch die Form einander nicht so nahe gebracht werden würden, als sie der Bedeutung nach zusammen gehören, mögen hier einige Bemerkungen vorausgeschickt werden. Bei der Conjugation sind die verschiedenen Negationen schon hier und da erwähnt worden. — A (at) dient als Verneinung der Verbalnomina, des Präsens im Indicativ und derjenigen Tempora unter den übrigen Modi, welche dieselbe Flexion haben, nämlich der beiden Tempora des Conjunctivs. Durch Zusammensetzung mit dem Stamm des Zeitworts ulems (sein) entstehen avoľ und avoľkseľ, welche mit den Personalendungen der vergangenen Zeit flectirt als Negation des Conditionals und des Präteritums im Optativ dienen. — Eine zweite Negation ist eź (aź) für das Präteritum des Indicativs, eben so flectirt wie die genannten avoľ und avoľkseľ.— Eine dritte ist das prohibitive iľa, im Plural iľado, für den Imperativ, und mit dem Charakter des Präsens im Optativ versehen und durch alle Personen flectirt iľazan etc., für dieses letztgenannte Tempus. Ein Seitenstück, was die Flexion betrifft, zu dem mit einem Plural versehenen iľa ist aźo (fort, hinweg, geh), im Plural aźodo, aźdo, und auch bei anderen finnischen Stämmen findet sich Aehnliches, so im Ehstnischen säh (da, nimm), im Plural sähke. — Noch eine vierte Negation endlich ist apak, um in der negativen Conjugation etwas dem adverbialen Particip (Gerundium) der Vergangenheit Entsprechendes auszudrücken, wie apak jartsak, apak teit (nicht gegessen, nicht gethan habend); in der Evangelienübersetzung ist es einmal auch mit dem Particip selbst gebraucht, wo dieses passive Bedeutung hat, apak śormadoź, (ungeschrieben), was aber wohl nicht dem Geiste der Sprache angemessen sein möchte. Sol nicht durch das negative Verb der ganze Satz überhaupt verneint werden, sondern bezieht sich in einem affirmativen Satze eine Negation nur auf ein einzelnes Wort, so ist diese Negation a, z. B. apokš (nicht gross, klein), alamo (nicht viel, wenig). Soll aber nicht einfach durch die Negation eines einzelnen Wortes dessen Bedeutung in das Gegentheil verwandelt, sondern ein Gegensatz hervorgehoben werden, so dass ein Satz mit «sondern» darauf folgt oder zu ergänzen ist, dann gebraucht man avoľ st. a, z. B. kona avoľ kenkšga sovy no lia tarkava (wer
Noch eine Negation ist bei dem Zeitwort schon erwähnt worden, araś (nicht vorhanden), welche, da sie selbst schon das Zeitwort «sein» in sich schliesst, nie zur Verneinung eines anderen Verbs gebraucht werden kann, sondern selbst schon das Prädicat im Satze bildet.
Dass in der Antwort die in der Frage da gewesene Negation allein wiederholt wird, um unser «nein» auszudrücken, ist schon bemerkt worden. Auf ähnliche Weise werden auch die prohibitiven Negationen iľa, iľado absolut gebraucht, aber da eine vorher gehende im Imperativ stehende Frage nicht möglich ist, so ist bei iľa und iľado das Verbum teit (thun) zu ergänzen, also «thu od. thut das nicht», sei es als Antwort auf eine dubitative Frage oder überhaupt abmahnend.
Das deutsche «weder... noch», wenn zwei vollständige Sätze dadurch verbunden werden, ist nur i (und), wobei jeder Satz die ihm zukommende Negation behält; werden aber durch «weder.. .noch» nur zwei coordinirte Glieder eines und desselben Satzes verbunden, so ist es a...a, wobei das Zeitwort ausserdem noch in der negativen Form steht, z. B. son a vetški a moń a tät́an moń (er liebt weder mich noch meinen Vater), son araseľ tese a tšetše a iśak (er ist weder heute noch gestern hier gewesen), aber son iśak araseľ tese i vandyjak a sy (er ist gestern nicht hier gewesen und, auch morgen wird er nicht kommen, d. h. weder ist er heute hier gewesen, noch wird er morgen kommen). Entbehrlich ist das von stark verrussten Mordwinen gebrauchte ni (und nicht) und ni...ni (weder...noch).
§ 137. Die übrigen Partikeln sind die hier folgenden, unter welchen die mehr oder weniger verstummelten, aus dem Russischen herüber genommenen mit «(russ.)» bezeichnet sind.
A (russ.) aber, sondern.
Alamo, alamoška etwas, alamos auf kurze Zeit, alamodo, alamojak (mit Negationen verbunden) beinahe.
Ali (russ.) oder, ali... ali entweder...oder.
Alkuks wahrlich, gewiss.
Alo unten, alov nach unten, hinab, aldo von unten, alga unten hin, unten durch.
Antśak nur.
Arašt, arazdy, arazek (russ.) etwa, vielleicht.
Ašto ... ašto (russ.) bald... bald, theils...theils.
Buttaby (russ.) als ob, wie wenn.
Bude (russ.) wenn.
Da (russ.) und, dass.
Druk (russ.) plötzlich.
Eno o ja, ja wohl.
Gak, jak, das erste nach Consonanten, das zweite nach Vocalen, ist eine enclitische oder affigirte Partikel und bedeutet «auch, und, sogar», im verneinten Satz «auch nicht, nicht einmal». Aus den interrogativen, mit k anfangenden Adverben bildet diese Partikel indefinite, wie bei den Pronomen, und diese stehen dann auch, wenn das Zeitwort verneint ist, statt der deutschen negativen Adverbe beim affirmativen Verb.
I (russ.) und, auch, i...i so wohl...als auch.
Ikele vorher, vorn, ikelev voraus, nach vorn, ikeľga voraus.
Ili (russ.) oder.
Iśak gestern.
Ist́a so, ist́a...koda so....wie, ist́a...meks so...dass, ist́aže eben so, ebenfalls, daher; nach einem Russicismus wird ist́a auch für «ja» gebraucht, wie das entsprechende russische такъ.
Jala immer.
Jalgo zu Fusse.
Ježeli (russ.) wenn.
Ka, ke, ko, eine enclitische Partikel, welche den Nachdruck auf ein Wort legt.
Kardasna draussen.
Karšo entgegen, gegenüber.
Koda so wohl Adverb «wie, als, wann», als Conjunction «als, da, wenn».
Kodaby (halb russ.) wenn.
Kodajak irgend wie, irgend wenn.
Kodamo wie.
Koli (russ.) wann.
Koso wo, kosto, kovoldo von wo, woher, kov, kos wohin.
Koš, kot (russ.) wenn auch, wenn auch nur, obgleich, freilich.
Kuva wo.
Lamo sehr; lamodo oft, vielfach.
Li (russ. nachgesetztes Fragewort), li...ili, li...ali (in der Doppelfrage).
Liaks sonst, übrigens.
Malaso nahe, malav nahe herbei, beinahe.
Meile, meilks zulezt, nachher.
Meis (st. mezs, von meze) warum.
Mekev zurück.
Meks warum; dass.
Mezde warum.
Mik bis, sogar.
Nei, neike jetzt, neikeže eben jetzt, sogleich.
Nejak noch.
Nesak denn.
Neuželi (russ.) etwa, vielleicht.
Neželi (russ.) als (nach Comparativen).
Ni (russ.) und nicht, auch nicht, ni...ni weder...noch.
No (russ.) aber, sondern.
Odnako (russ.) aber, dennoch.
Odov wieder, von neuem.
Opek (russ.) wieder.
Oštšo, eštšo (russ.) noch.
Paška besonders, für sich, ausserdem.
Pek sehr.
Peŕka, peŕt umher.
Pots hinein, potso drinnen, potsto heraus.
Prok (russ.) gänzlich, ganz und gar.
Protš (russ.) fort.
Seetste oft.
Seks denn, deswegen.
Seńak wenn.
Sese dort, hier, seste von dort, von hier, sev, sei dahin, hieher.
Seske, seste da, dann, darauf, damals, so (im Nachsatze).
Stako umsonst.
Što (russ.) dass.
Štoby (russ.) dass, damit.
Tago wieder, noch.
Talai genug.
Täräi (meist angehängt und flectirt) wenn.
Tei, tenei hieher.
Tenese, teneste darum, deswegen.
Tese, teske hier, teste von hier.
To (russ.) so (im Nachsatze).
Todei oft.
Toso, tosko dort, tosto, tovoldo von dort, tov, tozov dahin.
Tšetše heute.
Tšut́ (russ.) kaum.
Udaldo von hinten, udalga hinten vorbei, udalo hinten, udalov nach hinten.
Umok lange.
Ušoso draussen, ušosto von draussen her, ušov hinaus, ušova aussen vorbei.
Už (russ.) schon, (mit Verneinungen) noch nicht.
Vaksga vorüber, vaskne nahe, dabei, vakss herzu.
Vana siehe, siehe da.
Vandy morgen.
Vasńa vorher, zuerst.
Vasoldo von fern her, vasolo fern, weit, vasolga weit dahin, in der Ferne vorbei, vasov weit hin, in die Ferne.
Väŕde von oben, väre oben.
Vdruk (russ.) plötzlich.
Veikes gleich.
Veis zusammen, veise zugleich, beisammen.
Veľt, veľt pek sehr.
Vezde (russ.) überall.
Źardo wann; als, bis.
Źardojak irgend wann, (mit Negationen) nie.
Źards wie lange; während, bis
Že (russ.) aber; affigirt dient es zur Verstärkung der demonstrativen Adverbe, wie der demonstrativen Fürwörter.
§ 138. Wegen der von Nomina abgeleiteten Adverbe ist zu vergleichen § 42. Hier mögen zum Beschlusse noch einige häufiger vorkommende Verbindungen stehen, welche zum Ausdrucke adverbialer Beziehungen gebraucht werden.
Avoľ antśak... no i nicht nur... sondern auch.
Avoľ koda als (nach Comparativen).
Eŕva kuva überall, eŕva peľde von allen Seiten, eŕva ieste jährlich, eŕva jonga überall, eŕva škane immer, jederzeit, jedes Mal.
Ikele pelev künftighin.
Kona škasto während.
Meiltse pelev zuletzt.
Mezdejak avoľ keineswegs.
Mezeń kis, meze meľga warum, weswegen.
Nei škas bis jetzt.
Ombotse pele etc. = tona pele etc.
Se jondo von dort her, se jonov dahinwärts.
Se jutksto unterdessen, se jutksto koda während.
Se ladso so, auf diese Weise.
Se škasto jetzt, nun.
Se tšasso, seže tšasso sogleich.
Sede ikele vorher.
Sede paška ausserdem.
Seks meks weil.
Seń karšo dagegen, im Gegentheil.
Seń kis deswegen, seń kis što, s. k. meks weil.
Seń konďamo so.
Seń koŕas, seń kuvalmo deswegen, demnach, demgemäss, seń kuvalmo meks weil.
Škasto, tarkava zu Zeiten, dann und wann.
Tarkava, tarkań tarkava hier und da.
Te jutksto unterdessen, te (teń) jutksto koda od. źardo während.
Te ladso so, auf diese Art, te ladsože, teke ladso eben so.
Te peľde hier.
Te škane jetzt, te škas bis jetzt.
Tede meile hierauf, darnach.
Teń kis deswegen.
Tona pele jenseit, auf jener Seite, tona peľde von jenseit her, tona pelev jenseit, auf die andere Seite.
Valskese am Morgen, Morgens, valske marto dass.
Ve jonov, ve pelev bei Seite.
Vembeŕt (veń peŕt) Nachts, v. patšk die ganze Nacht hindurch.
Źaro ška (od. źaroška?) wie lange.
§ 139. In dem vorhergehenden Abschnitte der Grammatik sind nicht bloss die verschiedenen Wortformen gegeben, sondern auch die Bedeutung und der Gebrauch der einzelnen, so dass es in diesem letzten Abschnitt grossen Theils genügen wird, auf das schon Dagewesene hinzuweisen und es nach dem hier geltenden Gesichtspunkt übersichtlich zusammen zu stellen.
§ 140. I. Einfacher Satz. Die Congruenz zwischen Subject und Prädicat ist wie in den meisten anderen Sprachen. Eine scheinbare Ausnahme tritt ein, wenn das Subject zwar nicht die Pluralform hat, aber doch die Bedeutung eines Plurals, wo denn das Zeitwort auch im Plural steht, z. B. veseme kuloźt (alle sind gestorben), kavtonesk syt (beide werden kommen), narod molit synenst (das Volk, die Leute gehen zu ihnen). Ist das Prädicat durch ein Substantiv ausgedrückt, so steht es natürlich nur dann im Plural, wenn es der Sinn erfordert, d. h. wenn damit wirklich eine Vielheit bezeichnet werden soll, das Prädicatsadjectiv dagegen richtet sich immer nach dem Numerus des Subjects.
§ 141. Das adjectivische Attributivwort ist unveränderlich (vgl. § 59), z. B. lamo telat kuloź lomatneń (viele Leiber gestorbener Menschen), niŕkalgavtsynze ne mukatneń (es wird diese Qualen abkürzen), se tšiste (an diesem Tage), vese vienze putyze (er wandte alle seine Kraft an). Der attributive Genitiv von einem Nomen sowohl wie von einem Pronomen kann vor oder nach dem regierenden Worte stehen, z. B. sońze kudozo oder kudozo sońze (sein
§ 142. Das gerade Object (Accusativ) wird durch die beiden ersten Casus ausgedrückt, das entferntere durch die übrigen oder eine der Postpositionen. Ueber den Unterschied, mit welchem die beiden ersten Casus für unseren Accusativ stehen, vgl. § 58, über den Unterschied hierbei zwischen objectivem und subjectivem Verb vgl. § 99, und über den Ausdruck des partitiven Objectes durch den Ablat. vgl. § 48. Dass beim objectiven Verb das Object, wenn es nur das persönliche Fürwort ist, auch wegbleiben und durch das Suffix des Zeitworts allein vertreten werden kann, ist eben dort bemerkt; eben so kann dasselbe Pronomen auch als Attribut fehlen, wenn es durch das Personalsuffix des regierenden Hauptworts schon hinlänglich bezeichnet ist, vgl. § 70; selten fehlt es als Subject. Ueber die Erweiterung des einfachen Satzes durch verschiedene adverbiale Bestimmungen enthalten die §§ 47—58 und 110—138 das Nöthige, und es ist hier darüber weiter nichts hinzuzufügen.
§ 143. Einem Satze die Frageform zu geben, dient, wenn nicht schon ein interrogatives Pronomen oder Adverb die Frage einleitet, die russische Fragepartikel li, z. B. kämsynk li, meks monen te tejevi (glaubt ihr, dass ich das thun kann), ezide li maŕak tynk (habt ihr nicht gehört), son li se molitśa (ist er jener Kommende, der welcher kommen soll) etc. In der doppelgliedrigen Frage folgt auf li das ebenfalls russische ali, ili (oder), z. B. virste li moľź son ili veleste (ist er aus dem Walde gekommen oder aus dem Dorfe), ton li kutšoźat, ili liań utšoms minenek (bist du abgeschickt worden, oder sollen wir einen Anderen erwarten). Eine andere, wohl ebenfalls russische (развѣ) Fragepartikel ist arazdy, arašt, arazek (etwa), womit bezeichnet wird, dass der Fragende selbst entgegengesetzter Ansicht ist, z. B. arazdy mon bojarotan (bin ich etwa dein Herr, ich bin ja nicht dein Herr), arašt a sodatado (wisst ihr etwa nicht, ihr wisst doch wohl). — Wunschsätze stehen im Präsens des Optativs, wenn der auf die Zukunft bezogene Wunsch mit der Voraussetzung der Erfüllung ausgesprochen wird, daher in der dritten Person auch den Imperativ vertretend, z. B. setme uleze (er möge ruhig sein),
Eine Aufforderung in der ersten Pluralperson steht im Präsens des Indicativs, z. B. molďanok, tšavosynek (wollen wir gehen, lasst uns ihn todt schlagen). — In dubitativen oder deliberativen Sätzen steht für den griechischen Conjunctiv der Infinitiv, wobei das logische Subject, wenn es ausgedrückt ist, im Allativ steht, z. B. meze tejems (was soll man thun), meze tejems monen (was soll ich thun), kov molems minenek (wohin sollen wir gehen), kosto synenst kše sajems (woher sollen sie Brot nehmen).
§ 144. Die Wortfolge im Satze ist ziemlich frei, so dass man den einzelnen Wörtern, je nachdem es der Sinn oder der darauf zu legende Nachdruck erfordert, eine mehr oder weniger hervorragende Stellung geben kann. Man kann also z. B. mit dem Subject beginnen, son moń kudsto pansimim (er jagte mich aus dem Hause), oder mit dem Object moń son kudsto pansimim, mit dem Prädicatsverb karmaź tät́azo keŕamonzo (sein Vater fing an ihn zu schlagen), oder mit einer adverbialen Ergänzung ombotse tšine kutšyze tät́a tśoranzo (am folgenden Tage schickte der Vater seinen Sohn); es kann sogar ein attributiver Genitiv von seinem regierenden Worte getrennt werden, z. B. sońze uľneźt lamo jalganzo (seine vielen Freunde waren, d. h. er hatte viele Freunde), tśoranzo araś šapkazo (sein Sohn hat keine Mütze), kuď azoroń kuloź lišmeze (das Pferd des Hausherrn ist gestorben).
§ 145. II. Zusammengesetzter Satz. Daraus, dass eine so grosse Anzahl der Conjunctionen Fremdwörter sind, ist ersichtlich, dass die mordwinische Sprache sich ihrem inwohnenden Geiste gemäss eigentlich ohne dieselben behelfen kann. In der That ist ihr ein Theil derselben dadurch entbehrlich, dass sie statt untergeordneter Adverbialsätze Verkürzungen vermittelst der Verbalnomina anwendet (vgl. § 83—85), wovon das Einzelne weiter unten, ein anderer dadurch, dass sie Wörter und Sätze asyndetisch neben einander stellt, anstatt sie durch Conjunctionen anzureihen oder unterzuordnen, z. B. velese eŕaźt miŕdet avat (in einem Dorfe lebten Mann und Weib), syń a vidit a nujit (sie säen und ernten nicht), mon nein syń alov valgyt (ich sah wie (od. dass) sie herab kamen), bratonzo arseźt son udy (seine Brüder glaubten, dass er schliefe), ińaldźt liseveľ son te kudsto (sie baten, dass er aus dem Hause gehen möchte), meŕt ne kavto lomat sovavoľt (befiehl, dass diese beiden Männer hinein gehen), purnado vese, mezejak iľazo joma (sammelt Alles, damit nichts umkomme). Wenn zur Verbindung coordinirter Sätze die russischen Conjunctionen i, ni, a, no, odnako, ili gebraucht werden, so ist über deren Construction weiter nichts zu bemerken.
§ 146. A. Substantivsätze. Die eigentlich mordwinische Conjunction ist meks (dass), daneben hört man jedoch auch die russische što, z. B. kortlit meks a uli (avoľ) son kudso (sie sagen,
Sehr gewöhnlich ist hier wie in anderen Sprachen die Verkürzung des abhängigen Satzes mit dem Verbalnomen (Infinitiv), wenn er mit dem Obersatze gleiches Subject hat. Hat in diesem Falle der Infinitiv noch ein Object, so wird diess durch das bezügliche Suffix nicht an dem Infinitiv selbst bezeichnet, sondern an dem regierenden Verbum, also a jorasamam kadoms (er will mich nicht verlassen), kädenek pelimim gaďamodo (wir fürchteten unsre Hände zu beschmutzen). Diess gilt jedoch nicht bei dem Nominativ des Verbalnomens (vgl. § 83), welcher immer selbst die Suffixe annimmt, z. B. lišmeśt karmaź keŕamonzo (er fing an das Pferd zu schlagen).
Die zweite Kategorie von Substantivsätzen, indirecte Fragesätze, werden ganz wie Hauptsätze construirt, da zwischen directen und indirecten Fragen die Sprache durchaus keinen Unterschied macht, vgl. also § 143.
§ 147. B. Adjectivsätze werden wie anderswo mit relativen Pronomina und Adverben gebildet, in verkürzter Form mit den den Participen entsprechenden Verbalnomina (s. § 84 und 85). Wenn der Adjectivsatz sich auf ein demonstratives Pronomen bezieht, so kann diess entweder vorangehen, oder nachdrücklicher nachfolgen, oder auch wegbleiben, so dass ein mit ki oder meze gebildeter Adjectivsatz selbst substantive Bedeutung erhält. Einige Beispiele von allen diesen Fällen sind: vana lomań, kona vetški simems jartsams (das ist ein Mensch, welcher liebt zu essen und zu trinken), sodyńdäŕat, meks mon lomańan, kona nujan, koso eziń viďt (wenn du weisst, dass ich ein Mensch bin, der ich ernte, wo ich nicht gesäet habe), ezija muk sońze te tarkaso, koso putyja (ich fand ihn nicht an der Stelle, wo ich ihn hingelegt hatte), saźt lamo lomat kortlitśat (es kamen viele Menschen, welche sagten), lomań teseľ ortšaź pitnev oďožaso (hier war ein Mann, welcher mit einem kostbaren Kleide bekleidet war), te meze sädeiste lisi (das, was aus dem Herzen kommt), kiń uli, tenen maksovi (wer hat, dem wird gegeben), meľnek uleveľ nejems, meze tyń neide (wir möchten gern sehen, was ihr gesehen habt), narmoń ki kundaź, kirďsazo (wer einen Vogel gefangen hat, behält ihn).
§ 148. C. Adverbialsätze, 1) der Zeitbestimmung. Die dazu dienenden Partikeln sind: koda (als, da, bis), kona škasto (während), kona škaso (bis), źardo, źards (als, während, bis), in der letzten Bedeutung gewöhnlich mit dem negativen Verb, eben so wie kona škaso, ikele neželi, ikele koda nejak (bevor), z. B. koda sovaź kudos, taki kortleź sonenze (als er in das Haus trat, sagte ihm Jemand), a juty te tšiś, koda vese te tejevi (dieser Tag wird nicht vergehen,
Sehr häufig werden diese Sätze in verkürzter Form mit Hülfe des ersten Verbalnomens (s. § 83) gegeben, an welchem das Subject im Genitiv oder in Form von Personalsuffixen ausgedrückt wird, also im Inessiv samosonzo (in seinem Kommen, als er kam), samosonk (in eurem Kommen, als ihr kamt), samosost (in ihrem Kommen, als sie kamen) etc., eben so im Elativ samstonzo (indem er kam), samozonzo (bis er kommt), samodo meile sońze (nachdem er gekommen war), samodo ikele sońze (bevor er kommt). Beispiele von allen diesen Casus und Postpositionen s. in demselben § 83. Sonst werden noch Sätze mit «nachdem, indem» sehr gewöhnlich mit dem dritten Verbalnomen (Particip) auf ź (s. § 85) gegeben, welches in diesem Falle als Adverb unveränderlich ist wie die entsprechende magyarische Verbalform auf va (ve), z. B. snartlize sońze kevtleź (sie versuchten ihn, indem sie fragten).
§ 149. 2) Causalsätze. Einfache causale Partikeln sind koda (da, weil), seks, nesak (denn), ausserdem gebraucht man die Verbindungen seń kis meks, seks meks, sen kuvalmo meks, teń kis meks u. ähnliche (deshalb dass, weil), z. B. koda tyń avoľ narod peľde, seks i a vetškt́adiz narod (weil ihr nicht vom Volke seid, so liebt euch das Volk nicht), lisede ušov, seks eź kul lomańś (geht hinaus, denn der Mann ist nicht gestorben, eigentl. geht hinaus des wegen: der Mann ist nicht gestorben), pelede lomatnede, nesak syń a vetškt́adiz tynk (fürchtet euch vor den Menschen, denn sie hassen euch), mon peliń tońdet, seń kis meks ton käžev lomańat (ich fürchtete mich vor dir, weil du ein zorniger Mann bist), vanodo pŕank, seks meks a sodatado, kona tšasso tynk bojaronk sy (hütet euch, weil ihr nicht wisset, zu welcher Stunde euer Herr kommen wird), orgodź, seń kuvalmo meks eź jorak turems (er floh, weil er nicht kämpfen wollte). Statt des mordwinischen meks wird in diesen Verbindungen auch das russische što gebraucht.
§ 150. 3) Absichtsätze stehen entweder im Präsens des Optativs oder häufiger im Conditional ohne besonderes Bindewort als Wunschsätze (vgl. § 143 u. 87), oder es werden dieselben Modi mit meks oder statt dessen vielleicht häufiger noch mit den ganz oder halb russischen štoby, kodaby gebraucht, z. B. veśe syń teit te marto, meks nejevlize syńst lomatne (Alles thun sie deshalb, damit die Menschen sie sehen), meze tejems, primavlimiz moń (was soll ich thun, damit sie mich aufnehmen), kandleźt ikelenze eikakšt, štoby kädenze tokavtovlize langozost (sie brachten Kinder zu ihm, damit er seine Hand auf sie legte), aštšek kudoso, iľdiz nei tońt (bleibe im Hause, damit sie dich nicht sehen), iľa liśt kudosto, (štoby)
§ 151. 4) Conditionalsätze. Bei diesen ist wohl zu unterscheiden, ob der Ober- und Untersatz etwas Gewisses oder wenigstens als gewiss und bestimmt Gedachtes enthalten, wo im Deutschen der Indicativ gebraucht wird, oder etwas nur Mögliches oder auch nur Vorausgesetztes, aber nicht wirklich Statt Findendes, wo im Deutschen der Conjunctiv steht.
a) Conditionale Satzverbindung mit dem Ausdruck des Bestimmten. Hier steht der Bedingungssatz im Präsens des Conjunctivs ohne weitere Conjunction als die flectirte, mit welcher dieser Modus gebildet wird (s. § 89), oder im Indicativ mit einer der Partikeln koda, koli, bude, seńak, ježeli, der Indicativ des Zeitworts «sein» kann natürlich auch durch die Prädicatsuffixe vertreten werden (vgl. § 82), z. B. ki tenk jovtyńdäräi, ilado kämt (wenn Jemand euch sagt, so glaubet nicht), miń jovtyńdäŕatanok araś, son śolnosamiz (wenn wir sagen nein, so wird er uns schelten), koda karmatado tyń paro kortleme, koli apartado (wie wollt ihr Gutes sprechen, wenn ihr schlecht seid), ježeli neisak sońze, jovtak (wenn du ihn siehst, so sage), bude ki kevstt́adiz, jovtado, son eŕavi bojarnen (wenn Jemand euch fragt, so sagt, dass der Herr es nöthig hat), kravtsamiz seńak minek, seste meŕt minenek molems virs (wenn du uns vertreibst, so erlaube uns in den Wald zu gehen), ki a primatadiz seńak tynk, seste lisede se kudosto (wenn Jemand euch nicht aufnimmt, so geht aus diesem Hause). Seńak wird, wie aus diesen Beispielen zu ersehen ist, immer nachgesetzt, der Gebrauch des seste (dann, so) nach conditionalen oder temporalen Adverbialsätzen ist willkührlich.
b) Conditionale Satzverbindung mit dem Ausdruck des Ungewissen. Der Bedingungssatz steht entweder im Präteritum des Conjunctivs, oder mit den Partikeln koda, ježeli im Conditional, der Hauptsatz in beiden Fällen im Conditional, z. B. ulevlińdäräi son vedun, sodavlize
Ueber den Gebrauch der interrogativen oder relativen Pronomina in Concessiv- und Conditionalsätzen als indefinite vgl. § 76.
§ 152. 5) Concessivsätze stehen je nach dem deutschen Indicativ oder Conjunctiv im Indicativ oder Conditional mit der Partikel koš oder kot́ (zwar, freilich, obgleich, wenn auch), z. B. koš sońs eź kult, a nize sońze (er selbst ist zwar nicht gestorben, aber sein Weib), koš pazdo a peľat, lomatnede vizdek (wenn du dich auch vor Gott nicht fürchtest, so schäme dich vor den Menschen), koš lamonest liśneźt, ezize muk (obgleich Viele ausgingen, so fanden sie ihn nicht), koš vese tońt kadovlidiz, da mon źardojak a kadtan (wenn auch Alle dich verlassen sollten, so werde ich dich doch niemals verlassen), ki koš st́avoľ kulomsto, avoľt kämt (wenn auch Jemand vom Tode auferstände, so würden sie nicht glauben).
§ 153. 6) Adverbialsätze der Art und Weise. Man kann hier unterscheiden die Bezeichnung der Art und Weise durch eine Vergleichung und durch Angabe der Folge und Wirkung.
a) Comparative Sätze werden gebildet vermittelst der Partikeln koda, neželi, avoľ koda (wie, als), buttaby (als ob, wie wenn), z. B. koda ton kämit́, ist́a i uli (wie du geglaubt hast, so ist es auch), kalmyze sońze, koda obytśai uľnez (sie begruben ihn, wie es Sitte war), sede lamo maksyń tenze, neželi od. avoľ koda väšneź (ich gab ihm mehr, als er verlangt hatte), vizdiľgavtymiz, buttaby pežet tejevlinek (er schalt uns, als ob wir eine Sünde begangen hätten).
b) Consecutivsätze bildet die Partikel meks (so dass), welcher das demonstrative ist́a (so) vorangeht, z. B. st́aź pokš varma, ist́a meks veńtšeś valnokšneź volnaso (es erhob sich ein starker Wind, so dass das Boot in den Wellen schwankte), vese te kalavtoź uli, ist́a meks a kadovi tese ḱäv ḱäveń langs (Alles dieses wird zerstört werden, so dass hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben wird).
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